Die Mauer von Donald Trump
Wenn Donald Trump nicht bekommt, was er verlangt, kann er ungemütlich werden. Wir haben Anwohner eines von ihm errichteten Golfplatzes in Schottland besucht. Dort ließ der neue US-Präsident Erdwälle aufschütten.
"Well no, the wall they are talking about here is this fence. These fenceposts, they put around here to tie up their trees..."
Am Ende von David Milnes Grundstück steht keine Mauer. Sondern ein kniehoher, billiger Maschendraht-Zaun, dessen Pfosten krüppelige Kiefern stützen. Die Kiefern hat Donald Trump pflanzen lassen. Den Golfern aus aller Welt sollte wohl der Anblick von Milnes bescheidenem Haus oben auf der Düne erspart bleiben.
2006 kündigte Donald Trump an, hier – inmitten der Dünen - den "besten Golfplatz der Welt" zu bauen. Dabei stand ihm David Milnes Zuhause im Weg.
Milnes sitzt in seinem Wohnzimmersessel und erzählt seelenruhig wie Trumps Leute ihn mehrfach überreden wollten, zu verkaufen.
"Moira nahm Trump junior mit nach vorne und zeigte es ihm. Wir konnten hier damals von Peterhead bis zum Leuchtturm am südlichen Ende von Aberdeen nahezu 40 Meilen Küste überblicken. Warum sollten wir das jemals aufgeben, verkaufen wollen?"
Bevor Trump die Krüppelkiefern pflanzen ließ, schüttete er vor David Milnes Haus einen sechs Meter hohen, siebzig Meter langen Erdwall auf. Angeblich für spätere Bauarbeiten auf dem Golfplatz.
"Um die Bäume aber pflanzen zu können, mussten sie die ganze Erde wieder zurückschieben. Die ganze Geschichte mit den Bauarbeiten war also – wie nicht anders zu erwarten von Trumps Leuten – eine Lüge."
Trumps Leute versuchten es auf die harte Tour
David Milne wurde die Aussicht mit Kiefern versperrt. Und auch bei seinen Nachbarn, den Munros, schalteten Trumps Leute jetzt von der sanften um auf die harte Tour.
Susan und John Munro wohnen gleich nebenan. Sie wachten genau wie die Milnes eines Morgens auf vom Lärm der Bulldozer. Nur: steht der Erdwall um ihr Grundstück noch heute, neun Jahre später. John Munro hat die Schnauze voll, will mit Reportern nicht mehr darüber reden, wie Trump ihm die Aussicht auf die Nordsee zugeschüttet hat, die Erde ihm im Sommer ins Haus wirbelt. Der alte Mann im Türrahmen sieht nicht gesund aus, zermürbt vom Nachbarschaftsstreit.
Kerngesund dagegen sieht Dave aus, der Eigentümer einer Recyclingfirma in Aberdeen. Er steht direkt auf der anderen Seite des Erdwalls und ist an diesem Morgen der einzige Besucher auf Trumps Golfplatz. Dave übt Abschläge.
Seit Juni 2016 ist er Mitglied in Trumps Club. Die Sorgen der Anwohner kennt er, sie interessieren ihn aber nicht. "Einer meckert doch immer, wenn jemand mal etwas anpackt", sagt der Unternehmer.
"I does not make any difference to me, because at the end oft he day a golf course doesn´t do that much damage to the environment. There ist still a lot of wild life out there. You see it every day when you are out there playing."
Doch Trumps Weltklasse-Anlage hat der Natur sehr wohl Schaden zugefügt. So steht es zumindest in einem Bericht des schottischen Grünen-Politikers Martin Ford. Wanderdünen, die sich seit Jahrhunderten die schottische Ostküste heraufarbeiten, stehen jetzt Grasbüsche im Weg. Die haben Trumps Leute gesetzt, damit ihnen der Wind vom Meer nicht dauernd Sand aufs Grün weht.
Die Bilanz: 100 statt 6000 Jobs
Wie David Milne gehörte auch der Grüne Martin Ford von Anfang an zu denen, die Trumps großen Versprechungen skeptisch gegenüber standen. Er war es, der – wegen der Dünen – Ende 2006 im Gemeinderat Trumps Bauantrag vorrübergehend stoppte. Bis Trump der schottischen Regierung ein Ultimatum stellte und die vor dem Milliardär einknickte. Wenige Monate später durfte Trump loslegen.
Die Bilanz nach 10 Jahren Golfplatz: 19 statt der versprochenen 450 Hotelzimmer. 100 statt 6000 Jobs. 30 Millionen Euro statt 1 Milliarde Investitionen in der Region. Bittere Nachbarn und ein zerstörtes Ökosystem.
David Milne richtet sich in seinen Sessel auf. "Ich glaube nicht, dass Trump da unten Gewinn macht", sagt er und zeigt durch sein Fenster und die Krüppelkiefern auf Trumps Clubhaus. Ständig hört er von neuen Rabatten dort fürs Spielen oder Übernachten. Für ihn erste Anzeichen eines Ausverkaufs.
"That to me from a business point of view is a sign of desperation. You are in panic mood."
Ein Grund mehr für David Milne, sich nicht geschlagen zu geben.
"Defeated by him? No. Because we are still here, we are still in our house!"