Beschmierte Kirchen, bespuckte Priester
Bisher entzünden sich die Konflikte im Heiligen Land hauptsächlich zwischen Muslimen und Juden. Doch seit einigen Monaten werden auch Christen attackiert - von radikalen jüdischen Siedlern. Immer öfter werden Kirchen und Klöster in Jerusalem mit wüsten Parolen beschmiert und Priester in der Altstadt bespuckt.
"Jesus ist ein Affe” und "Jesus ist ein Hurensohn”: Sprüche wie diese finden sich immer häufiger auf Kirchentoren in Jerusalem. Die Heilige Stadt ist ein Ort voller Spannungen. Seit einigen Monaten werden nun sogar Christen attackiert. Auch Pater Claudio, das Oberhaupt des griechisch-orthodoxen Kreuzklosters, fand vor einigen Wochen antichristliche Schriftzüge auf den Außenmauern, als er sich auf den Weg in die Altstadt machte.
"Ich habe das morgens um halb fünf entdeckt. Das ist die Zeit, in der ich ins Patriarchat zum Beten gehe. Ich sagte mir: Geh jetzt erst mal beten und danach kommst du wieder zurück."
Auch die Franziskaner haben solche Attacken im Jahr 2012 zu spüren bekommen, wie Franziskaner-Pater George erzählt:
"Bei uns Franziskanern wurde vor ein paar Monaten eines der Tore unserer Kapelle beschmiert. Unser Oberhaupt hat den Schriftzug gegen die Jungfrau Maria am Morgen entdeckt, als er die heilige Stätte öffnete."
Aktionen wie diese Schmierereien werden Price-Tag-Attacken, also Preisschild-Attacken genannt und sind in Israel keine Seltenheit. Sie stehen oft in Zusammenhang mit der Siedlungspolitik. Wenn beispielsweise Siedlungen geräumt werden sollen, kommt es zu Vandalismus vonseiten radikaler jüdischer Siedler. Die Price-Tag-Attacken sollen zeigen, dass das Vorgehen gegen Siedlungen seinen Preis hat. Bisher richteten sich die Angriffe hauptsächlich gegen Muslime. Dass nun aber auch immer mehr Kirchen und Klöster geschändet und Priester in der Altstadt sogar bespuckt werden, ist für die israelische Polizei neu. Sie nimmt die Attacken ernst, wie der Sprecher Micky Rosenfeld erklärt.
"Die israelische Polizei sieht diese Fälle als Kriminalfälle mit nationalistischem Hintergrund. Deswegen haben die Ermittlungen hohe Priorität. Bisher haben wir drei Menschen festgenommen, die im Verdacht stehen, Graffitis auf eine der Kirchen gesprüht zu haben. Sie warten nun auf ihren Prozess."
"Ich habe das morgens um halb fünf entdeckt. Das ist die Zeit, in der ich ins Patriarchat zum Beten gehe. Ich sagte mir: Geh jetzt erst mal beten und danach kommst du wieder zurück."
Auch die Franziskaner haben solche Attacken im Jahr 2012 zu spüren bekommen, wie Franziskaner-Pater George erzählt:
"Bei uns Franziskanern wurde vor ein paar Monaten eines der Tore unserer Kapelle beschmiert. Unser Oberhaupt hat den Schriftzug gegen die Jungfrau Maria am Morgen entdeckt, als er die heilige Stätte öffnete."
Aktionen wie diese Schmierereien werden Price-Tag-Attacken, also Preisschild-Attacken genannt und sind in Israel keine Seltenheit. Sie stehen oft in Zusammenhang mit der Siedlungspolitik. Wenn beispielsweise Siedlungen geräumt werden sollen, kommt es zu Vandalismus vonseiten radikaler jüdischer Siedler. Die Price-Tag-Attacken sollen zeigen, dass das Vorgehen gegen Siedlungen seinen Preis hat. Bisher richteten sich die Angriffe hauptsächlich gegen Muslime. Dass nun aber auch immer mehr Kirchen und Klöster geschändet und Priester in der Altstadt sogar bespuckt werden, ist für die israelische Polizei neu. Sie nimmt die Attacken ernst, wie der Sprecher Micky Rosenfeld erklärt.
"Die israelische Polizei sieht diese Fälle als Kriminalfälle mit nationalistischem Hintergrund. Deswegen haben die Ermittlungen hohe Priorität. Bisher haben wir drei Menschen festgenommen, die im Verdacht stehen, Graffitis auf eine der Kirchen gesprüht zu haben. Sie warten nun auf ihren Prozess."
Angst vor christlichem Antisemitismus
Rabbi Levi Weiman Kelman leitet die liberale Gemeinde Kehilat Kol Haneshama in Jerusalem. Er verurteilt die Attacken und glaubt, dass Angst eine große Rolle spielt.
"Man kann es nicht mit Logik erklären, dass sich jemand von Christen, die nur eine kleine Gruppe sind, bedroht fühlt. Für viele Juden sind die 2000 Jahre alten jüdisch-christlichen Beziehungen genauso präsent wie andere Konflikte heutzutage. Traurigerweise leben vor allem ultra-orthodoxe Juden sehr isoliert, und in ihrer Welt fühlen sie sich von christlichem Antisemitismus bedroht."
Pater George, der das christliche Informationszentrum der Stadt leitet, kennt die Christen der Altstadt gut. Er weiß, dass die Mehrheit der Juden kein Problem mit ihnen hat und deshalb auch keine Panik ausbricht.
"Wir werden hier nicht wirklich attackiert. Ich denke nicht, dass unser Leben in Gefahr ist."
Auch Pater Claudio vom Kreuzkloster nimmt die Attacke gelassen. Er folgt den Worten Jesu:
"Ich bin orthodoxer Priester. Was geschehen ist, wird vergessen und vergeben."
Hin und wieder werden Priester in der Altstadt auch persönlich angegriffen und bespuckt. Pater Matthias von der Benediktinerabtei Dormitio auf dem Zionsberg kennt das. Er glaubt, dass eine Minderheit dahinter steckt:
"Wir begegnen Hunderten von Juden auf dem Weg durchs jüdische Viertel zur Grabeskirche hin. Und vielleicht alle 50 mal kommt ein kleiner Junge oder Jugendlicher, der vor uns auf den Boden spuckt."
"Man kann es nicht mit Logik erklären, dass sich jemand von Christen, die nur eine kleine Gruppe sind, bedroht fühlt. Für viele Juden sind die 2000 Jahre alten jüdisch-christlichen Beziehungen genauso präsent wie andere Konflikte heutzutage. Traurigerweise leben vor allem ultra-orthodoxe Juden sehr isoliert, und in ihrer Welt fühlen sie sich von christlichem Antisemitismus bedroht."
Pater George, der das christliche Informationszentrum der Stadt leitet, kennt die Christen der Altstadt gut. Er weiß, dass die Mehrheit der Juden kein Problem mit ihnen hat und deshalb auch keine Panik ausbricht.
"Wir werden hier nicht wirklich attackiert. Ich denke nicht, dass unser Leben in Gefahr ist."
Auch Pater Claudio vom Kreuzkloster nimmt die Attacke gelassen. Er folgt den Worten Jesu:
"Ich bin orthodoxer Priester. Was geschehen ist, wird vergessen und vergeben."
Hin und wieder werden Priester in der Altstadt auch persönlich angegriffen und bespuckt. Pater Matthias von der Benediktinerabtei Dormitio auf dem Zionsberg kennt das. Er glaubt, dass eine Minderheit dahinter steckt:
"Wir begegnen Hunderten von Juden auf dem Weg durchs jüdische Viertel zur Grabeskirche hin. Und vielleicht alle 50 mal kommt ein kleiner Junge oder Jugendlicher, der vor uns auf den Boden spuckt."
Jetzt werden Überwachungskameras installiert
Tatsächlich melden sich nach den Schmierereien viele Rabbiner oder jüdische Nachbarn bei den Christen und zeigen ihr Mitgefühl. Auch Rabbi Levi Weiman Kelman, der im interreligiösen Koordinationsrat mitarbeitet, bemüht sich um Dialog.
"Gleich nach den Attacken auf das Kloster in Latrun bin ich mit einer Delegation von Rabbis dorthin gefahren. Wir haben unsere Solidarität gezeigt, haben mit den Mönchen geweint und waren beschämt über das, was passiert ist."
Um weitere Attacken zu verhindern, ist die Polizei verstärkt im Einsatz, wie Micky Rosenfeld erklärt:
"Wir fahren abends und am Wochenende verstärkt Streife rund um die Kirchen, sind mit den Kirchenmitgliedern regelmäßig in Kontakt und haben Überwachungskameras installiert."
Pater Matthias glaubt, dass viel früher angesetzt werden muss:
"Viele jüdische Kinder hören vom Christentum im Zusammenhang mit der Kreuzfahrerzeit und mit dem Holocaust. Das sind zwei dunkle Kapitel in unserer christlichen Geschichte. Aber eben das ist nicht das ganze Christentum. Und schon gar nicht der Christ von heute. Und von daher wünschen wir uns einfach, dass uns auch in der Bildung mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird."
Die Christen versuchen, die Attacken nicht aufzubauschen, niemanden an den Pranger zu stellen. Es entsteht beinahe der Eindruck, als spielten sie die Attacken herunter. Doch Israel ist nun mal ein Land, in dem der Konflikt an der Tagesordnung ist. Hier mag es sich tatsächlich so anfühlen, als ob die Angriffe auf Christen nur ein Bruchteil der Auseinandersetzungen sind. So versucht auch Pater George zu beschwichtigen:
"Einerseits sind wir besorgt über manche Attacken und Provokationen. Andererseits hoffen wir, dass es nur gelegentliche Attacken sind. Wir fühlen uns hier zu Hause und wir versuchen, unsere Augen und Herzen für unsere Mitmenschen zu öffnen."
"Gleich nach den Attacken auf das Kloster in Latrun bin ich mit einer Delegation von Rabbis dorthin gefahren. Wir haben unsere Solidarität gezeigt, haben mit den Mönchen geweint und waren beschämt über das, was passiert ist."
Um weitere Attacken zu verhindern, ist die Polizei verstärkt im Einsatz, wie Micky Rosenfeld erklärt:
"Wir fahren abends und am Wochenende verstärkt Streife rund um die Kirchen, sind mit den Kirchenmitgliedern regelmäßig in Kontakt und haben Überwachungskameras installiert."
Pater Matthias glaubt, dass viel früher angesetzt werden muss:
"Viele jüdische Kinder hören vom Christentum im Zusammenhang mit der Kreuzfahrerzeit und mit dem Holocaust. Das sind zwei dunkle Kapitel in unserer christlichen Geschichte. Aber eben das ist nicht das ganze Christentum. Und schon gar nicht der Christ von heute. Und von daher wünschen wir uns einfach, dass uns auch in der Bildung mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird."
Die Christen versuchen, die Attacken nicht aufzubauschen, niemanden an den Pranger zu stellen. Es entsteht beinahe der Eindruck, als spielten sie die Attacken herunter. Doch Israel ist nun mal ein Land, in dem der Konflikt an der Tagesordnung ist. Hier mag es sich tatsächlich so anfühlen, als ob die Angriffe auf Christen nur ein Bruchteil der Auseinandersetzungen sind. So versucht auch Pater George zu beschwichtigen:
"Einerseits sind wir besorgt über manche Attacken und Provokationen. Andererseits hoffen wir, dass es nur gelegentliche Attacken sind. Wir fühlen uns hier zu Hause und wir versuchen, unsere Augen und Herzen für unsere Mitmenschen zu öffnen."