Kein Name für das dritte Geschlecht?
Intersexuelle Menschen dürfen sich ihr Geschlecht im Geburtenregister nicht als "inter" oder "divers" eintragen lassen - so hat es der Bundesgerichtshof entschieden. Das klingt konservativer als es ist, meint die Kulturjournalistin Andrea Roedig.
Seit November 2013 müssen Eltern und Ärzte bei Neugeborenen, deren Geschlecht nicht eindeutig ist, oder die "Intersexuell" sind, nicht mehr zwangsweise "weiblich" oder "männlich" ankreuzen, sondern können die Geschlechtsangabe weglassen.
Jetzt ist beim Bundesgerichtshof eine intersexuelle Person, die im Geburtenregister ursprünglich als "weiblich" registriert war, mit dem Versuch gescheitert, sich als Geschlecht eine dritte Variante wie "inter" oder "divers" in das Geburtenregister eintragen zu lassen.
Keine neue Kategorie
Die Argumentation des Bundesgerichtshofes beruft sich auf das Familienrecht, das eben nur die Kategorien "Mann" und "Frau" kenne, aber keine dritte Kategorie. Es ist mit anderen Worten heute möglich, sich keiner der beiden existierenden Kategorien zuzuordnen, aber nicht, sich einer neuen, anderen Kategorie zuzuordnen. Man kann mithin etwas nicht sein (Mann oder Frau), nicht aber etwas anderes sein (z.B. "inter" oder "divers").
Die Philosophin und Kulturjournalistin Andrea Roedig findet die jetzt vorgeschlagene Lösung, obwohl sie konservativ klinge, ganz gut, sagt sie im Deutschlandradio Kultur. "Das heißt, wir entziehen uns letzlich auch dem binären System in einer gewissen Weise, in dem wir jetzt nicht mehr festlegen, was das jetzt ist, Männer oder Frauen."
Es handele sich dabei um einen Weg, den man gehen könne, um davon wegzukommen alles immer mehr und feiner benennen zu wollen. Für Transsexuelle, die entweder Mann oder Frau sein wollten, wäre es bei einer neuen Kategorie "Intersex" möglicherweise schwieriger geworden, sich dieser dritten Kategorie zu entziehen. "Es ist sehr kompliziert", sagte Roedig.
Männer und Frauen bei Olympia
Mit Blick auf die Olympiade sagte die Kulturjournalistin, es gebe im Spitzensport natürlich das Dilemma der Vergleichbarkeit.
Gerade für Disziplinen, in denen Kraft und Schnelligkeit eine Rolle spielten, machten die herkömmlichen Kategorien ebenfalls Sinn. Beim Reiten, Schach oder Schießen dagegen weniger.