Warum Trolle so schwer zu fassen sind
Von der Feministin Anne Wizorek sind manipulierte Fotos im Umlauf, die den Eindruck erwecken sollen, dass sie grüne und linke Frauen zum Sex mit Einwanderern auffordert. Wizorek wehrt sich dagegen auch juristisch - auch wenn die Erfolgschancen gering sind.
Seit Anfang des Jahres geistert ein Foto durch Facebook und andere soziale Medien, auf dem eine junge Frau mit einem Demo-Plakat zu sehen ist. "Stay Angry" steht darauf, das Bild entstand auf einem Women's March.
Das ist das Original. Doch es gibt noch eine andere Version. Und manipuliert und bearbeitet hat das Foto eine völlig andere Aussage: Denn auf dem Plakat steht nun eine Losung, in der SPD- und Grünen-Frauen zum sexuellen Bereitschaftsdienst für Migranten aufgerufen werden.
Den Haß zu ignorieren fällt schwer
Die junge Frau heißt Anne Wizorek, bekannt geworden ist sie durch die Kampagne #aufschrei. Sie ist Buchautorin und eine öffentliche Person in Sachen (Netz)-Feminismus.
Wizorek versucht momentan, sich juristisch gegen das Trolling zu wehren. Sie habe dabei aber noch keinen Erfolg gehabt, sagte Wizorek im Deutschlandfunk Kultur. Denn ihre Anwältin habe noch niemanden in der Berliner Staatsanwaltschaft gefunden, der sich der Sache wirklich annehmen wolle.
Im Zweifel auch mal auskotzen
Wizorek glaubt, dass sie im Netz angegriffen wird, weil sie Feministin ist. "Feminismus ist in einer patriarchalischen Gesellschaft immer ein Reizthema", sagte sie.
Den Hass einfach zu ignorieren, fällt ihr schwer. "Natürlich ist es nervig, wenn Sie die ganze Zeit beleidigt werden, angegriffen werden, lächerlich gemacht werden. Das ist ja das Ziel des Ganzen. Hate Speech soll immer die jeweilige Person zum Schweigen bringen, sie auch isolieren, ihr das Gefühl vermitteln, sie ist die Einzige, die so denkt. Und da ist es ganz wichtig, im Hintergrund solidarische Strukturen zu haben, die das auffangen. Wo man sich im Zweifelsfall auch mal auskotzen kann."
Der Rechtsweg bringt zu wenig
Wizorek ist selbst als Referentin in Sachen Hass im Netz unterwegs. Sie sage auch bei Vorträgen, dass man nicht zu viele Hoffnungen auf Anzeigen setzen solle. Dennoch finde sie den Rechtsweg richtig: "Damit es endlich auch mal stärker in den Statistiken auftaucht."
Der Umgang mit Hatern sei individuell, betonte Wizorek mit Blick auf andere Menschen, die sich ebenfalls wehren müssen. Ihr persönlich bringe es nichts, Hasskommentare zu recherchieren und dann in einer Lesung wiederzugeben, sagte sie. Das habe sie versucht, aber gemerkt: "Das ist nicht meins."
(ahe)