Bernhard Kegel: "Die Natur der Zukunft. Tier- und Pflanzenwelt in Zeiten des Klimawandels"
Dumont Verlag, Köln 2021
384 Seiten, 24 Euro
Wie Tiere und Pflanzen auf den Klimawandel reagieren
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Bernhard Kegel warnt in seinem neuen Sachbuch eindringlich vor den Folgen von steigenden Temperaturen und extremen Wetterereignissen. Aber der Biologe sagt auch: Es gibt Profiteure, die sich den neuen Lebensverhältnissen gekonnt anpassen.
Der menschgemachte Klimawandel beeinflusst die globale Natur schon heute: Korallen bleichen aus und gehen zugrunde, Fische verhungern, Wälder verdursten. Immer weniger Insekten und Amphibien bevölkern unseren Planeten.
Dennoch ist die Natur keineswegs nur ein hilfloses Opfer menschlicher Zerstörungswut. Sie hat sich immer wieder an starke und auch an plötzliche Klimaveränderungen angepasst, und sie passt sich auch diesmal an.
Differenziertes Bild der Natur als ökologisches Netzwerk
Bernhard Kegel beschreibt in einfachen und eindringlichen Worten ein äußerst differenziertes Bild der Natur als ökologisches Netzwerk, das durch den Klimawandel unter Druck gerät. In seinem Buch hat er zahlreiche Einzelinformationen zusammengetragen, aus wissenschaftlichen Untersuchungen, Medienberichten und auch aus Büchern anderer Autoren.
Viele seiner Beispiele zeigen: Wenn eine Art durch erhöhte Temperaturen beeinträchtigt wird, beeinflusst das zahlreiche andere Arten.
So lässt der frühere Beginn des Frühlings viele Pflanzen Tage oder sogar Wochen früher sprießen und blühen. Die Insekten müssen darauf reagieren und sich ebenfalls früher vermehren. Einigen gelingt es, andere kommen zu spät und verhungern.
Zugvögel sind besonders bedroht
Besonders bedroht sind Zugvögel, die sich von den Insekten ernähren. Da sie sich oft an der Tageslänge und nicht an den Temperaturen orientieren, kommen viele zu spät in ihren Brutgebieten an. Die besten Brutplätze sind vergeben und die Insektenzahl bereits reduziert. Zugvögel gehören wie viele andere zu den Verlierern des Klimawandels. Einige werden aussterben, andere verzichten auf die großen Wanderungen.
Viele der von Bernhard Kegel im Detail beschriebenen Einzelbeispiele erklären, wie Klimaänderungen die Evolution der einzelnen Arten seit Millionen Jahren beeinflussen. Doch diesmal fordert der besonders schnelle Wandel Tiere und Pflanzen stärker als je zuvor.
Vielen bleibt nur die Flucht. Wenn möglich ziehen sie in kältere Gefilde, nach Norden oder in die Berge. Dort verdrängen sie andere Arten, die ebenfalls ausweichen müssen. Wer ganz oben in den Bergen lebt oder hoch im Norden in den Polargebieten, kann nicht mehr fliehen und ist zum Aussterben verurteilt.
Klimawandel und Evolutionsgeschichte
Bernhard Kegel beschreibt den Klimawandel nicht als große einheitliche Ökokatastrophe. Manchmal verliert er sich in unzähligen Einzelbeispielen. Mit seiner differenzierten Darstellung ordnet er den Klimawandel ein in eine Evolutionsgeschichte. Manche Arten hat die Evolution auf die Ereignisse vorbereitet und andere nicht.
Dennoch neigt der Autor nicht zur Verharmlosung. Seine Bilanz ist keineswegs beruhigend: Viele biologische Arten werden die Herausforderungen des Klimawandels nicht überleben. Und der Mensch könnte eine von ihnen sein.