Berufliche Gleichstellung

Parität können wir nur gemeinsam erreichen

07:35 Minuten
Beine von Männern und Frauen, die im Bundestag sitzen
Selbst im Bundestag ist noch längst kein Frauenanteil von 50 Prozent erreicht. © dpa / Wolfgang Kumm
Helga Lukoschat im Gespräch mit Axel Rahmlow |
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Vor 40 Jahren beschloss der Bundestag die berufliche Gleichstellung der Frau. Um Parität zu erreichen, sei nun eine Allianz von Männern und Frauen notwendig, meint Helga Lukoschat, Vorsitzende der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft.
Am 25. Juni 1980, vor genau 40 Jahren, hat der Bundestag die berufliche Gleichstellung der Frau beschlossen. Auf Druck der Europäischen Gemeinschaft kam damals das "arbeitsrechtliche EG-Anpassungsgesetz" zustande. Doch Recht ist das eine, die Realität weiterhin häufig eine andere – so hat es auch die Bundeskanzlerin in dieser Woche erst wieder festgestellt:
"Wir sind ein gutes Stück vorangekommen, aber wir sind noch längst nicht da, wo wir hinwollen: Parität ist das Ziel!", sagte Angela Merkel am Dienstag in einer Videobotschaft für die Jahreskonferenz der "Initiative Chefsache".
Und die Kanzlerin hat auch gleich die aktuellen Zahlen parat: "In den obersten Bundesbehörden insgesamt ist der Anteil der Frauen in Führungspositionen allerdings nur spärlich auf 36 Prozent angewachsen. Ähnliches gilt für Aufsichtsräte der börsennotierten und -mitbestimmten Unternehmen: Hier machen Frauen 35 Prozent aus, doch in den Vorständen nicht einmal elf Prozent. Und wenn Unternehmen als Zielgröße für Vorstände gar null Prozent festlegen, dann habe ich dafür auch null Verständnis."

Es geht langsam voran

Auch die Vorstandsvorsitzende der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft in Berlin, Helga Lukoschat, geht es in Sachen Gleichberechtigung zu langsam voran: "Ich würde mir wünschen, dass all diese Prozesse ein wenig schneller gehen", sagte sie im Interview auf Deutschlandfunk Kultur.
Als Ursachen sieht Lukoschat "fest gefügte Strukturen", sowie eine Mischung aus "historischen Weichenstellungen" und "Rollenbildern". – Auch die strukturellen Rahmenbedingungen wie eine verlässliche Kinderbetreuung würden eine entscheidende Rolle spielen.

Männer fördern Männer

Perspektivwechsel und ein Umdenken seien ebenfalls entscheidend. Denn nach wie vor sei es so, dass Männer vor allem Männer fördern. Deswegen sei es "ein ganz wichtiger Schritt, wenn Männer das reflektieren und auch sagen: Wollen wir das? Fehlt uns da vielleicht nicht auch etwas?"
Deswegen seine Allianzen mit Männern auch entscheidend: "Wir müssen uns gemeinsam darauf verständigen: Wollen wir diesen Prozess voranbringen? Und wollen wir das auch einigermaßen entschlossen machen? Dann müssen wir uns auch gewisse Regeln setzen" – wie beispielsweise Quoten und Zielvorgaben, beispielsweise in der Politik: "Es gibt ja keinen Grund, weswegen im Parlament doppelt so viele Männer wie Frauen Politik für die gesamte Bevölkerung machen sollen."
Ungefähr zehn Jahre werde es allerdings noch dauern, "bis wir Parität erreicht haben", prognostiziert Lukoschat. "Wenn es schneller gehen sollte, umso besser!"
(lkn)
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