Leben hinter Stacheldraht
Effizient, zentral, riesig: Bis zu 3.400 Menschen können in der Asylbewerber-Unterkunft am Rande von Bamberg untergebracht werden. Von der Aufnahme bis zur Abschiebung wird hier alles erledigt. Für die CSU sieht so die Zukunft des Asylbewerber-Managements aus.
Ich passiere einen Zaun mit drei Reihen Stacheldraht obendrauf. Ein Checkpoint mit Schranke. Da gibt’s den Besucherausweis.
Weiter durch das weitläufige Areal am Ostrand Bambergs. Zu beiden Seiten der Straße stehen zweistöckige langgestreckte Wohnblöcke, sandgelb getüncht. An jeder Ecke stehen Wachleute mit gelben Warnwesten. Es ist eine Modellstadt - die Zukunft des Asylbewerber-Managements, wie sie die CSU sieht. Vor einem der Häuser wartet ein hochgewachsener Herr mit Aktenmappe unter dem Arm.
"Mein Name ist Stefan Krug und ich bin bei der Regierung von Oberfranken der zuständige Abteilungsleiter für alle Fragen zum Thema Asyl."
Weiter durch das weitläufige Areal am Ostrand Bambergs. Zu beiden Seiten der Straße stehen zweistöckige langgestreckte Wohnblöcke, sandgelb getüncht. An jeder Ecke stehen Wachleute mit gelben Warnwesten. Es ist eine Modellstadt - die Zukunft des Asylbewerber-Managements, wie sie die CSU sieht. Vor einem der Häuser wartet ein hochgewachsener Herr mit Aktenmappe unter dem Arm.
"Mein Name ist Stefan Krug und ich bin bei der Regierung von Oberfranken der zuständige Abteilungsleiter für alle Fragen zum Thema Asyl."
1300 Menschen aus 14 Nationen
Er begleitet uns - eine Gruppe von etwa 30 Journalisten - heute durch die Maxi-Asylbewerber-Unterkunft. Es ist einer der seltenen Medien-Besuchstermine. Kameras, Mikrofone, Notizblöcke sind bereit, es geht los.
"Wir sind jetzt in der Aufnahmeeinrichtung Oberfranken - das ist eine Einrichtung zur Unterbringung von Asylbewerbern, in der sich im Augenblick etwa 1300 Menschen aus 14 Nationen befinden."
"Wir sind jetzt in der Aufnahmeeinrichtung Oberfranken - das ist eine Einrichtung zur Unterbringung von Asylbewerbern, in der sich im Augenblick etwa 1300 Menschen aus 14 Nationen befinden."
Bis zu 3400 Bewohner passen hier rein. Alles XXL: Oben am Hügel steht die Kantine, 80 Meter lang. Dort können 1000 Menschen auf einmal essen. Gegenüber ein Warenlager für den Grundbedarf: Windeln, Zahnpasta, Seife. 16 Millionen Euro für den Ausbau.
"Und, dass die Wohnungen wirklich gut geworden sind, das wollen wir ihnen jetzt zeigen. Gehen wir weiter!"
"Und, dass die Wohnungen wirklich gut geworden sind, das wollen wir ihnen jetzt zeigen. Gehen wir weiter!"
Sieben Quadratmeter pro Person
Krug geht voraus. Er braucht keinen Schlüssel. Niemand in der Aufnahmeeinrichtung darf seine Wohnung verschließen.
Eine unbewohnte Musterwohnung: Von einem langen Gang gehen vier Schlafzimmer ab. 14 Betten, eine Toilette, ein Bad. Balkon. Parkett. Neben einem Wohnraum ist eine Küchennische ohne Herd. Wozu kochen, es gibt dreimal täglich Essen in der Kantine. Der Platzbedarf pro Person wird nach einer veralteten Richtlinie bestimmt.
"In dieser Richtlinie wird von sieben Quadratmetern gesprochen. Wenn man die Wohnungen anschaut: In unseren großen Wohnungen mit den 115 Quadratmetern befinden sich bis zu 16 Personen drin, da kann man nachrechnen, da kommt man auf die sieben Quadratmeter."
Eine unbewohnte Musterwohnung: Von einem langen Gang gehen vier Schlafzimmer ab. 14 Betten, eine Toilette, ein Bad. Balkon. Parkett. Neben einem Wohnraum ist eine Küchennische ohne Herd. Wozu kochen, es gibt dreimal täglich Essen in der Kantine. Der Platzbedarf pro Person wird nach einer veralteten Richtlinie bestimmt.
"In dieser Richtlinie wird von sieben Quadratmetern gesprochen. Wenn man die Wohnungen anschaut: In unseren großen Wohnungen mit den 115 Quadratmetern befinden sich bis zu 16 Personen drin, da kann man nachrechnen, da kommt man auf die sieben Quadratmeter."
Manche Flüchtlinge mögen es sogar noch enger, sagt Abteilungsleiter Krug. Naja, es soll hier ja keiner auf Dauer leben. Die Zeit bis zur Anerkennung oder Abschiebung. Ein paar Wochen im Idealfall. Trotzdem sind manche schon ein Jahr hier. Aber wichtig ist, dass hier alles vorschriftsmäßig ist.
"Was wir als Regierung von Oberfranken sagen können: Wir machen hier einen guten Job und wenn man sich für große Einrichtungen entscheidet, dann lohnt sich auch ein Blick nach Bamberg."
"Was wir als Regierung von Oberfranken sagen können: Wir machen hier einen guten Job und wenn man sich für große Einrichtungen entscheidet, dann lohnt sich auch ein Blick nach Bamberg."
Alles an einem Ort
Es wird langsam Zeit für einen eigenen Blick auf die Anlage. So einfach ist das aber nicht.
"Ja es müsste aber einer von der Pressestelle mitgehen. Und wir gehen dann hoch und machen die …"
"Ja es müsste aber einer von der Pressestelle mitgehen. Und wir gehen dann hoch und machen die …"
Zwei Frauen und ein Mann aus der Presseabteilung schließen sich mir an. Es geht vorbei an den Büros des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Dort werden die Handys der Asylbewerber durchsucht und es gibt eine Rückkehrberatung. Kontrolle, kurze Wege, Effizienz. Integriertes Flüchtlingsmanagement heißt das hier.
Im Block E sitzt das Sozialamt. Einen Stock darüber die Asyl-Sozialberatung der Caritas. Dort arbeitet Markus Ziebarth. Er hilft Flüchtlingen beim Asylverfahren, in Gesundheitsfragen oder bei Stress mit der Polizei.
Im Block E sitzt das Sozialamt. Einen Stock darüber die Asyl-Sozialberatung der Caritas. Dort arbeitet Markus Ziebarth. Er hilft Flüchtlingen beim Asylverfahren, in Gesundheitsfragen oder bei Stress mit der Polizei.
Unterbringung ohne Beschäftigung
Ziebarth ist Sozialpädagoge. Ende 20. Dass hier die wichtigsten Ämter für die Flüchtlinge an einem Fleck sind, findet er gut. Aber so viele Flüchtlinge an einem Ort unterzubringen, ohne sinnvolle Beschäftigung, in Wohnungen, die man nicht abschließen kann. Das versteht er nicht.
"Das heißt, dass es in verschiedenen Punkten einfach darum geht, den Menschen an der ganzen Sache nicht zu vergessen und die menschlichen Bedürfnisse. Und das heißt lebensnotwendige Bedürfnisse. Es geht auch um Beschäftigungsmöglichkeiten! Das heißt, wenn ich in einer dezentralen Unterbringung selbst mich versorgen kann, dann habe ich eine Beschäftigung, dann habe ich einen Lebensinhalt und der wird mir hier in einer solchen zentralen Aufnahmeeinrichtung einfach genommen."
Ich will jetzt endlich mal mit den Bewohnern des Lagers sprechen. Allein ist nicht: Wieder bleibt ein netter Mitarbeiter von der Pressestelle bei mir. Aber die Migranten erzählen trotzdem von den Konflikten mit den Wachleuten und ihrem Alltag voller Leere hinter dem Stacheldraht. Es gibt eine Bushaltestelle für ein Shuttle in die Innenstadt. Ein Mann mit beiger Schirmkappe wartet dort.
"Das heißt, dass es in verschiedenen Punkten einfach darum geht, den Menschen an der ganzen Sache nicht zu vergessen und die menschlichen Bedürfnisse. Und das heißt lebensnotwendige Bedürfnisse. Es geht auch um Beschäftigungsmöglichkeiten! Das heißt, wenn ich in einer dezentralen Unterbringung selbst mich versorgen kann, dann habe ich eine Beschäftigung, dann habe ich einen Lebensinhalt und der wird mir hier in einer solchen zentralen Aufnahmeeinrichtung einfach genommen."
Ich will jetzt endlich mal mit den Bewohnern des Lagers sprechen. Allein ist nicht: Wieder bleibt ein netter Mitarbeiter von der Pressestelle bei mir. Aber die Migranten erzählen trotzdem von den Konflikten mit den Wachleuten und ihrem Alltag voller Leere hinter dem Stacheldraht. Es gibt eine Bushaltestelle für ein Shuttle in die Innenstadt. Ein Mann mit beiger Schirmkappe wartet dort.
Warten auf die Abschiebung
Er ist über die Mittelmeerroute nach Europa gekommen. Zwei Jahre hat der 37-Jährige dafür gebraucht. Seit zwei Monaten wartet er auf den Asylbescheid. Seine Aussichten sind schlecht.
"Es ist ziemlich hart und schwierig hier für uns Afrikaner. Wenn der Asylantrag abgelehnt wird, dann wird es unangenehm. Unsere Heimatländer nehmen uns nicht einfach zurück. Wir kriegen hier kein Geld mehr. Viele meiner Brüder hier, die sind schon über sechs Monate hier, manche ein Jahr. Das ist echt schlimm."
"Es ist ziemlich hart und schwierig hier für uns Afrikaner. Wenn der Asylantrag abgelehnt wird, dann wird es unangenehm. Unsere Heimatländer nehmen uns nicht einfach zurück. Wir kriegen hier kein Geld mehr. Viele meiner Brüder hier, die sind schon über sechs Monate hier, manche ein Jahr. Das ist echt schlimm."