Programmtipp: Ab 17.07 Uhr sprechen wir in unserer Sendung "Studio 9" mit Rainer Moritz, dem Leiter des Hamburger Literaturhauses, über Roger Willemsen.
Roger Willemsen ist tot
Der Bestsellerautor und Fernsehmoderator Roger Willemsen ist tot. Er starb an den Folgen eines Krebsleidens. Bekannt wurde er unter anderem mit essayistischen Reisebüchern und mit Fernsehsendungen wie "Willemsens Woche".
Der Bestsellerautor und Fernsehmoderator Roger Willemsen gehörte zu den bekanntesten deutschen Intellektuellen. Zuletzt erregte er im Jahr 2014 mit seinem Buch "Das hohe Haus" Aufsehen. Er hatte ein Jahr lang das Geschehen im Bundestag von der Zuschauertribüne des Plenarsaals aus verfolgt und zog ein ernüchterndes Fazit. Für seine Arbeit wurde Willemsen unter anderem mit dem Grimme-Preis, dem Bayerischen Fernsehpreis und dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet. Beliebt war auch seine Zusammenstellung von absurden Kontaktanzeigen, die er gemeinsam mit Anke Engelke vortrug.
Aber auch im Fernsehen hatte er Erfolg. Willemsen begann seine Fernsehkarriere 1991 beim Pay-TV-Sender Premiere, wo er für die Sendung "0137" Prominente interviewte. Später war er im ZDF mit der Talkshow "Willemsens Woche" zu sehen. Er moderierte auch beim Radio, unter anderem für den WDR und NDR Kultur, wo er durch die wöchentliche Sendung "Roger Willemsen legt auf - Klassik trifft Jazz" führte. Im Schweizer Fernsehen moderierte er den "Literaturclub".
Kolumnist und Videoinstallateur - Roger Willemsen war vielseitig
Seit 1993 produzierte Willemsen mit seiner eigenen TV-Produktionsfirma "NOA-NOA Fernsehproduktion GmbH" Dokumentationen, Interviews, Themenabende und Preisverleihungen (wie etwa die Grimme-Preis-Verleihung). Sein Debüt als Regisseur gab ermit dem Dokumentarfilm "Non Stop – Eine Reise mit Michel Petrucciani" (1996). ZDF/Arte zeigten 1999 seine Filme "Gerhard Schröder - vom Kandidaten zum Kanzler" und "Bordelle der Welt" sowie die Reportage "Das Geschäft mit der Lust".
Buchautor und Bühnenplauderer
Als Kolumnist des "ZEIT-Magazins" und der Wochenzeitung "Die Woche" machte sich Willemsen mit kulturkritischen Beiträgen einen Namen und veröffentlichte auch in anderen renommierten Blättern. Er stellte für den Deutschen Pavillon der EXPO 2000 aus Gesprächen mit 55 Künstlern eine zehnstündige Videoinstallation mit dem Titel "Welcome Home. Künstler sehen Deutschland" her, bat ab der Spielzeit 2000/2001 im Deutschen Schauspielhaus Hamburg im Rahmen des "Bühnengesprächs" prominente Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zum Gespräch und wandte sich wieder dem Schreiben zu.
Als Willemsen für die Kampagne "Helfen steckt an" der UN-Flüchtlingshilfe und von CARE International 2005 erstmals nach Afghanistan reiste, sammelte er dort Material für sein Buch "Afghanische Reise". Ergebnis dieser Recherchereise, auf der er von seiner exilafghanischen Freundin begleitet wurde, war auch das politisch brisante Buch "Hier spricht Guantánamo".
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