Betriebssport

Bewegt euch, Kolleginnen und Kollegen!

Russische Frauen probieren "Schwerelos-Yoga" aus.
Immer mehr Unternehmen setzen auf eine Wohlfühlatmosphäre und bieten ihren Mitarbeitern zum Beispiel Yogastunden in der Firma an. © dpa / Denis Vyshinsky
Von Elmar Krämer |
Sie sind zu beneiden, die Mitarbeiter des Startup-Unternehmens GameDuell. Dort gibt es viele Angebote für den Betriebssport: Tischtennis, Yoga, Rückengymnastik, Joggen. In vielen Unternehmen der Digitalbranche ist das mittlerweile verbreitet.
Unweit des Gendarmenmarktes in Berlin Mitte sitzt die Firma GameDuell, eines dieser Startups, in dem sich junge Medienmacher Computerspiele ausdenken, sie programmieren und über riesige Server in die ganze Welt verbreiten. Es sind Großraumbüros, getrennt durch Glaswände. Alles wirkt sehr offen und weit. An einem Ende des zweiten Stocks gibt es einen ganz besonderen Raum, die Event-Lounge: groß, elegant, Parkett, eine Mischung aus Kaffeeküche, Kantine und Sportraum.
"Und hier haben wir Tischtennisplatten und einen Billard-Tisch, wo die Teammitglieder jederzeit spielen können. Das heißt, wenn es im Projekt mal nicht voran geht, dann probiert man auch: Lasst uns mal den Kopf frei kriegen und eine Runde Tischtennis spielen."
Axel Schmidt von GameDuell ist überzeugt: Auch Computerspiele-Entwickler brauchen körperliche Betätigung, nicht nur auf dem Monitor. Zwar gibt es in der Event-Lounge auch eine Spielekonsole, doch Billard und Tischtennis scheinen höher im Kurs zu stehen.
"Wenn man müde ist und ein bisschen Tischtennis spielen kann, dann bist du hochmotiviert. Und Du kannst weiter arbeiten."
So Sadegh Joka. Er ist Datenwissenschaftler und spielt privat auch im Verein sowie in der Verbandsliga Tischtennis. Seit zwei Jahren arbeitet er in der Firma, seitdem ist die Tischtennisbegeisterung gestiegen und Sadek inoffiziell zum Trainer geworden.
"Es gibt so viele Leute, die von Tischtennis begeistert sind. Und dann wollen sie gewinnen und haben mich gefragt: Kannst Du mir Tipps geben? Und dann habe ich Tipps gegeben."
Die Firma stellt Raum, Material und Zeit – der spielerische Ehrgeiz kommt von ganz allein: In der kommenden Woche wird ein internes Tischtennis-Turnier ausgetragen, da wird viel zwischen der Arbeit trainiert.
Zweimal in der Woche Yoga-Kurse
Zweimal in der Woche werden Tischtennisplatte und Billard-Tisch zur Seite gefahren, dann finden Yoga-Kurse in der Event-Lounge statt. Auch das wird selbstorganisiert, wie Office-Managerin Katja Niendorf erzählt:
"Eine Kollegin von mir hat mal als Yoga-Lehrerin eine Ausbildung gemacht. Wir saßen einmal zusammen auf der Terrasse. Sie hat das erzählt und da haben wir gesagt: Mensch, lass uns das doch mal abends machen. Du leitest uns an. Und seitdem machen wir das."
Neben dem Yoga nimmt die Office-Managerin ebenfalls zweimal in der Woche am Rückentraining teil. Immer dienstags und donnerstags kommt ein Personal-Trainer in die Event-Lounge, dann werden die Gymnastik-Matten ausgerollt und Fitness, Pilates und Dehnübungen gemacht.
"Das ist großartig, wenn man die ganze Zeit eigentlich sitzt, ist es schon schön, sich mal ein bisschen zu bewegen und den Rücken zu entspannen. Ich hatte vorher ein bisschen Rückenschmerzen. Seit ich das jetzt mache, ist es schon besser geworden."
Mit dem Lauftrainer zum Joggen
Während die Einen in der Mittagspause beim Rückentraining schwitzen, gehen andere mit dem Lauftrainer zum Joggen. Jeden Dienstag ist abends ein Beachvolleyballfeld für die Mitarbeiter gebucht. Das Sport-Angebot der Firma ist groß. In jungen Medienunternehmen ist das aber nichts Außergewöhnliches, sagt Axel Schmidt:
"Die Unternehmen in den Digitalbranchen suchen händeringend nach guten Entwicklern, guten IT-Leuten, auch guten Game-Designern im Fall der Spiele-Branche. Insofern müssen die Unternehmen einfach den Leuten eine ganze Menge bieten, damit sie sich für das Unternehmen entscheiden. Und insofern ist das einfach zum internationalen Standard inzwischen geworden. Sie werden kaum ein Unternehmen in der Digitalbranche finden, das anders organisiert ist. Zumindest im Startup-Bereich."
Der Mehrwert des Sportangebots
Die Sportangebote gehen auf Kosten der Arbeitszeit. Doch der Mehrwert ist nicht zu unterschätzen, sagt Axel Schmidt. Und wer sich am Arbeitsplatz wohlfühlt, der bleibt auch mal länger, wenn es erforderlich ist.
"Man darf nicht vergessen, dass wir nebenher auch noch arbeiten. Unsere Konkurrenz, die ist in San Francisco oder in Tokio oder in Seoul. Das heißt, wir müssen wirklich die besten Team-Mitglieder hier haben und sie auch möglichst gut t hegen und pflegen. Und die sollen natürlich international Wettbewerbsfähig sein und dazu müssen sie auch fit sein."