Charlie-Hebdo-Mitgründer beklagt Vereinnahmung durch Pegida
Pegida-Anhänger, die in Dresden mit Trauerflor auf die Straße gehen wollen, um der Opfer des Anschlags in Paris zu gedenken: Das ist für Bernard Willem Holtrop, Gründungsmitglied von Charlie Hebdo, unerträglich. Und er macht gleichzeitig absolut klar, wie es in Zukunft mit dem Magazin weitergehen wird.
Millionen Menschen sind am Sonntag in Frankreich auf die Straße gegangen, "Je suis Charlie" ihr Bekenntnis - der Terroranschlag auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" eint das Land. Die Menschen demonstrieren Solidarität mit der Presse. "Ich kann mir schwer vorstellen, dass das lange anhält", befürchtet aber Bernard Willem Holtrop, Gründungsmitglied von "Charlie Hebdo". Er überlebte den Anschlag am 7. Januar, weil er gerade nicht in der Redaktion war.
Im Moment arbeitet die Redaktion an der ersten Ausgabe nach dem Anschlag. "Wir müssen die Zeitschrift weiterführen, genau in dem Geist unserer ermordeten Kollegen!", kündigte Holtrop im Deutschlandradio Kultur an. "Wir schießen auch in Zukunft in alle Richtungen!" Ob der Islam eine friedliche Religion sei? "Es gibt nicht den einen Islam", sagte Holtrop. Die Täter entstammten einer kleinen, radikalen Minderheit: "Man kann auch sagen, dass die ein bisschen dumm im Kopf sind."
Kritisch sieht er jedoch, dass Pegida-Anhänger am Montagabend in Dresden mit Trauerflor auflaufen wollen. "Hier wird einfach etwas vereinnahmt", beklagte er. Das habe er auch beim Trauermarsch in Frankreich erlebt, wo russische Politiker und afrikanische Diktatoren mitmarschierten, obwohl sie eigentlich Feinde dieser Form der Pressefreiheit seien. Trotzdem plädiert er für einen Dialog mit den Pegida-Anhängern: "Es ist immer besser, das Gespräch zu suchen", sagte Holtrop, anstatt solche Bewegungen rundheraus zu ignorieren.