Mehr zur Biennale in Venedig hören Sie auch in der Sendung "Fazit", am Freitag ab 23.05 Uhr.
Ein Marx-Oratorium in Venedig
Kunst und Politik lassen sich nicht trennen, sagt Okwui Enwezor. Deshalb stellt der Kurator eine monumentale Marx-Lesung ins Zentrum der Biennale in Venedig. Und noch ein anderes Thema wird eine wichtige Rolle spielen.
Die Biennale von Venedig zeigt unter dem Titel "All the World's Futures" in diesem Jahr Arbeiten von 136 Künstlern aus 53 Ländern. 88 von ihnen sind zum ersten Mal dabei. Kuratiert wird die Schau vom Direktor des Münchner Hauses der Kunst, Okwui Enwezor.
Im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur verriet er ein Kernelement des diesjährigen Festivals - das "Kapital" von Karl Marx. "Wir werden dieses sehr ausführliche Werk wie ein Oratorium vorlesen lassen, von richtigen Schauspielern. Das darf eine dramatische Performance werden." Schließlich habe Marx' Werk auch zeitgenössische Aspekte, wenn es um das Kapital und um Geld im Allgemeinen gehe, sagte Enwezor.
"Die Wahl der Ästhetik ist immer auch eine politische Wahl"
Generell könne man Kunst nicht in eine Art Quarantäne schieben und von politischen Dingen fernhalten. Es bringe nichts, "Kunst abzutrennen von politischen Stimmungen und Ereignissen, das wird nicht funktionieren". "Die Wahl der Ästhetik ist immer auch eine politische Wahl", sagte der Kurator.
Daneben will Enwezor einen Schwerpunkt auf die Arbeiten afrikanischer Künstler legen. "Es wird afrikanische Künstler geben, aber nicht weil ich aus Afrika komme, sondern weil ich die Arbeiten schätze und weil ich versuche, auch die Künstler in den Mittelpunkt zu rücken, die bisher unterrepräsentiert sind." Afrika werde von vielen Menschen falsch wahrgenommen. "Ich wehre mich dagegen, dass Afrikaner nur noch als Flüchtlinge betrachtet werden und man einen ganzen Kontinent nur noch mit solchen Problemen assoziiert."