Jain und Singh: "Es werde Wald!"

Wie Jadav Payeng alleine einen Wald pflanzte

Das Buchcover zeigt ein Aquarell, auf dem ein junger Mann in zwischen zwei Bäumen steht, die Hände Richtung rechte obere Ecke gestreckt, so dass es so aussieht, als ließe er die Vögel fliegen, die gerade in diese Richtung emporsteigen. Über ihm zwischen den Bäumen sind der Buchtitel und die Autorennamen zu sehen.
© NordSüd Verlag

Ishita Jain, Rina Singh

Übersetzt von Anna Schaub

Es werde Wald! Die wahre Geschichte von Jadav PayengNordSüd, Zürich 2022

40 Seiten

18,00 Euro

Von Sylvia Schwab |
Er pflanzte einen Wald und pflegt ihn bis heute. Der indische Förster und Umweltaktivisten Jadav Molai Payeng verfolgte schon als Jugendlicher seine Ziele. Ein farbenprächtiges Bilderbuch erzählt jetzt von seinem Leben und seiner Berufung.
„Es werde Wald!“ – der deutsche Titel spielt auf die Genesis an und erhebt damit einen hohen Anspruch. Doch den löst dieses Bilderbuch mühelos ein mit seinen wunderbaren Bildern und seiner ebenso anrührenden wie aktuellen Geschichte!
Die beiden Inderinnen Rina Singh und Ishita Jain, heute in Kanada zu Hause, haben ein Bilderbuch über den Inder Jadav Molai Payeng gemacht, über einen Förster und Umweltaktivisten, der im Bundesstaat Assam sozusagen aus dem Nichts einen Wald anpflanzte, der heute größer ist als der Central Park in New York.
Schon als Junge pflanzte Molai im Stillen Bäume auf einer verlassenen Sandbank im Fluss Brahmaputra, Jahrzehnte arbeitete er mit seiner Familie weiter an und in seinem Wald. Obwohl er zu Berühmtheit und Ansehen gelangte, ist und bleibt er der Hüter seiner Bäume und der vielen Tiere, die sich inzwischen dort angesiedelt haben. Der Wald wurde sogar nach ihm benannt: Es ist der Molai-Wald.

Jugendlich nahbarer Held

Bilderbücher über Umwelt und Natur, Tiere und Pflanzen sind im Trend. Das Besondere an diesem Bilderbuch ist nun, wie es sein Thema umsetzt. Rina Singh erzählt eine authentische Geschichte über einen inzwischen berühmten Mann, doch sie erzählt sie still und sehr persönlich.
Jadav Molai Payeng tritt hier nicht als der Star auf, der er geworden ist, nicht als Umweltaktivist und Gegenstand zahlreicher Bücher und Filme, sondern als Jugendlicher, der sich mit 16 Jahren allein und beharrlich eine Aufgabe stellt und als Mann, der sein Leben lang nie mehr aufhört, sein Ziel zu verfolgen: Eine Sandbank im Fluss zu retten, einen Wald zu pflanzen und Tieren wie Vögeln und Schlangen, Wildschweinen und Rehen, Nashörnern und Tigern ein Zuhause zu geben.

Farbintensive Aquarelle

Rina Singhs Text ist einfühlsam und sehr warmherzig geschrieben, wohltuend einfach und zurückhaltend. Er spiegelt sozusagen die Persönlichkeit des bescheidenen jungen Mannes und überlässt der Natur und damit den Bildern einen breiten Raum.
Die Aquarelle von Ishita Jain sind wunderschön! Sie schwelgen in Farben, ohne jemals kitschig zu werden. Das schimmernde Grün des Urwalds, der gelbe Dunst über dem Strand, die tiefblaue Nacht und der leuchtend rote Abendhimmel – diese Aquarelle feiern die Natur und die Landschaft, wie eigentlich nur Aquarelle es können.

Nicht belehrend, aber anregend

Kinderbuchautoren und -illustratoren wehren sich oft heftig gegen die Frage nach einer „Botschaft“ ihres Buches. Denn dieser Begriff klingt in ihren Ohren nach pädagogischem Impetus und erhobenem Zeigefinger.
Auch dieses Bilderbuch belehrt nicht und animiert nicht zum Aktionismus. Es erzählt ganz einfach eine anrührende, erfolgreiche und beglückende Geschichte und lässt uns staunen über die Schönheit der indischen Natur.
Aber hinter dieser besonderen Geschichte taucht natürlich die Idee oder der Wunsch auf, dass jeder Mensch etwas tun könnte für seine Umwelt, das Leben von Pflanzen, Tieren und Menschen und die Zukunft unseres Planeten. Aber das sind dann unsere eigenen Gedanken!      
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