Bidens Vizekandidatin Kamala Harris

Skeptische Stimmen aus der Schwarzen Community

08:12 Minuten
Senatorin Kamala Harris steht bei einer Wahlkampverantaltung in Las Veags vor einer US-Flagge.
Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Joe Biden, zieht zusammen mit der Senatorin Kamala Harris in den Wahlkampf. © Getty Images / Ethan Miller
Lilly Amankwah im Gespräch mit Gesa Ufer |
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Mit Senatorin Kamala Harris als Vizekandidatin wirbt der Demokrat Joe Biden im US-Präsidentschaftswahlkampf um Stimmen der Schwarzen Community. Doch nicht alle erkennen Harris als Afroamerikanerin an, erklärt die Soziologin Lilly Amankwah.
Es ist ein starkes Signal an Schwarze Wählerinnen und Wähler in den USA: Joe Biden, der Bewerber der US-Demokraten für das Präsidentenamt, zieht gemeinsam mit der kalifornischen Senatorin Kamala Harris in den Wahlkampf. Ist das Duo erfolgreich, soll Harris Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten werden. Sie wäre die ersten Frau in diesem Amt und als Tochter einer in Indien geborenen Mutter und eines jamaikanischen Vaters die erste Person of Color in diesem Amt.

Wie hält sie es mit dem Erbe der Sklaverei?

Doch nicht alle Schwarzen Amerikanerinnen und Amerikaner betrachten Kamala Harris als eine der ihren. In den USA ist bereits eine Debatte darüber entfacht, ob Harris sich als Afroamerikanerin bezeichnen dürfe. Im Kern gehe es dabei um den Umgang mit der Geschichte der Sklaverei, erläutert die Journalistin und Soziologin Lilly Amankwah.
Vorbehalte gegen Harris äußere vor allem eine Gruppierung namens American Descendants of Slavery (ADOS). "Diese Leute sagen, um Afroamerikanerin zu sein, müsste man eine Geschichte der Sklaverei in den USA erlebt haben", so Amankwah. "Die haben eben Schwarze Menschen, die erst neuer zugewandert sind, nicht."
Die Position von ADOS ist auch innerhalb der Schwarzen Community umstritten. Kritiker werfen der Gruppierung vor, dass eine Gemeinschaft spalte, die mehr erreichen könnte, wenn sie mit vereinten Kräften gegen Rassismus und Diskriminierung Schwarzer Menschen kämpfen würde.
ADOS stütze sich jedoch auf sozialwissenschaftliche Studien, die belegten, dass Nachkommen von Sklaven bis heute in anderer Weise von Diskriminierung betroffen seien als Schwarze Menschen, deren Familiengeschichte nicht bis in die Zeit der Sklaverei zurückreicht, erklärt Amankwah.

Eliteschulen und die Frage der Herkunft

So zeigten Statistiken über die Zulassung an den sogenannten Ivy League Colleges zwar, dass der Anteil Schwarzer Amerikanerinnen und Amerikaner dort steige. Bei genauerem Hinsehen werde aber deutlich, "dass der Großteil derer, die zugelassen werden und Schwarz sind, eben Zugewanderte sind", so Amankwah. Für Afroamerikaner, die in den USA aufwachsen und schon während ihrer Schullaufbahn vielfach diskriminiert würden, stünden die Chancen für einen Bildungsaufstieg immer noch schlecht.
Auch sozioökonomische Statistiken betätigten die Einschätzung, dass Nachkommen amerikanischer Sklaven im Schnitt nach wie vor deutlich schlechter gestellt seien und weniger Chancen gesellschaftlicher Teilhabe hätten als People of Color anderer Herkunft, erklärt Amankwah. Die ADOS-Bewegung fordere von der US-Regierung daher auch Reparationszahlungen an die Nachfahren amerikanischer Sklaven.

Von Programmen für Chancengleichheit übergangen

Die Gruppe kritisiere seit Langem, dass die Politik der "Affirmative Action", die Chancengleichheit von nichtweißen Amerikanern fördern soll, gerade Menschen "in Armutsverältnissen, die aus der Sklaverei gewachsen sind", nicht erreiche, erklärt Amankwah. Viele von ihnen würden sich von Kamala Harris' Kandidatur daher nicht allzu viel versprechen.
Für Joe Biden, der in den Umfragen derzeit ohnehin vor Präsident Trump liege, bedeute die gemeinsame Kandidatur mit Harris sicher keinen Nachteil, so Amankwah. Aber zumindest einen Teil potenzieller Wählerinnern und Wähler aus der Schwarzen Community werde das Duo eher nicht überzeugen.
(fka)
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