Grant Geissman: "The History of EC Comics (Extra Large)" (engl.)
Taschen Verlag, Köln
592 Seiten, 150 Euro
Die Horror- und Science-Fiction-Meister
10:43 Minuten
Mit Horror-, Science-Fiction- und Kriegsgeschichten revolutionierte der US-Verlag EC Comics in den Fünfzigern die Comic-Welt, die bis dahin nur Superheldenstories kannte. Ein Bildband erzählt nun die Geschichte des Verlags.
Mehrere Kilo schwer und ungemein bildgewaltig ist "The History of EC Comics". Der Bildband ist gerade im Taschen Verlag erschienen. Er erzählt die Geschichte des US-Verlags EC Comics, der die Comic-Welt in den frühen 50er-Jahren revolutioniert habe, sagt der Comic-Experte und Kunsthistoriker Alexander Braun.
Hatte es zuvor fast ausschließlich Superheldenerzählungen gegeben, veröffentlichte EC Comics Horror-, Science-Fiction- und Kriegsgeschichten. "Das schlug ein wie eine Bombe"und habe Maßstäbe gesetzt, die bis heute nachwirkten, so Braun.
Gegründet wurde der Verlag 1945 von Maxwell Charles Gains. "Er wollte mit seinen Comics pädagogisch wirken", habe Bibel- und Historiencomics verlegt. Nachdem er tödlich verunglückte, übernahm sein noch junger Sohn William den Verlag, publizierte zunächst Westerngeschichten und romantische Comics. Ab 1950 schwenkte William Gains dann auf Horror-, Science-Fiction und Kriegsgeschichten um.
Dabei seien die Comics immer "sehr moralisch und humanistisch" gewesen und hätten, obgleich sie unterhaltsam waren, gesellschaftliche Probleme aufgegriffen, sagt Braun. So wurde beispielsweise das Lynchen von Schwarzen oder die Bedrohungen durch den Ku-Klux-Klan thematisiert oder der Abwurf der Atombomben aus Sicht der japanischen Zivilgesellschaft geschildert.
Beginn einer Jugendkultur
Junge Kreative, viele erst Anfang oder Mitte 20, arbeiteten in dem Verlag. Ihnen sei es gelungen, "gutes Artwork und gutes Storytelling" miteinander zu verbinden. Letztendlich habe der Verlag die erste Jugendkultur ins Leben gerufen, noch bevor Rock’n’Roll aufkam, meint Braun: "Die Pädagogen fanden das überhaupt nicht lustig."
Schnell kam es zu einer Welle von Zensur. Allein das Satireheft MAD, das der Verlag ebenfalls entwickelt hatte und herausgab, konnte der Zensur langfristig entgehen - indem die Macher erklärten, es sei ja kein Comic, sondern ein Magazin.
Der Autor des Bildbands "The History of EC Comics", Grant Geissmann, ist ein erfolgreicher Jazz-Musiker. Also "kein Nerd-Autor, der nichts Anderes kennt als den EC Verlag", so Braun. Das mache das Buch "doppelt spannend".
(lkn)