Bewegung und Schreiben

Ich ist ein Wanderer

Von Gaby Hartel |
Die Bewegung eines Schriftstellers zu Fuß auch in Zeiten unbegrenzt möglicher Fernreisen ist für sein Schreiben existenziell. Kein Schreiben ohne Gehen? Kein Denken ohne Gehen? Gehen als politischer Akt, als Erinnerungs- und Assoziationsmaschine.
Der Grund, warum die spazierenden Schriftsteller sich auf den Weg machen, ist so vielseitig wie ihre Persönlichkeiten selbst. Aber immer sind bei diesen Autoren eine physische Lust und Dringlichkeit im Spiel, die geradezu an Sucht grenzen. Und das Gehen zeigt sich nicht nur motivisch, sondern auch strukturell in ihrem Schreiben. Der motorische Akt des Gehens fällt zusammen mit dem des Schreibens - aber auch mit dem der Unangepasstheit, der Freiheitsliebe und einer grenzenlosen Neugier auf die Welt.
Von Jörg Drews' Aufsätzen zu Seume abgesehen, wurde das Wandern in der Literatur bisher eher motivisch behandelt als psychoästhetisch, eher vom Schreibtisch aus als von einem praktischen Verstehen her. Ob Tomas Espedal, Iain Sinclair, Peter Handke, Virginia Woolf oder Samuel Beckett: Die Sendung will zeigen, dass die Bewegung eines Schriftstellers zu Fuß auch in Zeiten unbegrenzt möglicher Fernreisen entscheidend ist für sein Schreiben.
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