Magnum (Hg.): "Magnum Hunde"
Aus dem Englischen von Susanne Philippi
DuMont Buchverlag, Köln 2021
208 Seiten, 20 Euro
Vierbeiner in allen Lebenslagen
05:08 Minuten
Die Fotoagentur Magnum hat ihre Archive geöffnet: Der Bildband "Magnum Hunde" versammelt 180 Fotografien aus acht Jahrzehnten, die von der besonderen Freundschaft zwischen Mensch und Tier zeugen.
Mit dieser Zufallsbegegnung im Park könnte eine Liebesgeschichte beginnen oder eine innige Freundschaft. Zwar sind die beiden Protagonisten schon aneinander vorbeigegangen, doch ist einer stehen geblieben und hat sich umgedreht. Noch trifft sein Blick nur den Rücken des anderen, der weitergetrottet ist. Doch man fragt sich unwillkürlich: Wird auch der andere stehen bleiben? Ist dies der Anfang von etwas?
Was für eine magische Aufnahme: Richard Kalvar hat 1988 zwei Hunde vor die Linse bekommen und im richtigen Moment abgedrückt.
Der Blick für die perfekte Szene und die – mögliche – Geschichte dahinter ist allen Fotografen der legendären Agentur "Magnum" zu eigen. Seit ihrer Gründung 1947 haben Größen wie Robert Capa, Eve Arnold oder Werner Bischof nicht nur die Weltgeschichte, Politik und Kultur in Bildern festgehalten, sondern auch Alltägliches und Skurriles. Nun zeigt ein urkomischer und zugleich liebenswerter Bildband, dass viele der Fotografen und Fotografinnen auch Hundefans waren (oder sind).
180 Fotografien aus acht Jahrzehnten
"Magnum Hunde" versammelt 180 Fotografien aus den letzten acht Jahrzehnten, unterteilt in fünf Kapitel: "Auf der Straße", "Am Strand", während der "Showtime", "Hinter den Kulissen" und "Was für ein Leben".
Manche Fotografien zeigen die Tiere alleine oder unter ihresgleichen; darunter legere Exemplare, die selbstvergessen an Häusern, Autos oder Laternen lehnen, am offenen Fenster dösen oder mit allen Vieren in der Luft was auch immer machen. Das ist Situationskomik pur.
Hommage an eine besondere Beziehung
Der Großteil der Abbildungen aber porträtiert Hunde und Menschen gemeinsam, und bestätigt damit auf charmante und kunstvolle Art die besondere Verbindung zwischen den beiden Geschöpfen.
Da ist etwa die winzige Promenadenmischung, die auf den Hinterbeinen stehend eine Vorderpfote in die klobige Hand eines Mannes schmiegt. Oder da steht eine alte Frau ganz in Schwarz mit zwei weißen, pudelartigen Fellwuscheln im Arm und strahlt übers ganze Gesicht. Oder ein Kind in vollem Lauf versucht, die Leine zu fassen zu kriegen, mit der der Welpe offensichtlich von dannen geschossen ist.
Witz, Zuneigung, Lebensfreude
Wie viel Witz, Zuneigung, Lebensfreude und tatsächlich auch Glück sich hier offenbaren! Auch und insbesondere bei den zahlreich abgelichteten Prominenten, die mit einem Hund an der Seite ganz anders wirken. Die beiden Chihuahuas auf der sonnenbadenden Jayne Mansfield haben diese vermutlich ebenso im Griff wie das schmusende Langohr einen versonnenen dreinblickenden Gregory Peck. Und selbst Alfred Hitchcock scheint gelassener Zeitung zu lesen, wenn er sie mit einem Terrier teilt.
Dieses Buch macht großen Spaß. Zudem passt es perfekt in die Zeit, wie die seit Jahren steigende Zahl von Veröffentlichungen über Hunde, ihr Wesen und ihre Bedeutung für den Menschen belegt. Um nichts anderes geht es letztlich auch hier. Das verrät ein Zitat Elliott Erwitts über seine Fotografien: "Im Grunde haben sie nichts mit Hunden zu tun... Ich hoffe, dass sie von der menschlichen Existenz handeln." Offensichtlich!