Inhalte, die unter die Haut gehen
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Litauen wurde für die Oper "Sun & Sea (Marina)" mit dem Hauptpreis für den besten nationalen Beitrag ausgezeichnet. Für die Jury-Vorsitzende Stephanie Rosenthal handelt es sich bei dieser Performance um gesellschaftskritisches, "groteskes Theater".
Litauen wurde bei der Preisverleihung der diesjährigen Kunstbiennale in Venedig mit dem Hauptpreis für den besten nationalen Beitrag ausgezeichnet. Die Opernperformance "Sun & Sea (Marina)" auf einem künstlichen Strand übt Kritik am Lebensstil des vielen Reisens, Konsums und Arbeitens.
Der US-amerikanische Filmemacher und Kameramann Arthur Jafa gewann den Goldenen Löwen als bester Künstler für sein Video "The White Album", mit dem er das hochaktuelle Thema Rassismus aufgreift und unter anderem Hassvideos aus dem Internet zeigt.
Die Jury der 58. Biennale wurde von der Direktorin des Berliner Martin-Gropius-Baus, Stephanie Rosenthal, geleitet. Im Deutschlandfunk Kultur erklärt sie, die Opernperformance "Sun & Sea (Marina)" habe vor allem mit ihrem Inhalt überzeugt:
Groteske Opernsituation von oben
"Das Libretto war wirklich hervorragend. Es zeigt uns, wo wir im Moment als Gesellschaft stehen: Das geht vom Workaholic zu den Zwillingen, wo einer im 3D-Drucker entstanden ist, bis zu ganz wesentlichen Passagen über Klimawandel. Und das alles verpackt in so einer grotesken Opernsituation, die man von oben sieht, wo man weiße Körper sich in der Sonne aalen sieht auf künstlichem Sand." Es handle sich hierbei um "groteskes Theater", das den momentanen Zustand der Gesellschaft sehr gut zeige.
Die Oper stammt vom Künstlerinnentrio Rugile Barzdziukaite, Vaiva Grainyte und Lina Lapelyte. Gerade die "Zusammenarbeit der Schriftstellerin, der Komponistin und der Künstlerin, aber auch das Interesse dieses Kollektivs, sich mit den Musikern in Venedig zusammenzutun und diese Oper von Litauen hierher zu überzutragen", sei eine Form, die im Moment große Relevanz habe.
"Sehr politisch und gleichzeitig unglaublich verführerisch"
Die Videoarbeit "The White Album" von Arhur Jafa sei "sehr politisch und gleichzeitig unglaublich verführerisch", erklärt Rosenthal die Juryentscheidung. Sein Film ziehe einen in seinen Bann und gehe unter die Haut. Aber auch Jafas skulpturale Arbeit habe überzeugt, erklärt die Juryvorsitzende. Man habe als Jury das Gefühl gehabt, dass an beiden Orten auch wirklich überzeugende Positionen von Jafa gezeigt wurden, erklärt sie.
Das "kontinuierliche Anwachsen" der Biennale um neue teilnehmende Länder und damit einhergehend um neue Orte in der Stadt empfinde sie als sehr vielversprechend – auch für die zeitgenössische Kunst. Dabei führt Rosenthal den Pavillon von Nord-Mazedonien an und erklärt:
"Unbedingt die über die Stadt verteilten Pavillons besuchen"
"Es ist wunderbar zu sehen, wie Länder soviel Kraft aufbringen, um hier in Venedig präsent sein zu dürfen. Sicherlich ist die Qualität dann vielleicht nicht immer vergleichbar mit den großen Ländern, aber es ist trotzdem wichtig zu sehen, dass Kunst auch Brücken schlägt; dass das in dem Sinne mit den nationalen Pavillons auch funktioniert, was man oft in den Giardinis hinterfragen kann."
In diesen kleineren Venues hätten Künstler immer wieder kraftvoll einen Kommentar über ihr eigenes Land abgeben. Rosenthal empfiehlt daher, unbedingt die kleinen, über die Stadt verteilten Pavillons zu besuchen, denn so könne man an ganz unterschiedlichen Orten etwas über die gesamte Welt erfahren.