"Bild"-Zeitung

Was folgt auf den Rauswurf von Julian Reichelt?

07:43 Minuten
Ein Mann in Sakko und aufgeknöpftem, blau-weiß gestreiften Hemd mit ernstem Gesichtsausdruck vor blauem Hintergrund. Es handelt sich um Julian Reichelt.
Die Vorgänge um Julian Reichelt bei "Bild" seien einzigartig, sagt der Medienjournalist Moritz Tschermak. © imago / Jörg Schüler
Moritz Tschermak im Gespräch mit Vladimir Balzer |
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Julian Reichelt ist nicht mehr Chef der "Bild"-Zeitung. Seine Absetzung könnte starke Auswirkungen auf den "Bild"-TV-Sender haben, sagt Medienjournalist Moritz Tschermak. Durch neue Recherchen gerate auch Springer-Chef Mathias Döpfner in die Kritik.
Der Medienkonzern Axel Springer hat den Journalisten Julian Reichelt als Chefredakteur der "Bild"-Zeitung abgesetzt. Der Springer-Vorstand begründet den Rauswurf Reichelts damit, dass man durch Presserecherchen erfahren habe, dass Reichelt Privates und Berufliches nicht klar getrennt und dem Vorstand darüber die Unwahrheit gesagt habe.
Seit Anfang März standen Vorwürfe des Machtmissbrauchs gegenüber Mitarbeiterinnen gegen Reichelt im Raum. Nach einem Compliance-Verfahren durfte er damals jedoch zunächst seinen Job behalten. Moritz Tschermak, Leiter der Website "BILDblog", nennt die Vorgehensweise Reichelts systematisch: "Junge Frauen, die am Anfang ihres Berufslebens stehen in der Bild-Redaktion, mit Komplimenten und neuen Posten und Aufstiegschancen überschütten. Und sie in eine Art von Abhängigkeit zu bringen. Das ist in diesem Ausmaß bei Julian Reichelt erst einmal einzigartig."

Kein kompletter Umbruch bei "Bild"

Die "Bild"-Zeitung stehe aber nach dem Abgang von Reichelt nicht vor dem ganz großen Umbruch, meint Tschermak.
Stärker könnten die Auswirkungen auf das neu gegründete "Bild"-TV sein: "Da ist Julian Reichelt als Personen und als Kopf viel zentraler gewesen. Und da wird sich was ändern, auch am Inhalt."

Ausgelöst wurde der Rausschmiss von Julian Reichelt durch Recherchen des Ippen-Verlags. Verleger Dirk Ippen wollte die Veröffentlichung stoppen, mit der Begründung, damit einem direkten Konkurrenten zu schaden. Das sei ein Verstoß gegen die "innere Pressefreiheit", sagt der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes Frank Überall [AUDIO] .

Ein Mann mit blauem Hemd lächelt in die Kamera. Es handelt sich um Frank Überall.
© imago / Sven Simon
Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner stand lange hinter Reichelt, auch als die Vorwürfe das erste Mal auftauchten. "Er hat immer wieder betont, dass die Arbeit, die Julian Reichelt macht, ganz toll ist", sagt Tschermak.

Auch Döpfner steht in der Kritik

Jetzt ist durch Medienberichte auch noch eine private Nachricht Döpfners öffentlich geworden, in der er Reichelt als einzigen Journalisten bezeichnet, der in Zeiten von Corona "gegen einen neuen, autoritären DDR-Staat kämpft".
Das könne Auswirkungen für Döpfner haben, so Tschermak, zumal der Springer-Vorstandschef auch Vorsitzender des Verbandes der Zeitungsverleger BDZV sei: "Damit spricht er auch für viele andere Redaktionen." Er sei gespannt, wie es weitergehe, sagt Tschermak.
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