Beständige Männerhassliebe
In seiner Biografie über den Folk-Rock-Musiker Paul Simon verfolgt der US-amerikanische Autor Marc Eliot nicht nur dessen musikalische Entwicklung. Er wirft auch einen Blick auf sein zerrüttetes und dennoch langjähriges Verhältnis zu Art Garfunkel, seinem kongenialen Gesangspartner.
Versorgt mit vielen Details und mit zahlreichen Anekdoten unterhalten, wandert der Leser an der Seite des jüdischen, von ungarischen Einwanderern abstammenden Mannes, der am 13. Oktober 1941 zur Welt kam, durch dessen Leben. Man ist dabei, wenn sich Paul als Teenie ins Badezimmer zurückzieht, um Gitarre zu üben, meist im Dunkeln. Angeblich führte das später zu der berühmten Textzeile „Hello Darkness my old friend“, mit dem der Song „Sound of Silence“ beginnt.
Man erlebt die Kämpfe des aufstrebenden Musikers, der erkennen muss, dass er, der Elvis Presley und Chuck Berry glühend verehrt, selbst kein Rock'n'Roller ist und wie er lernt, zu sich zu stehen, zu seiner etwas altmodischen Art des Harmoniegesangs. Man erfährt, wie früh sich Simon schon für die Musik anderer Kulturkreise interessiert hat, lange bevor er mit dem 80er-Jahre-Album „Graceland“ der sogenannten Weltmusik den Weg ebnete.
Vor allem dieser wichtigste Erzählstrang des Buches, die musikalische Entwicklung von Paul Simon, ist außerordentlich anschaulich, dicht dran (man steht quasi mit im Studio) und richtig gut dargestellt. Ähnlich die Schilderung des fast schon eheähnlich zerrütteten und dennoch beständigen Verhältnisses zu Art Garfunkel, seinem kongenialen Gesangspartner. Die Rolle des weißen Kaninchens (Paul) und die der Grinsekatze (Art) sind Ausgangspunkte ihrer Weltkarriere; beide lernen sich bei einer Schulaufführung von „Alice im Wunderland“ kennen.
Eliot liefert schlüssige Erklärungen, warum aus der Jungenfreundschaft eine recht schwierige Männerhassliebe wird. Ein wichtiger und überraschender Punkt: Art Garfunkel hat nicht immer die Qualität der Simonschen Kompositionen erkannt. „Bridge over Troubled Water“ weigerte er sich anfangs zu singen – es wurde eines ihrer Markenzeichen. Mehrfach hat Garfunkel Simons künstlerisches Ego gekränkt, der im Duo seine Leistung als Songschreiber ohnehin nicht genug gewürdigt sah.
Aber gegen Ende dünnt diese Lebensbeschreibung leider aus. Zwar hat der Autor ehemalige Schulfreunde ausfindig gemacht und befragt, was sicher auch die erzählerische Dichte der Jugendjahre erklärt. Ansonsten aber bedient er sich vornehmlich aus vielen anderen in den USA erschienenen Biografien zu „Simon & Garfunkel“ oder verwendet Zitatpassagen aus alten Interviews wieder. Marc Eliot erklärt dem Leser nicht, wieso es kein Gespräch mit Paul Simon selbst oder Art Garfunkel gegeben hat, ob er es versucht hat oder nicht.
Auch andere Fragen bleiben unbeantwortet. Warum funktioniert nach zwei gescheiterten Ehen die dritte mit Edie Brickell, ebenfalls Musikerin? Wie ist Simon eigentlich als Vater, immerhin hat er vier Kinder? Arbeitet er an einem neuen Album?
Fazit: Ich habe die ersten Dreiviertel des Buches gerne gelesen, bekomme neue Erkenntnisse über den Musiker und Menschen Paul Simon. Die Biografie bleibt aber aufgrund mangelnder Recherche über die späteren Lebensjahre bedauernswerterweise unvollständig.
Besprochen von Jutta Petermann
Marc Eliot: Paul Simon – die Biografie
Aus dem Englischen von Harriet Fricke
Edel, Hamburg 2011
320 Seiten, 24,95 Euro
Man erlebt die Kämpfe des aufstrebenden Musikers, der erkennen muss, dass er, der Elvis Presley und Chuck Berry glühend verehrt, selbst kein Rock'n'Roller ist und wie er lernt, zu sich zu stehen, zu seiner etwas altmodischen Art des Harmoniegesangs. Man erfährt, wie früh sich Simon schon für die Musik anderer Kulturkreise interessiert hat, lange bevor er mit dem 80er-Jahre-Album „Graceland“ der sogenannten Weltmusik den Weg ebnete.
Vor allem dieser wichtigste Erzählstrang des Buches, die musikalische Entwicklung von Paul Simon, ist außerordentlich anschaulich, dicht dran (man steht quasi mit im Studio) und richtig gut dargestellt. Ähnlich die Schilderung des fast schon eheähnlich zerrütteten und dennoch beständigen Verhältnisses zu Art Garfunkel, seinem kongenialen Gesangspartner. Die Rolle des weißen Kaninchens (Paul) und die der Grinsekatze (Art) sind Ausgangspunkte ihrer Weltkarriere; beide lernen sich bei einer Schulaufführung von „Alice im Wunderland“ kennen.
Eliot liefert schlüssige Erklärungen, warum aus der Jungenfreundschaft eine recht schwierige Männerhassliebe wird. Ein wichtiger und überraschender Punkt: Art Garfunkel hat nicht immer die Qualität der Simonschen Kompositionen erkannt. „Bridge over Troubled Water“ weigerte er sich anfangs zu singen – es wurde eines ihrer Markenzeichen. Mehrfach hat Garfunkel Simons künstlerisches Ego gekränkt, der im Duo seine Leistung als Songschreiber ohnehin nicht genug gewürdigt sah.
Aber gegen Ende dünnt diese Lebensbeschreibung leider aus. Zwar hat der Autor ehemalige Schulfreunde ausfindig gemacht und befragt, was sicher auch die erzählerische Dichte der Jugendjahre erklärt. Ansonsten aber bedient er sich vornehmlich aus vielen anderen in den USA erschienenen Biografien zu „Simon & Garfunkel“ oder verwendet Zitatpassagen aus alten Interviews wieder. Marc Eliot erklärt dem Leser nicht, wieso es kein Gespräch mit Paul Simon selbst oder Art Garfunkel gegeben hat, ob er es versucht hat oder nicht.
Auch andere Fragen bleiben unbeantwortet. Warum funktioniert nach zwei gescheiterten Ehen die dritte mit Edie Brickell, ebenfalls Musikerin? Wie ist Simon eigentlich als Vater, immerhin hat er vier Kinder? Arbeitet er an einem neuen Album?
Fazit: Ich habe die ersten Dreiviertel des Buches gerne gelesen, bekomme neue Erkenntnisse über den Musiker und Menschen Paul Simon. Die Biografie bleibt aber aufgrund mangelnder Recherche über die späteren Lebensjahre bedauernswerterweise unvollständig.
Besprochen von Jutta Petermann
Marc Eliot: Paul Simon – die Biografie
Aus dem Englischen von Harriet Fricke
Edel, Hamburg 2011
320 Seiten, 24,95 Euro