Klaus-Peter Wolf: "Ostfriesenzorn: Der neue Fall für Ann Kathrin Klaasen"
Fischer Taschenbuch, 2021
544 Seiten, 12 Euro
"Ich versuche, ein großes Gesellschaftspanorama zu erzählen"
33:15 Minuten
Seine "Ostfriesenkrimis" haben einen Stammplatz in den Bestsellerlisten. Dabei kommt Klaus-Peter Wolf aus dem Ruhrpott. Doch wenn er durch die Straßen seiner Wahlheimat Norden geht, verwandelt er sich auch mal in einen Serienkiller - innerlich.
Er wohnt in der gleichen Straße wie die Kommissarin seiner Krimis. Der Nachbar, der Konditormeister, selbst seine Ehefrau treten in den Mordgeschichten von Klaus-Peter Wolf auf – unter ihren eigenen Namen. Authentizität, das ist für den Autor der Schlüssel zu gutem Schreiben.
Und zum Erfolg. 13 Millionen Bücher hat Klaus-Peter Wolf bisher verkauft, das neuste - "Ostfriesenzorn" - ist wieder einmal ein Bestseller. Welcher Leser hat die Welt schon mal mit den Augen eines Serienkillers gesehen, fragt sich Wolf? Darum versetzt er sich ganz in seine Figuren hinein, so "dass sich z. B. auch mein Geschmack verändert".
Morden, wo andere Urlaub machen
Norden in Ostfriesland ist Wahlheimat und Schauplatz der Krimis des gebürtigen Gelsenkircheners. "Kunst lebt vom Kontrast", sagt Klaus-Peter Wolf. Darum lässt er in seinen Roman in einer Gegend morden, wo die Vorgärten gepflegt sind und Menschen gerne Urlaub machen.
Geschichten erfinden und sie aufschreiben, das betreibt Klaus-Peter Wolf schon seit seiner Kindheit. Eine Flucht aus der bedrückenden Atmosphäre seines Elternhauses, über dem der Schatten des alkoholkranken Vaters lastet. Mit 14 Jahren ist Wolf Mitglied einer Literaturwerkstatt in Gelsenkirchen, bald verdient er mit Kurzgeschichten gutes Geld.
Geschichten erfinden und sie aufschreiben, das betreibt Klaus-Peter Wolf schon seit seiner Kindheit. Eine Flucht aus der bedrückenden Atmosphäre seines Elternhauses, über dem der Schatten des alkoholkranken Vaters lastet. Mit 14 Jahren ist Wolf Mitglied einer Literaturwerkstatt in Gelsenkirchen, bald verdient er mit Kurzgeschichten gutes Geld.
Doch mit Mitte 20 folgt der Absturz: Mit einem Verlagsprojekt scheitert Klaus-Peter Wolf, sitzt auf 2,7 Millionen D-Mark Schulden. Er steht am Abgrund, eine Erfahrung, durch die er als Schriftsteller gereift sei. "Ich habe versucht, mich aus dem ganzen Mist rauszuschreiben". Fernsehdrehbücher bringen Wolf zurück in die Erfolgsspur.
Kein Liebling des Feuilletons
Mit seinen Büchern erreicht Klaus-Peter Wolf ein breites Publikum. Dass er bei der Literaturkritik nicht so gut ankommt, mache ihm nichts aus, sagt Wolf. Bei seinem großen Vorbild Johannes Mario Simmel sei das schließlich lange Zeit auch so gewesen. Wie dieser versuche er, ein großes Gesellschaftspanorama zu erzählen. Und dabei schaue er oft auf die Ränder der Gesellschaft, wo die Risse sind.
Heute schreibt Klaus-Peter Wolf durchschnittlich zwei Bücher pro Jahr – von Hand mit dem Füller in dicke Kladden. Momentan plagt ihn eine Sehnenscheidenentzündung. Doch den ärztlichen Rat, mit dem Schreiben zu pausieren, lehnt er ab. Schließlich laufe in seinem neusten Romanprojekt gerade wieder ein Killer durch Ostfriesland. Den müsse er erst unschädlich machen.
(pag)