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Rechter Angriff auf die DGB-Gewerkschaften
Bei den anstehenden Betriebsratswahlen will sich eine rechte Arbeitnehmervertretung verstärkt engagieren. Zumindest multimedial ist sie gut aufgestellt. National und sozial - dass das gut zusammengehe, sei eine "billige Pointe", sagt der Kultur-Journalist Ijoma Mangold.
Bei den im Frühjahr anstehenden Betriebsratswahlen werden bundesweit 180.000 Betriebsräte gewählt. Auch eine "Alternative Arbeitnehmervertretung" will dieses Mal verstärkt mitmischen. Das Zentrum Automobil trete als Gegenbewegung zu den DGB-Gewerkschaften auf, sagt unser Hauptstadt-Korrespondent Volker Finthammer. Die AfD sei ihr parlamentarischer Arm.
Von den Proportionen her sieht die Sache noch nicht wirklich problematisch aus: Momentan seien nur 187 Kandidaten bekannt, die vom Zentrum gestellt würden, so Finthammer. Zugleich gebe es allerdings eine größere Kampagne mit multimedialen Mitteln: In einem Werbevideo werde ein Pegida-Anhänger wegen seiner politischen Haltung entlassen. Die Botschaft dann: Nur eine "alternative" Gewerkschaft werde sich dieses Problems annehmen. "Patrioten schützen Patrioten", heißt es. Die Macht der linken Gewerkschaften müsse gebrochen werden.
Internationalismus als "Selbstbetrug"
Offenbar hat vor allem Daimler derzeit ein größeres Problem mit dem Zentrum Automobil: Mitglieder der Arbeitnehmervertretung, die beim Autobauer bereits in Stuttgart-Untertürkheim im Betriebsrat sitzen, stehen unter dem Verdacht, Sympathien für den Nationalsozialismus zu hegen. Das berichten das ARD-Magazin Report Mainz und der Stern.
Noch spricht DGB-Chef Reiner Hoffmann mit Blick auf die rechten Gewerkschafter von "Ideologen mit törichten Parolen" und einem "Randphänomen". Doch immerhin: 15 Prozent der Gewerkschafts-Mitglieder hätten bei der Bundestagswahl AfD gewählt, sagt Finthammer. Was gesellschaftlich im Umbruch sei, werde jetzt auch in die Betriebe hineingetragen.
Der "Zeit"-Journalist Ijoma Mangold meinte dazu im Deutschlandfunk Kultur, wenn man an alte linke Positionen denke, werde dort immer behauptet, die Interessen des Proletariats würden international vertreten. "Das ist natürlich ein Selbstbetrug", sagte Mangold. Er selbst habe noch nie einen internationalistisch denkenden Arbeiter getroffen. Dass der "nationale Ton und das Sozialistische" sehr gut zusammengingen, sei eine "billige Pointe". (ahe)