Besser leben: Was gehört für Sie zu einer lebenswerten Stadt?
Darüber diskutiert Katrin Heise heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit der Stadtplanerin Katrin Korth und der Architektin Christa Reicher. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.
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Was gehört für Sie zu einer lebenswerten Stadt?
84:03 Minuten
Mehr Grün, weniger Autos, mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer, bezahlbare Wohnungen, Kultur? Ideen, wie Städte und Dörfer lebenswerter werden können, gibt es viele. Wie können sie umgesetzt werden? Was gehört für Sie dazu? Diskutieren Sie mit!
Demografie, Klimawandel, Digitalisierung, Corona – das sind nur einige Herausforderungen, vor denen wir derzeit stehen. Sie bestimmen auch, wie wir in Zukunft wohnen und arbeiten werden, wie sich unsere Städte und Dörfer – und damit unser Zusammenleben – entwickeln. Das birgt Probleme, aber auch Chancen, diesen Wandel aktiv zu gestalten. Wie sollen die Orte aussehen, in denen wir gern leben? Was muss sich ändern – und wie?
Nicht nur bezahlbar, auch nachhaltig
"Eine lebenswerte Stadt bietet qualitätsvolle öffentliche Räume, die für jedermann zugänglich sind", sagt Prof. Dr. Christa Reicher, Leiterin des Instituts für Städtebau und Europäische Urbanistik an der der RWTH Aachen. "Sie bietet eine gute Balance zwischen gebautem Raum und Freiräumen und möglichst viele Nutzungsmöglichkeiten: Wohnen, Arbeiten, Bildung und Kultur."
Viele Innenstädte seien immer noch aufs Einkaufen und den Autoverkehr ausgerichtet – ein Auslaufmodell. Auch beim Thema Wohnen sieht die Architektin Diskussionsbedarf, zum Beispiel, wenn es um neue Quartiere geht:
"Was ich schlimm finde, ist, dass die soziale gegen die ökologische Frage ausgespielt wird. Es geht nur um die Anzahl von Wohnungen, nicht um die Qualität. Aber man kann nur einmal bauen für die nächsten 40 bis 50 Jahre. Und das muss qualitätsvoll sein. Wir müssen Wohnraum bereitstellen, der bezahlbar ist, aber es geht auch um Freihalten von Raum, um Begegnungsräume, um Nachhaltigkeit."
Mehr Bürgerbeteiligung, mehr Akzeptanz
"Für mich ist eine Stadt lebenswert, in der kleine Kinder und alte Menschen unbesorgt auf der Straße sein können und sich wohlfühlen, wo ich Nachbarn treffe", sagt die Bauingenieurin Dr. Katrin Korth. Mit ihrem Planungsbüro berät sie Kommunen, wenn es um die Um- oder Neugestaltung geht, ob von Quartieren, Straßen, Plätzen, in der Stadt oder auf dem Land.
Ihre Beobachtung: "Wir befinden uns in einer Phase, die es seit den 70er-Jahren nicht mehr gegeben hat. Wir stehen vor einem Wandel von der autogerechten Stadt zu einer Stadt, die mehr menschliche Seiten haben soll, mehr Räume für Fußgänger, für Radfahrer. Aber das führt zu Zerwürfnissen."
Korth setzt dabei auf Bürgerbeteiligung. Diese sei zwar oft mühsam und langwierig, biete aber die größte Chance, dass möglichst viele Menschen vor Ort mit dem Ergebnis zufrieden sind. Sei es mit der Umwidmung von Fahrbahnen zu Fahrradwegen oder mit dem Umbau eines Dorfplatzes. Ihr Motto: "Lasst uns reden!"
(sus)