Die Pop-Götter im Kunst-Olymp
Die Superstars Beyoncé und Jay-Z haben jetzt als "The Carters" ein Album herausgebracht. Das Video zur Single "Apeshit" wurde im Louvre gedreht und ist gespickt mit kunsthistorischen Anspielungen. Aber steckt da noch mehr dahinter?
Beyoncé und Jay-Z sind jeder für sich schon Superstars. Jetzt haben sie als "The Carters" völlig überraschend ein gemeinsames Album herausgebracht (Jay-Z wurde als Shawn Carter geboren). "Love is everything" heißt es und darauf zelebrieren sie ihren Erfolg und ihren Reichtum. Zu hören ist es auf dem Musikstreamingdienst Tidal, zu dessen Mitbesitzern Jay-Z gehört.
Anspielungen auf die Kunstgeschichte
Im Video zur Singleauskopplung "Apeshit" legen die beiden noch einen drauf: Das Video wurde im Pariser Louvre gedreht und hat jede Menge Referenzen an die Kunstgeschichte. So tanzt Beyoncé vor Jacques-Louis Davids Gemälde "Die Krönung Napoleons", während Jay-Z vor dem "Floß der Medusa" posiert.
Ist das nun gnadenlose Selbstüberhöhung oder der Gipfel von Black Empowerment?
"Mit Empowerment wäre ich vorsichtig", sagt Kunsthistoriker Henry Keazor von der Uni Heidelberg. Das spiele zwar mit rein, "aber welche Art von Empowerment ist das?"
Selbstinszenierung als wiedervereintes Paar
Das Video und auch die Textzeilen "can't believe we made it" hätten mit der Versöhnung des Paares zu tun. Nach den beiden Alben "Lemonade" (2016) von Beyoncé und "4:44" (2017) von Jay-Z, auf denen die beiden ihre Ehekrise thematisierten, zeigen sie sich nun als "The Carters" als Powerduo:
"Jetzt inszenieren sie sich als wiedervereintes Paar im Louvre, das immer gemeinsam vor diesen Kunstwerken steht und auf diese Art und Weise klar macht: Man hat es geschafft. Man ist jetzt wieder in einem Hafen der Kultur und des Friedens angekommen. Und auch die Werke, die dort aufgerufen werden, die haben mal kurz was mit Leid zu tun, aber eben auch mit Triumph, mit Sieg, die Nike von Samothrake ist zu sehen, die Mona Lisa, der Inbegriff der Schönheit, eine Sphinx – Weisheit, Macht, das sind alles so Bezüge, die zeigen: Das Paar ist wiedervereint."
will.i.am hat's vorgemacht
Mit dem Herumposieren vor der Mona Lisa nehmen die Carters einerseits Bezug auf ihr viral gegangenes Selfie von 2014 vor der Mona Lisa. Andererseits, so Keazor, stellen sie sich der Konkurrenz, denn bereits 2014 hatte will.i.am zu seinem Song "Mona Lisa Smile" ein Video im Louvre gedreht, in dem er berühmte Kunstwerke neu inszeniert hat.
"Z.B. bei Delacroix' 'Freiheit führt das Volk', dort besetzt er alle wichtigen Rollen mit Schwarzen, genau dasselbe bei Gemälden von Vermeer, von Caravaggio, von Peter Paul Rubens. Er macht das auch schon mit dieser kulturellen Aneignung, und man hat das Gefühl, Jay-Z und Beyoncé wollen das toppen, indem sie noch mehr Werke zeigen, und sich selber noch mächtiger inszenieren, als will.i.am das macht, der eigentlich noch ein bisschen zurückhaltender ist."
"Kulturelles Bling-Bling"
Insgesamt sei in dem Video viel kulturelles und visuelles Bling-Bling, findet Keazor, denn:
"Nur in so kurzen Momenten blitzt etwas Kritisches auf, während der Rest doch etwas sehr von Posen, von Zitieren, von Verfügen über ein kulturelles Gut hat und man würde sich mehr Eigenständigkeit wünschen, nicht so viel Zitat und Referenz."
Zudem habe der Louvre einen eigenen Beauftragten für Dreharbeiten:
"Insofern ist das mit der schwarzen Selbstermächtigung auch so eine Sache, wenn man weiß, dass der Louvre dazu einlädt, dass dort gegen Geld gedreht werden kann, insofern ist das eine zwiespältige Botschaft." (abu)