"Wir müssen besser mit unseren Toten umgehen"
Dem Bestatter Eric Wrede geht es vor allem um die Lebenden. Der Berliner ist kein typischer Bestatter, lange arbeitete er als Musikmanager. In seinem neuen Buch "The End" und dem gleichnamigen Podcast fordert er einen neuen Umgang mit dem Tod.
Eric Wrede will den Tod wieder in unseren Alltag holen, ihn im wahrsten Sinne begreifbar machen. Er versucht, mit seinem Unternehmen "lebensnah – individuelle Bestattungen" einiges anders zu machen, als sonst üblich im Begräbnis-Business. Bei ihm darf zum Beispiel jeder Angehörige bei der Totenwaschung dabei sein, den Verstorbenen ankleiden oder den Sarg selbst bauen, um den Abschied besser zu verkraften. Der 38-Jährige sieht sich mitnichten nur als Sargverkäufer. Vor allem ist er Trauerbegleiter. Sicherlich sei auch die Ästhetik wichtig, sagt er, aber entscheidend sei für den Trauernden das Erlebnis. "Nach zehn Jahren erinnere ich mich nicht mehr an die Blumen, die auf der Trauerfeier von meinem Opa waren, aber ich werde mich erinnern, dass ich die Liebe hatte, derjenige zu sein, der die Urne getragen hat, oder der unter Tränen es geschafft hat, eine Rede zu halten." Überhaupt gehe es im Angesicht des Todes vor allem um die Lebenden. "Meine Arbeit kreist überhaupt nicht um den Tod. Trauer kann nur dort entstehen, wo vorher Liebe war. Und eigentlich dreht sich meine Arbeit vor allen Dingen um Liebe, so kitschig das klingt. Es gibt kaum Menschen, die kommen und sagen: 'Ich will das quick und dirty erledigt haben', sondern das sind Menschen, die mit Liebe kommen."
"Wir haben auf dem DJ-Tresen getanzt"
Vor seiner Karriere als Bestatter hat Eric Wrede für eine Plattenfirma gearbeitet und als DJ aufgelegt. Doch diese Geschichte war irgendwann " auserzählt", sagt er. "Das ist nicht immer was Negatives. Ich habe zum Beispiel sehr lange mit sehr viel Spaß aufgelegt, und wenn ich manchmal DJ-Kollegen treffe, die dem nachheulen. So was mache ich nicht. Ich sage immer das war toll, wir haben die besten Abende der Welt gehabt, und wir haben auf dem DJ-Tresen getanzt, aber das hat seine Zeit gehabt."
Auf der Suche nach einer neuen Aufgabe schrieb er eine Liste, aus der vor allem hervorging, dass er etwas mit Menschen machen, etwas verändern und ein festes Einkommen haben wollte. Vor allem aber hatte er den Wunsch "mal etwas abzuschließen". Ein Radiointerview mit dem Pionier einer humaneren Bestattungskultur, Fritz Roth, gab ihm die zündende Idee: "Dann passte das plötzlich und ich dachte, das kann doch nicht sein, dass Bestatter das einzige ist, was zu meiner Liste passt. Aber je länger ich nachdachte, umso besser wurde es dabei." Damals sei ihm auch klar geworden, dass wir besser mit den Toten umgehen müssen.
Trauerbegleitung für Kinder
Eric Wrede hat ein Buch über seine Arbeit geschrieben: "THE END – Das Buch vom Tod". Und weil ihn das Thema so fasziniert, spricht er auch in seinem Podcast "The End" mit Prominenten und Freunden darüber. Und er bietet Trauerbegleitung für Kinder an. Wichtig ist ihm dabei, dass man den Kindern reinen Wein einschenkt. "Kinder können mit mehr Wahrheiten umgehen, als wir uns das vorstellen. Das Schöne ist, die haben eine völlig andere Herangehensweise. Für Kinder ist das häufig ganz praktisch. Die fragen dann: 'Wer kocht denn jetzt für mich?' oder die wollen wissen, was mit dem Körper passiert. Die wollen Sachen sehr sachlich verstehen. Natürlich zieht es ihnen die Schuhe aus, aber die finden fast immer einen Weg, damit umzugehen, wenn das Umfeld funktioniert."