Thomas Schütte hat sich sein eigenes Museum bauen lassen
Der Bildhauer Thomas Schütte ist bekannt für Großskulpturen und Architekturmodelle. Für 6,5 Millionen Euro hat er sich in Neuss bei Düsseldorf seine eigene Ausstellungshalle bauen lassen - ein ovaler Pavillon, der nun auf einem Hügel zwischen Wiesen und Äckern steht.
Zwei Wochen nach Ostern weht bei 13 Grad Außentemperatur noch immer ein kalter Wind auf der Insel Hombroich bei Neuss. Es riecht intensiv nach Rindenmulch. Der Hügel wurde von den Landschaftsgärtnern frisch angelegt. Noch grünt nichts. Auf dem Hügel thront ein freistehender Pavillon. Oval, nicht kreisrund. Drumherum Wiesen und Äcker. Die Formensprache könnte von einem skandinavischen Architekten sein. Die Außenhaut besteht aus senkrechten Holzlamellen. Ein umlaufendes Lichtband aus Glas lässt Tageslicht herein. Das durchhängende Dach ist eine Art Schale oder Chip mit überstehendem Aluminium-Kragen. Innen Sichtbeton, Klinker, Holz, kaum ein rechter Winkel. Außen geht der Blick übers Land.
Eines ist diese Ausstellungshalle auf keinesfalls, ein white cube, ein Schuhkarton für moderne Kunst, ein weißer Kasten. Eher ist es das Gegenteil, eine Schatulle, eine Muschel, eine Kunst-Kapelle, ein Tempel für Skulpturen. Gefüllt ist das ovale Kunsthaus zur Premiere mit arte povera von Mario Merz.
"Was soll ich mein Zeug zeigen, ich muss so viele Ausstellungen machen. Das ist ja uninteressant. Jetzt machen wir das mal wie ne Kunsthalle. Wir machen genau das, was die andern nicht machen."
Eines ist diese Ausstellungshalle auf keinesfalls, ein white cube, ein Schuhkarton für moderne Kunst, ein weißer Kasten. Eher ist es das Gegenteil, eine Schatulle, eine Muschel, eine Kunst-Kapelle, ein Tempel für Skulpturen. Gefüllt ist das ovale Kunsthaus zur Premiere mit arte povera von Mario Merz.
"Was soll ich mein Zeug zeigen, ich muss so viele Ausstellungen machen. Das ist ja uninteressant. Jetzt machen wir das mal wie ne Kunsthalle. Wir machen genau das, was die andern nicht machen."
Mehr als 600 qm Ausstellungsfläche
Genau das machen, was die andern nicht machen, sagt Thomas Schütte. Kein Künstlermuseum übers eigene Werk soll es sein, sondern andere will er zeigen. Das Hauptgebäude besteht aus einer Ausstellungsfläche von über 600 qm. Im Nebengebäude sind Kasse, Büro, und Stiftung. Die Baukosten von 6,5 Millionen Euro hat Schütte aus Mitteln der Stiftung selber bezahlt und dafür sechs Skulpturen verkauft. Der international geschätzte Künstler und Bildhauer ist bekannt für seine Großskulpturen. Im Keller ist Platz für Lager, Bibliothek, Archiv und eigener Arbeiten. Da will er viel lagern und ordnen. Von ca. 6500 Werken ist die Rede. Das Depot ist so groß wie eine Tiefgarage. Schüttes Skulpturen sind gerne schon mal 3,70 m groß.
"Ich kann das ja nicht meinen Kindern einfach so unsortiert überlassen. Mit sechzig muss man schon ein bisschen ans Ende denken, sonst n´ bisschen fahrlässig sich da nicht mit zu beschäftigen. Wie viele Kollegen gestorben sind und totales Chaos hinterlassen haben."
"Ich kann das ja nicht meinen Kindern einfach so unsortiert überlassen. Mit sechzig muss man schon ein bisschen ans Ende denken, sonst n´ bisschen fahrlässig sich da nicht mit zu beschäftigen. Wie viele Kollegen gestorben sind und totales Chaos hinterlassen haben."
Die Neue Ausstellungshalle ist also weit mehr als nur ein Gehäuse, eine Nussschale für wechselnde Ausstellungen. Es ist ein Gedächtnis- und Erinnerungsort, ein Ort der Kontemplation und Kommunikation, der Besinnung und des Gesprächs. Der Weg dorthin macht einen langsamer. Man fährt über Dörfer, die Holzheim, Röckrath, Grefrath oder Lanzerath heißen. Köln und Düsseldorf sind entfernt. Eine Absicht ist sicher gewesen, dem Getriebe zu entfliehen. Thomas Schütte ist kein Freund des hektischen Kunstbetriebs.
Kein Architekt, aber Bastler
Der Bildhauer und Raumkünstler Schütte hat seit den frühen 80ern immer auch Architekturmodelle entworfen. Manche sind sogar realisiert worden. Dazu zählt etwa das "Ferienhaus T" in Österreich. Julian Heynen von der Kunstsammlung NRW sagt über Schüttes Architekturmodelle, es seien dreidimensionale Bilder, Gedankenbilder aus eigenem Recht. Nun hat er erstmals ein Haus für die Kunst selber gebaut. Als Architekt versteht er sich nicht. Gern sagt Schütte von sich, ein Bastler zu sein.
"Ich darf ja nix unterschreiben. Ich hab ja keinen Diplom-Ingenieur. Ich darf das ja alles gar nicht."
Sein Entwurf für Hombroich wurde von einem Düsseldorfer Ingenieurbüro umgesetzt. Im Werk des 60-jährigen Düsseldorfer Künstlers nehmen Bauten und Entwürfe einen wichtigen Platz ein.
Seine Architekturmodelle konnte man zuletzt 2010 unter dem Titel "Big Buildings" in der Bonner Bundeskunsthalle bestaunen. Sie heißen etwa "Ferienhaus für Terroristen", "One man House" oder "Tanke Deutschland". Das Haus T ist auf Drängen eines Bauherrn auch errichtet worden. Kein Bungalow, eher eine Kunsthöhle.
"Ein Haus für ein, zwei, drei Tage. Leben in einem Modell 1:1."
In Hombroich ist nun eine Ausstellungshalle im Freien entstanden wie sie etwa auch der ehemalige Düsseldorfer Kunst-Akademiedirektor Tony Cragg in Wuppertal, im Skulpturenpark Waldfrieden, errichtet hat. Ein Ort, an den man gerne reist, und verändert wieder abreist. Im Gegensatz zu Schüttes teils unfriedlichen Großskulpturen, die einen befremdlichen Körperausdruck haben, ist dies ein Ort des friedvollen Innehaltens geworden.
"Sind wir schon n bisschen traurig, wenn wir jetzt hier nach Ostern aufmachen. Müssen wir dann, müssen wir wat Anderes bauen."
Bleibendes wollte er schaffen. Das ist ihm gelungen.
"Ich darf ja nix unterschreiben. Ich hab ja keinen Diplom-Ingenieur. Ich darf das ja alles gar nicht."
Sein Entwurf für Hombroich wurde von einem Düsseldorfer Ingenieurbüro umgesetzt. Im Werk des 60-jährigen Düsseldorfer Künstlers nehmen Bauten und Entwürfe einen wichtigen Platz ein.
Seine Architekturmodelle konnte man zuletzt 2010 unter dem Titel "Big Buildings" in der Bonner Bundeskunsthalle bestaunen. Sie heißen etwa "Ferienhaus für Terroristen", "One man House" oder "Tanke Deutschland". Das Haus T ist auf Drängen eines Bauherrn auch errichtet worden. Kein Bungalow, eher eine Kunsthöhle.
"Ein Haus für ein, zwei, drei Tage. Leben in einem Modell 1:1."
In Hombroich ist nun eine Ausstellungshalle im Freien entstanden wie sie etwa auch der ehemalige Düsseldorfer Kunst-Akademiedirektor Tony Cragg in Wuppertal, im Skulpturenpark Waldfrieden, errichtet hat. Ein Ort, an den man gerne reist, und verändert wieder abreist. Im Gegensatz zu Schüttes teils unfriedlichen Großskulpturen, die einen befremdlichen Körperausdruck haben, ist dies ein Ort des friedvollen Innehaltens geworden.
"Sind wir schon n bisschen traurig, wenn wir jetzt hier nach Ostern aufmachen. Müssen wir dann, müssen wir wat Anderes bauen."
Bleibendes wollte er schaffen. Das ist ihm gelungen.