Was Joseph Beuys uns heute noch zu sagen hat
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Joseph Beuys glaubte, dass man die Gesellschaft von der Kunst her verändern kann. Außerdem war er Mitbegründer der Grünen. Im Beuys-Jubiläumsjahr will man sich mit seinen politischen Ideen auseinandersetzen. Wie steht es heute um diese?
"Wir wollen Beuys nicht als vergangenen Künstler sehen, sondern als jemanden, der in unsere Gegenwart hinein spricht – mit Dingen, die er schon damals antizipiert hat", sagt Eugen Blume, der künstlerische Leiter von "Beuys 2021". Am 12. Mai wird es 100 Jahre her sein, dass einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts in Krefeld zur Welt kam.
Diesen Geburtstag nehmen rund 20 Museen und Kulturinstitutionen in ganz Nordrhein-Westfalen zum Anlass, ein großes Jubiläumsprogramm zu präsentieren – mit Ausstellungen, Aktionen, Performances, Theater und mehr.
Beuys glaubte, dass man die Gesellschaft von der Kunst her verändern kann, ein Aspekt, "der immer etwas gemieden wurde", wie Blume erklärt. Für Beuys sei Kunst sogar die "letzte Möglichkeit, die Missstände und Widersprüche in der Gesellschaft zu heilen" gewesen, sagt der Kurator.
Im Zentrum des Jubiläumsjahres stehen Beuys' politische Ideen und welche Relevanz diese für uns heute haben: Beuys habe schon damals auf die ökologische Krise hingewiesen. Er hat die Grünen mitbegründet und davon gesprochen, "dass man der Natur, also den Pflanzen, den Tieren, ein eigenes Rechtssystem geben müsste – dass sie also auch ein Recht haben, sich selbst zu vertreten", wie Blume erklärt. Ein Gedanke, der heute in der Philosophie diskutiert werde, so Blume weiter.
Temporäre Akademie in Düsseldorf
Viele Probleme, die Beuys schon damals erkannt habe, würden heute viel ernster genommen. "Wir sind gespannt, wie das beim Publikum heute ankommt", sagt Blume.
Auf dem Gustaf-Gründgens-Platz in Düsseldorf soll 2021 eine temporäre Akademie mit dem Titel "Plastische Demokratie" entstehen – gebaut von der Architektengruppe Raumlabor. "Das ist vielleicht der zentrale Raum, in dem alles in diskursiver Form zusammenläuft, all die Fragen, die in den Ausstellungen bezogen auf Beuys gestellt werden", sagt Blume. Innerhalb dieser gebauten Architektur werde man mit Studierenden der Düsseldorfer Kunstakademie, der Heinrich-Heine-Universität und weiteren jungen Menschen die zentralen politischen Fragen diskutieren. Dazu sollen auch Vortragende aus aller Welt eingeladen werden, real oder virtuell, je nachdem, was die Umstände bis dahin erlauben.
(ckr)