Kampfansage an die Orbán-Regierung
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Studierende haben die Theater- und Filmhochschule in Budapest besetzt. Ihr Protest richtet sich gegen die Orbán-Regierung, die der Schule die Autonomie nehmen will. In den ungarischen Medien wird der Konflikt ignoriert.
Seit wenigen Tagen wird die Theater- und Filmhochschule in Budapest von einem Kuratorium geleitet, das von der ungarischen Regierung um Viktor Orbán eingesetzt wurde. Damit soll der Einfluss auf die Kulturszene ausgeweitet werden - die alte Führung der Hochschule wurde entmachtet. Rund 250 Studenten haben die Hochschule deswegen inzwischen besetzt.
Rückkehr zur Selbstbestimmung
In einer Art Pressekonferenz hätten die Studierenden ein Thesenpapier mit 13 Forderungen verlesen, berichtet der Kulturwissenschaftler Wilhelm Droste, der in Budapest lebt. Diese entsprächen genau dem, was auch der Bühnenbildner und Regisseur Viktor Bodó gesagt habe:
"Ohne Garantie für Autonomie sind die Studierenden nicht bereit, an dieser Hochschule zu studieren. Zudem werden auch viele, sehr wichtige Lehrende so lange dort nicht unterrichten, bis die Selbstbestimmung wiederhergestellt ist."
Der alte Senat, der früher bestimmte, was an der Universität geschah, solle wieder eingesetzt werden. "Das ist eine klare Kampfansage an den Versuch, alles umzukrempeln", so Droste.
Die Forderung sei, dass die Universität selbst bestimmen könne, welche Lehrer Kurse anbieten: "Dass man eine Souveränität im Unterricht hat und dass man nicht bereit ist, sich von außen ein neues Konzept, das sehr stark politisch geprägt ist, aufdrücken zu lassen."
Schweigende Medien
Während der Streik international sehr beachtet werde, ignorierten die ungarischen Medien ihn, so Droste. Dass der Rückzug des Lehrpersonals ein Sieg für Ungarns Regierung ist, glaubt Droste nicht: "Die Fidesz-Regierung hat vielleicht den Triumph, dass sie alle Lehrer verjagt hat, aber sie hat dann auch alle Studenten verjagt. Und man kann ohne Studenten keine Universität machen."
Nun meldeten sich immer mehr Leute, die sich solidarisierten, sagt Droste. "Im Moment ist es so, dass man merkt, dass es eine Ansteckungskraft hat - dass viele Leute jetzt mutiger werden." Bisher sei frustrierend gewesen, dass sich andere Universitäten nicht eindeutig mit dem Kampf gegen die Regierung identifiziert hätten:
"Freiheit von Forschung und Lehre betrifft ja nicht nur die Film- und Theaterleute. Aber auch da kommt allmählich etwas in Bewegung."
(mle)