Bettina Flitner: "Väter und Töchter. Geschichten einer besonderen Beziehung"
Elisabeth Sandmann Verlag, Berlin 2021
144 Seiten, 29,95 Euro
Starke Frauen und ihre Väter
12:16 Minuten
Die Fotografin Bettina Flitner hat Väter und ihre Töchter besucht und das Besondere ihrer Beziehung herausgearbeitet. Sie habe dabei gelernt, wie es gelingen kann, aus kleinen Mädchen starke, eigenständige und glückliche Frauen zu machen.
Bettina Flitner hat mit ihrer Kamera 18 Mal Vater und Tochter beziehungsweise Töchter getroffen und sie danach gefragt, was ihre Beziehung ausmacht. Entstanden sind 18 Porträts, in Bild und Text, die sowohl aufschlussreich als auch anregend sind.
"Ich habe einfach gesagt, jetzt möchte ich mal tolle Beziehungen zeigen. Ich will jetzt mal was machen, wo man eigentlich ermutigt wird," erklärt Flitner ihre Motivation. Aus jeder einzelnen Geschichte könne man eine Idee mitnehmen dazu, "wie es gelingen kann, dass man aus kleinen Mädchen starke, eigenständige und auch glückliche Frauen macht."
Anleiten zur Angstfreiheit
Ein Beispiel dafür sei eine Gegebenheit, die ihr TV-Moderator Ranga Yogeshwar erzählt hatte. Yogeshwar habe ihr gesagt, man müsse zu Angstfreiheit leiten. Deshalb habe er seine Töchter einfach in New York mit dem Stadtplan auf die Straße geschickt und gesagt: "So, get Lost! Heute Abend kommt ihr wieder, guckt euch mal ein bisschen New York an", erinnert sich Flitner an eine Idee Yogeshwars. "Da waren die 11, 12 und 13, glaube ich."
Heute sind Yogeshwars Töchter Maschinenbauerin. Informatikerin und Neurowissenschaftlerin, "das sind also alles drei junge, gestandene, tolle, starke Frauen", sagt Flitner.
Im Nachhinein habe sie gesehen, dass in diesen 18 Geschichten viele Anregungen und Ideen drin sind, welche positive Rolle Väter für das Leben ihrer Töchter spielen könnten, sagt Flitner.
Sie selbst, sagt Flitner, habe ihren Vater immer tollgefunden. "Natürlich gab es auch bei mir dann eine Phase, wo ich mich dann abnabeln musste." Er habe nicht gut gefunden, dass sie Fotografin geworden sei, "Ich sollte eigentlich Opernregisseuren werden, das, was er immer machen wollte. Da habe ich sehr kämpfen müssen. Aber das gehört dazu."
Emanzipation vom starken Vater
Diese Erlebnisse würden auch in dem Buch angesprochen. "Das sind nicht nur immer alles ‚Friede, Freude, Eierkuchen‘-Geschichten, sondern da sind auch die Konflikte. Und das gehört wirklich zum Leben dazu, dass eine starke Tochter dann eben auch eine starke Frau wird."
Ein Foto zeigt die Schauspielerin Franziska Walser und ihrem Vater, den Schriftsteller Martin Walser. Er legt seine Hand auf das Knie seiner Tochter und signalisiert: Ich stehe im Mittelpunkt. Franziska Walser habe sich, wie sie selbst, so Flitner, von ihrem starken Vater emanzipieren müssen, um dann ihren eigenen Weg zu gehen.
"Aber sie war auch immer die Vertraute ihres Vaters." Als älteste von vier Töchtern habe sie "den Laden immer ein bisschen zusammenhalten" müssen.
Franziska Walser habe ihr nach dem Treffen geschrieben, dass sie noch nie mit ihrem Vater ein solches Gespräch geführt habe, berichtet Flitner. Die Produktion habe den Anlass gegeben, das zu tun.
Flitner sagt, sie habe bei der Arbeit an dem Buch eine für sich selbst sehr interessante Erkenntnis gewonnen: "Dass diese Töchter festgestellt haben, mit dem Vater kann ich, mit der Mutter muss ich."
Mit der Mutter werde die Tochter eher auf die "frauliche Schiene" gesetzt. "Mit dem Vater bin ich da freier", schildert die Autorin.