Eine alte Dame erkennt auf einer New Yorker Party ein Bild, das früher einmal in ihrem Elternhaus hing. Sie sorgt mit einem Gefühlsausbruch für Aufsehen unter den distinguierten Gästen, worauf der Hausherr, Besitzer einer kostbaren Kunstsammlung, sie aus dem Haus wirft. Der Abend-Begleiter jener alten Dame, die ein undurchsichtiges Leben führt, ist ein Profi, ein amerikanischer Kunsthistoriker mit deutschen Wurzeln. Er ist sich nicht sicher, ob er Zeuge einer gekonnten Inszenierung oder einer gefühlsechten Erschütterung war.
Der Mann erinnert sich an diese Geschichte, als er mitten in einer anderen undurchsichtigen Kunsthistorie steckt. Er arbeitet inzwischen in einem Berliner Auktionshaus und lernt durch Zufall David Perlensamt kennen. Diese Begegnung beginnt mit einer Lüge und wird sich auch im Laufe der Zeit nicht durch eindeutige Wahrheiten auszeichnen.
Es geht um eine große Kunstsammlung, um ein Courbet-Bild, das gleich zweimal auftaucht, um Restitutionsansprüche und dunkle Familiengeschichten. Der Mann mit dem klingenden Namen Perlensamt ist vielleicht der Enkel von Hitlers Botschafter im besetzten Paris, vielleicht hat sein Vater den jüdischen Namen angenommen, um die Herkunft zu vertuschen, aber vielleicht will der Sohn sich als Täter-Nachfahre auch nur interessant machen. Alles ist möglich, nichts gesichert.
Ein Mord ist außerdem geschehen, und auch hier bleiben die Motive im Dunkeln. Die Vergangenheit bietet Stoff für düstere Geschichten und gebiert immer neue Geister, die den Kunsthistoriker ebenso wie den neuen Freund verfolgen. Die Väter leben in den Söhnen fort, die Mütter versuchen die Spuren zu verwischen.
Barbara Bongartz legt geschickte Fährten und inszeniert in einem beeindruckenden Spannungsbogen das Drama der großen Bilder – und das der großen Gefühle. Da und dort gibt es Geheimnisse, die nicht zu lösen sind.
Besprochen von Manuela Reichart
Barbara Bongartz: Perlensamt
Weissbooks, Frankfurt am Main 2009
324 Seiten, 19,90 Euro
Der Mann erinnert sich an diese Geschichte, als er mitten in einer anderen undurchsichtigen Kunsthistorie steckt. Er arbeitet inzwischen in einem Berliner Auktionshaus und lernt durch Zufall David Perlensamt kennen. Diese Begegnung beginnt mit einer Lüge und wird sich auch im Laufe der Zeit nicht durch eindeutige Wahrheiten auszeichnen.
Es geht um eine große Kunstsammlung, um ein Courbet-Bild, das gleich zweimal auftaucht, um Restitutionsansprüche und dunkle Familiengeschichten. Der Mann mit dem klingenden Namen Perlensamt ist vielleicht der Enkel von Hitlers Botschafter im besetzten Paris, vielleicht hat sein Vater den jüdischen Namen angenommen, um die Herkunft zu vertuschen, aber vielleicht will der Sohn sich als Täter-Nachfahre auch nur interessant machen. Alles ist möglich, nichts gesichert.
Ein Mord ist außerdem geschehen, und auch hier bleiben die Motive im Dunkeln. Die Vergangenheit bietet Stoff für düstere Geschichten und gebiert immer neue Geister, die den Kunsthistoriker ebenso wie den neuen Freund verfolgen. Die Väter leben in den Söhnen fort, die Mütter versuchen die Spuren zu verwischen.
Barbara Bongartz legt geschickte Fährten und inszeniert in einem beeindruckenden Spannungsbogen das Drama der großen Bilder – und das der großen Gefühle. Da und dort gibt es Geheimnisse, die nicht zu lösen sind.
Besprochen von Manuela Reichart
Barbara Bongartz: Perlensamt
Weissbooks, Frankfurt am Main 2009
324 Seiten, 19,90 Euro