Beschlagnahmte Briefe an Seeleute nach 265 Jahren geöffnet

    Die alte Botenfrau hat einen Liebesbrief vom Soldaten aus der Kaserne mitgebracht und gibt ihn der verliebten Frau. Reproduktion einer Originalvorlage aus dem 19. Jahrhundert, Originaldatum nicht bekannt.
    Die Universität Cambridge hat nach 265 Jahren Briefe an französische Seeleute ausgewertet, die einst beschlagnahmt wurden. Symbolbild © IMAGO / H. Tschanz-Hofmann
    Vor 265 Jahren wurden sie beschlagnahmt und blieben dann ungelesen: Zahlreiche Liebesbriefe und Familienbotschaften für französische Seeleute. Nun hat die Universität Cambridge sie geöffnet und ausgewertet. Wie das Fachjournal "Annales Histoire Sciences Sociales" berichtet, geht es um Briefe, die 1757 und 1758 an die Besatzung auf einem französischen Kriegsschiff geschickt wurden, also während des Siebenjährigen Krieges. Die französische Postverwaltung versuchte damals, die Briefe zuzustellen, indem sie sie von Hafen zu Hafen weiterschickte, aber sie kamen immer zu spät. Schließlich beschlagnahmte die britische Royal Navy sie. Inzwischen befinden sich die mehr als 100 Briefe in den National Archives in London. Es sei sehr emotional gewesen, als erster Mensch die äußerst persönlichen Nachrichten zu lesen, sagte der Historiker Renaud Morieux. Ihr Inhalt biete bewegende Einblicke in die Liebe und das Familienleben der Menschen, von Bauern bis zu wohlhabenden Offiziersfrauen. "Heute haben wir Zoom und Whatsapp. Im 18. Jahrhundert hatten die Menschen nur Briefe, aber über was sie schrieben, klingt sehr vertraut."