Pija Lindenbaum: Kommst du spielen, Frida?
Deutsch von Kerstin Behnken
Oetinger, Hamburg 2015
40 Seiten, 12,99 Euro
ab 4 Jahren
Die Launen der Freundin
Die schwedische Illustratorin Pija Lindenbaum gehört zu den beliebtesten Bilderbuchkünstlerinnen Skandinaviens. In "Kommst du spielen, Frida?" porträtiert sie mit spitzem Stift zwei gegensätzliche Freundinnen.
Frida hat heute keine Lust, raus zu gehen. Da findet sie es ätzend, dass Berit immer wieder vor ihrer Haustür steht und mit ihr spielen will. Im Matsch wühlen, schaukeln, Tiere unter einem Stein beobachten oder "arme Leute" spielen. Berit bringt Frida sogar ein Eis.
Aber Frida will lieber in ihrem Zimmer sitzen, mit ihrer neuen Schere Affen ausschneiden und ihre Katze streicheln. Und das lässt sie Berit auch richtig spüren. Schnippisch schlägt sie ihr mehrmals die Tür vor der Nase zu.
Dass Berit trotzdem nicht locker lässt, ist rührend und nervig zugleich. Unsere Sympathie ist bei beiden: Bei der phantasievollen, unternehmungslustigen, beharrlichen Berit, und bei der verträumten und unfreundlichen Frida. Denn jeder kennt solche Stimmungen und man ist froh darüber, dass auch andere sie erleben. Zumal die beiden dann später doch noch miteinander spielen, Ameisen und Würmer beobachten und kreischend vereint vor einem Hund weglaufen.
Hintergründig erzählt und gezeichnet
So bekannt und alltäglich Pija Lindenbaums Geschichte zu sein scheint, so hintergründig ist sie erzählt und gezeichnet. Ihr Witz und auch ihre Bedeutung liegen im verbalen und zeichnerischen Detail: Wie Frida bei Berit immer irgendetwas Blödes entdeckt – Dreck an der Stirn oder der Hose.
Aber auch wie Fridas häufiger Blick zur Terrassentür verrät, dass sie aber eigentlich auch ein bisschen auf Berit wartet. Und dann ist da Berits Aussage, "Ich muss nie nach Hause", die ihre Beharrlichkeit so erschreckend erklärbar macht - ein einsames Kind, um das sich niemand kümmert.
Und so bekommt, wer genau liest, eine Menge mehr mit als eine Geschichte über zickige Mädchen. Am Schluss findet Frida Berits Mütze sogar hübsch. Eine leise Liebeserklärung!
Genauso vielsagend sind Pija Lindenbaums Bilder. Sie gehen weit über den Text hinaus. Fridas Missmut bei Berits erstem Auftauchen; ihre gelangweilt verdrehten Augen, als Berit ihr beim Zähneputzen zuschaut, das verliebte Geturtel ihrer Eltern – wie Pija Lindenbaum Mimik und Gestik, Gesichter und Körper zum Sprechen bringt, das ist genial komisch. Und dass sie mit Berit und Frida keine niedlichen, pink gewandeten Mädchen präsentiert, sondern etwas unscheinbare, schweinsnasige, lustige Rotznasen in Blau und Schwarz-Grau, das gibt der Geschichte einen weiteren Kick.
Und schräg sind ihre Bilder im wahrsten Sinn des Wortes: Schräg ragt das Wohnzimmerfenster in die Buchseite hinein, schräg stehen die Haustür, die Badewanne, das Sofa und der ganze Garten. Perspektiven und Blickachsen sind leicht verrutscht, als tänzelten sie über die Bilderbuchseite: die kleinen und großen Menschen, der Hund und das Haus. Bizarr wirkt das, frech, übermütig und einfach so lebendig, wie neugierige, nervige, eigensinnige kleine Mädchen und Jungen sind – Kinder eben!