Von Manipulation bis Aktivismus
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Angela Merkel stützt Malu Dreyer. Philipp Amthor lässt sich mit Neonazis ablichten. Armin Laschet lacht bei einer Steinmeier-Rede über Flutopfer. Solche Bilder hinterlassen starke Eindrücke. Warum, erklärt Kommunikationswissenschaftlerin Stephanie Geise.
"Visuelle politische Kommunikation wird bedeutsamer", sagt Stephanie Geise. Die Kommunikationswissenschaftler forscht unter anderem an der Universität Bremen und an der Universität Münster zur Rolle der Bilder in der Politik. Als Beispiel nennt Geise Fotos von Gerhard Schröder beim Hochwasser 2002.
Damals wurde er abgelichtet, wie er sich mit Gummistiefeln zwischen den Menschen bewegt. Diese Bilder – "die mediale Repräsentation des hemdsärmeligen Schröder, der mit anpackt" – hat ihm damals mit zum Wahlsieg verholfen. Das haben sogar einige Studien belegen können.
Unpassende Reaktion - negative Wirkung
Damit einher geht aber auch, dass die Menschen von Politikerinnen und Politikern mehr erwarten. Sie müssten die Macht der Bilder kennen und deshalb sensibler mit diesem Thema umgehen. Das sei auch einer der Gründe, warum das Bild vom lachenden Armin Laschet bei der Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, in der er seine Bestürzung über die Flutkatastrophe ausdrückt, so viel Spott hervorgerufen hat. Zusammengefasst: Diese unpassende Redaktion wird ihm übel genommen.
Hier müssen die Politikerinnen und Politiker mehr reflektieren, betont Geise. Denn auch wenn es sich um ein Missgeschick handele, würden potenzielle Wählerinnen und Wähler dennoch sofort Rückschlüsse auf die Kompetenz der Politiker ziehen.
Allerdings hingen diese Rückschlüsse auch davon ab, wie die Öffentlichkeit allgemein gerade die Arbeit der Politikerin oder des Politikers bewertet. Ein gutes Beispiel dafür, ist das Foto von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Ministerpräsidentin Malu Dreyer stützt, während die beiden sich gerade über Situation in den Hochwassergebieten informieren.
Angela Merkel sei als "als eine sehr fürsorgliche Kanzlerin" bekannt und man habe im Zusammenhang mit ihr oft von "Mutter Merkel" gesprochen", erläutert die Kommunikationsexpertin. Dieses Bild spiegele somit eine breite öffentliche Meinung wider.
Authentisch muss es sein
Stephanie Geise betont, es gebe drei Ebenen bei der Inszenierung von Bildern, die vor allem auch in Politiker-Kontexten eine Rolle spielen. Da gebe es das klassische in Szene Setzen, mit dem sich Politikerinnen und Politiker auch lebendiger und greifbarer machen können.
Daraus ergibt sich für Geise die zweite Ebene, denn diese Bilder können dann als "Informationen über die politische Welt" vermittelnd wirken. Das sei natürlich gerade in Wahlkampfzeiten sehr wichtig, denn so könnten Wählerinnen und Wähler mobilisiert und für Themen gewonnen werden
Mit der dritten Variante der Inszenierung sei "der Vorwurf verbunden, dass Politikerinnen und Politiker etwas vorspielen, was so nicht wahr ist", um die Betrachter zu manipulieren – um letztlich gewählt zu werden. Solche Bilder wirkten auf die Betrachter nicht authentisch und seien damit wenig überzeugend.