Best Ager in der ersten Reihe
Sieben Tage lang dreht sich im Ersten und in den dritten Fernsehprogrammen - ebenso wie im ARD-Hörfunk - alles ums Älterwerden. Dabei sollen nicht die Schrecken des Seniorendaseins im Mittelpunkt stehen, sondern die Möglichkeiten, die der letzte Lebensabschnitt mit sich bringt. "Mehr Zeit zu leben - Chancen einer alternden Gesellschaft" heißt die Themenwoche, in der die Rentner das Ruder übernehmen. Und die waren schon heute morgen um 5.30 Uhr zur Stelle.
Gundlach: "Guten Morgen liebe Zuschauer, herzlich willkommen zum ARD Morgenmagazin, wir wollen uns heute auch Zeit für Sie nehmen und Ihnen einen ganz besonders schönen Start in die Woche bereiten."
Kuntze: "Also, wir sind ja nicht die übliche Mannschaft, die sich sonst hier versammelt. Wir sind 'ne Ausnahme. Leider Gottes nur einen Tag..."
Für das erste Morgenmagazin der Themenwoche "Mehr Zeit zu leben" hat die ARD ihre Rentner reaktiviert: Sven Kuntze, politischer Journalist im Ruhestand, moderierte die Sendung gemeinsam mit der früheren Talkmasterin Alida Gundlach. Völlig entspannt - trotz kleiner Pannen...
Gundlach: "Irgendeiner muss jetzt - glaube ich - irgendwas sagen."
Kuntze: "Nee, nee, ich glaube, Jo Brauner wird jetzt gleich zugeschaltet."
Gundlach: "Ja?"
Kuntze: "Ja, der gehört auch zu uns."
Brauner: "Ja, guten Morgen, liebe Seniorinnen- und Seniorenkollegen in Köln. Guten Morgen meine Damen und Herren!"
Die Pensionäre Dieter Kürten und Frank Lehmann präsentierten die Fußball-Ergebnisse und den Börsenbericht.
Gundlach: "Keiner unter 60! Das müssen wir sagen."
Älteste im Moderaten-Team: Die 77-jährige Wetterfee Karla Wege. Vor rund einem halben Jahrhundert war sie die erste Frau in einer Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen.
Wege: "Und es war 'ne Schwierigkeit, die dann durchgesetzt wurde, dass es überhaupt 'ne Frau war. Ich hab gesagt gekriegt: Für seriöse Sendungen nehmen wir keine Frauen."
Das hat sich geändert. Um so mehr ist - für Frauen im Fernsehen - der Druck gewachsen, jung und attraktiv zu sein. Aber - zumindest in dieser Woche - sind Krähenfüße und ergrautes Haupthaar in der ARD erwünscht. Sieben Tage lang geht es auf allen Kanälen um den demographischen Wandel in Deutschland. Am Mittwoch erzählt die Komödie "Mütter, Väter, Kinder" erfrischend zynisch von dem Konflikt zwischen einer Mittvierzigerin und ihrer pflegebedürftigen Mutter.
Mutter: "Vornehmlich geht es darum, dass ich nicht ins Bett mache und nicht im Schlaf ersticke!"
Spielfilme und generationsübergreifende Quizsendungen stehen auf dem Programm, Talkshows, Dokumentationen, Reportagen und Hörspiele. Aber: Welche Zuschauergruppen interessieren sich für Pflegeheime und Senioren-WGs, für Sex im Alter und Gehirnjogging für Rentner? Programmdirektor Günter Struve, selbst kurz vor der Pensionierung, ist sich bewusst, dass man mit solchen Themen bei 20-Jährigen bis 30-Jährigen nicht punkten kann:
"Also, ich kann mich an meine Jugend kaum noch erinnern, aber man interessiert sich dann ganz sicher für anderes als fürs Alter. Aber wir wissen, dass filmische Angebote, die wir machen, gleichgültig wie jung oder wie alt die Protagonisten sind, dass die sehr gut auch von Jungen nachgefragt werden."
Struve, sonst sehr an Quoten interessiert, betont, dass die ARD mit ihrer Themenwoche keine Zuschauerrekorde anvisiert.
"Wir haben vor drei Jahren die Themenwoche Krebs gemacht. Da wird man nicht allen Ernstes glauben, dass man dabei an Quote gedacht hat, als man sie gemacht hat. Das Interesse des Publikums war daran nicht gering, sondern es war sehr gut und über unsere Erwartungen. Nein, die Quote haben wir nicht im Blick. Das Image schon. Ich glaube, dass es für ein System wie die ARD gut ist, einmal im Jahr konzentriert zu zeigen, dass man Verantwortung für diese Gesellschaft hat."
Zuschauer sind daran gewöhnt, dass immer, wenn es um demographischen Wandel geht, Katastrophenszenarien über den Bildschirm flimmern. Ein Paradebeispiel: Die düstere ZDF-Doku-Fiktion "2030 - Aufstand der Alten" Anfang vergangenen Jahres. Monika Piel, WDR-Intendantin und Initiatorin des Schwerpunktes, will das Thema aus einem anderen Blickwinkel beleuchten:
"Ich sehe das so, dass im Moment die negativen Seiten stark empfunden werden. Und mir lag jetzt dran, neben dem Problemaufriss auch zu zeigen: Welche Chancen bietet auch das Älterwerden der Gesellschaft, der demographische Wandel?"
Die Chance zum Beispiel, in Zukunft mit 65 nicht mehr zwangsverrentet zu werden, erklärt Anne Will, eine der Schirmherrinnen der Themenwoche.
"Ich werde mit 70 noch arbeiten. Ganz gewiss! Vielleicht arbeite ich dann nicht mehr acht, nicht mehr 16, sondern vier Stunden."
Anne Will malt ein rosiges Bild von einer Gesellschaft, in der die Alten überwiegen.
"Auch Ingenieure, die älter sind als 50 - was nebenbei gesagt überhaupt kein Alter ist - werden selbstverständlich beschäftigt werden. Wir werden gar keine qualifizierte Arbeitslosigkeit mehr haben. Menschen, die ausgebildet sind, werden alle in Arbeit sein. Es wird darum gehen, dass Firmen junge Menschen beknien werden, dass sie Ausbildungen machen. Wir werden ganz andere Kategorien haben, über die wir heute noch gar nicht richtig nachdenken, obwohl wir das längst absehen können, was passieren wird."
Und: Haben in solchen Zukunftsvisionen auch Moderatorinnen jenseits der 60 einen Arbeitsplatz vor der Kamera? Ohne Gesichts-OP und vierteljährliche Botox-Injektion gegen die Falten? WDR-Intendantin Monika Piel gibt sich zuversichtlich.
"Also, es ist sehr schön, wenn jemand gut aussieht, aber bei uns ist wichtig, was jemand in der Birne hat und nicht, wie viel Falten da sind."
Kuntze: "Also, wir sind ja nicht die übliche Mannschaft, die sich sonst hier versammelt. Wir sind 'ne Ausnahme. Leider Gottes nur einen Tag..."
Für das erste Morgenmagazin der Themenwoche "Mehr Zeit zu leben" hat die ARD ihre Rentner reaktiviert: Sven Kuntze, politischer Journalist im Ruhestand, moderierte die Sendung gemeinsam mit der früheren Talkmasterin Alida Gundlach. Völlig entspannt - trotz kleiner Pannen...
Gundlach: "Irgendeiner muss jetzt - glaube ich - irgendwas sagen."
Kuntze: "Nee, nee, ich glaube, Jo Brauner wird jetzt gleich zugeschaltet."
Gundlach: "Ja?"
Kuntze: "Ja, der gehört auch zu uns."
Brauner: "Ja, guten Morgen, liebe Seniorinnen- und Seniorenkollegen in Köln. Guten Morgen meine Damen und Herren!"
Die Pensionäre Dieter Kürten und Frank Lehmann präsentierten die Fußball-Ergebnisse und den Börsenbericht.
Gundlach: "Keiner unter 60! Das müssen wir sagen."
Älteste im Moderaten-Team: Die 77-jährige Wetterfee Karla Wege. Vor rund einem halben Jahrhundert war sie die erste Frau in einer Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen.
Wege: "Und es war 'ne Schwierigkeit, die dann durchgesetzt wurde, dass es überhaupt 'ne Frau war. Ich hab gesagt gekriegt: Für seriöse Sendungen nehmen wir keine Frauen."
Das hat sich geändert. Um so mehr ist - für Frauen im Fernsehen - der Druck gewachsen, jung und attraktiv zu sein. Aber - zumindest in dieser Woche - sind Krähenfüße und ergrautes Haupthaar in der ARD erwünscht. Sieben Tage lang geht es auf allen Kanälen um den demographischen Wandel in Deutschland. Am Mittwoch erzählt die Komödie "Mütter, Väter, Kinder" erfrischend zynisch von dem Konflikt zwischen einer Mittvierzigerin und ihrer pflegebedürftigen Mutter.
Mutter: "Vornehmlich geht es darum, dass ich nicht ins Bett mache und nicht im Schlaf ersticke!"
Spielfilme und generationsübergreifende Quizsendungen stehen auf dem Programm, Talkshows, Dokumentationen, Reportagen und Hörspiele. Aber: Welche Zuschauergruppen interessieren sich für Pflegeheime und Senioren-WGs, für Sex im Alter und Gehirnjogging für Rentner? Programmdirektor Günter Struve, selbst kurz vor der Pensionierung, ist sich bewusst, dass man mit solchen Themen bei 20-Jährigen bis 30-Jährigen nicht punkten kann:
"Also, ich kann mich an meine Jugend kaum noch erinnern, aber man interessiert sich dann ganz sicher für anderes als fürs Alter. Aber wir wissen, dass filmische Angebote, die wir machen, gleichgültig wie jung oder wie alt die Protagonisten sind, dass die sehr gut auch von Jungen nachgefragt werden."
Struve, sonst sehr an Quoten interessiert, betont, dass die ARD mit ihrer Themenwoche keine Zuschauerrekorde anvisiert.
"Wir haben vor drei Jahren die Themenwoche Krebs gemacht. Da wird man nicht allen Ernstes glauben, dass man dabei an Quote gedacht hat, als man sie gemacht hat. Das Interesse des Publikums war daran nicht gering, sondern es war sehr gut und über unsere Erwartungen. Nein, die Quote haben wir nicht im Blick. Das Image schon. Ich glaube, dass es für ein System wie die ARD gut ist, einmal im Jahr konzentriert zu zeigen, dass man Verantwortung für diese Gesellschaft hat."
Zuschauer sind daran gewöhnt, dass immer, wenn es um demographischen Wandel geht, Katastrophenszenarien über den Bildschirm flimmern. Ein Paradebeispiel: Die düstere ZDF-Doku-Fiktion "2030 - Aufstand der Alten" Anfang vergangenen Jahres. Monika Piel, WDR-Intendantin und Initiatorin des Schwerpunktes, will das Thema aus einem anderen Blickwinkel beleuchten:
"Ich sehe das so, dass im Moment die negativen Seiten stark empfunden werden. Und mir lag jetzt dran, neben dem Problemaufriss auch zu zeigen: Welche Chancen bietet auch das Älterwerden der Gesellschaft, der demographische Wandel?"
Die Chance zum Beispiel, in Zukunft mit 65 nicht mehr zwangsverrentet zu werden, erklärt Anne Will, eine der Schirmherrinnen der Themenwoche.
"Ich werde mit 70 noch arbeiten. Ganz gewiss! Vielleicht arbeite ich dann nicht mehr acht, nicht mehr 16, sondern vier Stunden."
Anne Will malt ein rosiges Bild von einer Gesellschaft, in der die Alten überwiegen.
"Auch Ingenieure, die älter sind als 50 - was nebenbei gesagt überhaupt kein Alter ist - werden selbstverständlich beschäftigt werden. Wir werden gar keine qualifizierte Arbeitslosigkeit mehr haben. Menschen, die ausgebildet sind, werden alle in Arbeit sein. Es wird darum gehen, dass Firmen junge Menschen beknien werden, dass sie Ausbildungen machen. Wir werden ganz andere Kategorien haben, über die wir heute noch gar nicht richtig nachdenken, obwohl wir das längst absehen können, was passieren wird."
Und: Haben in solchen Zukunftsvisionen auch Moderatorinnen jenseits der 60 einen Arbeitsplatz vor der Kamera? Ohne Gesichts-OP und vierteljährliche Botox-Injektion gegen die Falten? WDR-Intendantin Monika Piel gibt sich zuversichtlich.
"Also, es ist sehr schön, wenn jemand gut aussieht, aber bei uns ist wichtig, was jemand in der Birne hat und nicht, wie viel Falten da sind."