Unterwegs im Hopfenland
Im Weltenburger Kloster ist Tourismus immer gekoppelt mit Bier. Eine halbe Million Besucher hat das Kloster jährlich. Wie viele der Gäste extra wegen des Bieres da sind, lässt sich nicht sagen, aber das Bier aus dem bayerischen Kloster ist ein Exportschlager.
"Wolfgang. I bin Brauer bei der Klosterbrauerei Weltenburg, des Ganze seit fünf Jahren. I bin stolz auf meinen Beruf, weil i die Leute glücklich mach und weil ich es auch sehr gern mag, wenn ich die Leute im Biergarten seh und sie ham ein Grinsen auf dem Gesicht."
Wolfgang Bindl beginnt die Brauereiführung, öffnet die Tür zum Malzboden. Hier wird das Malz geschrotet, erklärt er, vorbereitet für den Biersud. Gehen in kälteren Bereich. Dann geht’s nach unten in den Keller, es wird kalt. Bei zehn Grad vergären hier in großen Bottichen die untergärigen Biere, etwa acht bis zehn Tage dauert das.
Brauer Bindl winkt, wir folgen ihm ins nächste Gewölbe. Die Temperaturen: Um den Gefrierpunkt.
"Wir samma jetzt in unseren Lagerkellern. Wir können hier unser Bier vier bis fünf Wochen lagern. Während der Lagerung reift das Bier vollständig aus. Kohlensäurebindung findet statt. Und wir haben dann endlich unser fertiges Bier."
Gerade am Wochenende führt Wolfgang Bindl bis zu viermal am Tag Touristengruppen durch die Klosterbrauerei, beantwortet geduldig immer wieder die gleichen Fragen. Die Führungen machen ihm Spaß, sagt er. Und: Sie sind Teil seines Jobs.
"Des gehört sehr groß zu unserer Arbeit, weil wir müssen unser Bier auch verkaufen. Es geht ja nicht nur drum herzustellen, sondern wir müssen’s auch irgendwie unter die Leute bringen."
Das Weltenburger Klosterbier wird in viele Länder verkauft. Exportschlager ist vor allem das Barock dunkel, ein dunkles Bier. Das Bier und der Tourismus sind in der ältesten Klosterbrauerei der Welt untrennbar verbunden – im Besucherzentrum des Klosters gibt es sogar eine eigene Abteilung über die Geschichte des Bieres. Insgesamt kommen etwa eine halbe Million Besucher pro Jahr, sagt auch der Abt des Klosters, Thomas Freihart. Wie viele wirklich extra wegen des Bieres da sind, lässt sich nicht genau sagen – aber es sind schon einige, glaubt der Abt:
"Weil viele auch mit dem Namen Weltenburg das Klosterbier einfach verbinden und somit auch diesen Ort immer wieder auch mal sehen wollen, also den Ursprungsort dieses Bieres."
Heilbad macht Anwendungen mit Hopfen
So wie Erika Kohlenhofer – sie ist aus dem Landkreis Cham angereist, gut eine Stunde Fahrt ist das von Weltenburg entfernt. Zusammen mit ihren drei Töchtern feiert sie hier an der Donau ihren 78. Geburtstag:
"Aa Schifffahrt und einkehren in Weltenburg und dann hamma an schönen Geburtstag – und inwieweit spielt des Bier a Rolle? - des Dunkle trink’ma. Des is bekannt und guad."
Weiter geht’s, nur ein paar Kilometer, nach Bad Gögging. Das Heilbad ist bekannt für Schwefel- und Naturmooranwendungen. Doch das Hotel Eisvogel arbeitet vor allem mit – Hopfen.
Margit Zettel-Feldmann wässert gerade den getrockneten Hopfen, Ernte ist erst ja erst wieder Ende August. Doch auch in der Zwischenzeit wollen die Kurgäste und Wellnessurlauber Hopfenöl-Massagen genießen oder gleich ein Hopfenbad nehmen: Das heißt, ab in eine der Badewannen im Spa, die gefüllt sind mit warmem Wasser, Hopfen und Hopfenöl.
"Beim Hopfenbad ist natürlich auch noch ein feines Weltenburger Dunkel dabei, das die Gäste dann in der Badewanne während des Badens genießen können."
Alle Räume im Spa sind nach Hopfensorten benannt: Magnum, Herkules, Rubin oder Saphir. Der Hopfen spielt auch in der Küche des Eisvogels eine große Rolle: Mit Hopfen geräucherte Bachsaiblingsfilets gibt es ebenso wie eine Hopfensuppe – als Nachspeise dann Malz-Bier-Creme. Selbst an einem Hopfen- Ayurveda-Konzept arbeitet das Hotel gerade. Der Hopfen dafür kommt von einem Bauern aus dem Ort, sagt Margit Zettel-Feldmann. Das ist auch der Grund, warum sie sich auf Hopfen und Bier spezialisiert hat:
"Es liegt vor der Haustür. Da war der Hopfen für uns natürlich toll. Wir haben eine Spezialität gesucht, was Besonderes, bissl was Aktuelles, was gut zum Thema Wellness passt. Und der Hopfen ist da einfach eine tolle Geschichte für uns."
Biertourismus ist sanfter Tourismus
Im Landkreis Kelheim haben der Hopfen, das Bier immer schon eine wichtige Rolle gespielt, sagt Klaus Blümlhuber vom Tourismusverband. Hopfen und Gerste wachsen vor Ort, drei der ältesten Brauereien sind im Landkreis beheimatet. Auch deshalb sei das Bier für den Tourismus hier so wichtig. Doch noch ein Faktor spielt eine Rolle für Blümlhuber, der nicht nur Chef des Tourismus- sondern auch des Landschaftspflegeverbandes ist: Biertourismus ist sanfter Tourismus – für Bierwanderwege, Biersommelierkurse und Fahrradtadtouren von einer Brauerei zur anderen braucht es keine großen Eingriffe in die Landschaft.
"Aber wir wissen, dass diese Angebote gut angenommen werden – Beispiel diese Radltouren oder der Besuch der Brauereien mit Brauereiführungen und so fort. Das ist immer stärker im Kommen."