Bewältigung der Pandemie in Deutschland

Positiver Blick in die Zukunft

07:11 Minuten
Im Rahmen der Lichtinstallation "Lichtblicke" ist auf das Schloss Bellevue in Berlin in Blau der Schriftzug "Zuversicht" projiziert. Davor steht bei einem Pressetermin unter anderen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Im Dezember wurden Botschaften von Bürgerinnen und Bürgern als "Lichtblicke" auf das Schloss Bellevue projiziert. © picture alliance / Geisler-Fotopress / Frederic Kern/Geisler-Fotopress
Horst Opaschowski im Gespräch mit Eckhard Roelcke |
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Die Stimmung in Deutschland ist nicht schlecht. Das hat eine repräsentative Umfrage des Zukunftsforschers Horst Opaschowski ergeben. Er glaubt, dass sich aus dieser entbehrungsreichen Zeit eine neue Bescheidenheit entwickeln könnte.
"Das Besondere ist, dass die Deutschen doch relativ zuversichtlich und positiv in die Zukunft schauen", sagt Horst Opaschowski. Der 80-Jährige gehört zu den bekanntesten Zukunftsforschern Deutschlands. Anhand einer repräsentativen Studie über die Auswirkungen der Pandemie stellte er fest, die Deutschen handelten nach dem Motto "Glück im Unglück". "Wenn sie sich den Arm gebrochen haben, dann freuen sie sich, dass sie sich nicht auch noch die Beine gebrochen haben", erklärt Opaschowski. Deswegen seien sie relativ gelassen durch die Krise gekommen.
Anders als der Terror vom 11. September oder die Atomkatastrophen von Fukushima und Tschernobyl sei die Coronakrise keine einmalige Sache. "Diese Krise hält an und tut weh – und zwar fast allen. Das ist natürlich neu", so Opaschowski.

Neue Bescheidenheit

Er glaubt, dass sich aus der Zeit, die wir jetzt erleben, eine neue Bescheidenheit entwickeln wird: "Dieses Nachdenken über sich und den eigenen Lebensstil – das ist neu, und das wird auch anhalten." Jetzt wachse eine Generation heran, "die schon ein Jahr lang ihre Ansprüche zurückschrauben muss, das wird ihre Gewohnheiten verändern", ist Opaschowski sicher. Vielleicht werde man schon im nächsten oder übernächsten Jahr von einem grundlegenden Werte- oder Einstellungswandel sprechen, sagt der Zukunftsforscher.

Um die stark gebeutelte Kultur zu unterstützen, schlägt er eine freiwillige Kulturabgabe umsatzstarker Unternehmen vor. Der Schweizer Konzern Migros macht es vor, wie Opaschowski erklärt: Ein Prozent des Umsatzes wird freiwillig in die Kultur investiert.
Horst Opaschowski sitzt in seinem Haus.
Horst Opaschowski ist einer der bekanntesten Zukunftsforscher Deutschlands. © picture alliance/dpa | Daniel Bockwoldt
"Stellen Sie sich mal die ganzen Discounter und Baumärkte vor, die wir haben. Wenn die jetzt ein Prozent zurückgeben würden – das ist doch wirklich nicht die Welt. Eine Million Umsatz heißt also 10.000 Euro für die Kultur. Das wäre wirklich eine gute Sache."
(ckr)
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