Neues Leitungsteam für Berliner Theatertreffen

Fokus Osteuropa

07:47 Minuten
Vier Frauen sitzen nebeneinander in einem Theater.
Das neue Leitungsteam des Berliner Theatertreffens (v.l.n.r.): Marta Hewelt, Carolin Hochleichter, Joanna Nuckowska und Olena Apchel. © Jacobia Dahm / Berliner Festspiele
Matthias Pees im Gespräch mit Julius Stucke · 06.07.2022
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Vier Theatermacherinnen aus Polen, der Ukraine und Deutschland übernehmen die Leitung des Berliner Theatertreffens. Intendant Matthias Pees erhofft sich eine Solidarisierung mit Theaterschaffenden in Mittel- und Osteuropa.
Bei dem neuen Leitungsteam handle es sich um eine Gruppe von Theatermacherinnen, die bereits eng vernetzt sei und jetzt zum ersten Mal gemeinsam unter Vertrag stehe, sagt Matthias Pees, Intendant der Berliner Festspiele.

Ein Leitungskollektiv „weiblich, jung, mit solcher einer krassen Erfahrung“ - das klinge zunächst positiv, sagt das ehemalige Jury-Mitglied des Theatertreffens und Kulturjournalist Georg Kasch . Solch eine Konstellation könne ein Festival „auf tolle Weise“ verändern. „Die Frage ist nur: Ist dieses Leitungskollektiv die richtige Leitung für das richtige Festival?"

Darunter ist die Regisseurin Olena Apchel aus dem Donbass, die in Polen lebt, arbeitet und dort bereits mit der Theater- und Festivalmanagerin Joanna Nuckowska zusammengearbeitet habe, sagt Pees.

"Diversifizierungsresistentes" Theater

Nuckowska wiederum verbinde eine lange Zusammenarbeit mit der deutschen Dramaturgin Carolin Hochleichter. Dazu kommt Marta Hewelt, Geschäftsführerin der Schwankhalle in Bremen, ein Produktionshaus der freien Szene. Das internationale Kollektiv übernimmt die Nachfolge von Yvonne Büdenhölzer.

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Im Angesicht von Krieg sei mit der neuen Vernetzung nach Mittel- und Osteuropa eine andere „Zuspitzung“ und „Solidarisierung“ mit Kolleginnen und Kollegen möglich, sagt Pees: „Wenn wir über das deutschsprachige Schauspieltheater sprechen, dann sprechen wir über das Diversifizierungsresistenteste, was es in der Kulturlandschaft gibt.“ Das habe vor allem mit der Sprache zu tun.

Verbindungen zum osteuropäischen Theater

Mittlerweile gebe es jedoch auch in Deutschland Übertitel bei Inszenierungen oder Ensembles aus Geflüchteten. Solche Wege sowie die Verbindungen zum Theater in Ost- und Mitteleuropa sollen in Zukunft beim Theatertreffen stärker reflektiert werden, sagt Pees.
Anfang September soll das neue Team mit der Planung des für Mai 2023 geplanten Theatertreffens beginnen.

Es gibt auch Vorbehalte

Nicht bei allen stößt die neue kollektive Leitung des Theatertreffens auf Begeisterung, sagt Theaterkritiker André Mumot . Es gebe vor allem Bedenken, dass die Form des Treffens geändert werden soll. Bisher bestimmt eine unabhängige Jury die zehn besten Theaterinszenierungen im deutschsprachigen Raum.
Wie sich diese Beschränkung auf den deutschsprachigen Raum mit der angedachten Vernetzung nach Mittel- und Osteuropa verträgt, muss sich zeigen, sagt Mumot. Auch, ob es zu Konflikten zwischen der Festivalleitung und der unabhängigen Jury kommen werde.
Immerhin würden alle vier künftige Leiterinnen des Theatertreffens auch selber inszenieren, das war bei ihrer Vorgängerin nicht der Fall. Ob sie sich deshalb in die Arbeit der Jury einmischen würden, müsse die Zukunft erweisen. "Ich glaube, das ist eine sehr gute Idee, wenn die Leitung schon mal aktiv in der Produktion von Theater gewesen ist", sagt Mumot.
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