Draeger findet PISA-Ergebnis enttäuschend
Der Physiker und Bildungspolitiker Jörg Dräger ist bestürzt über die PISA-Noten für deutsche Jugendliche. Einige von ihnen "können im Alter von 15 nur das, was man eigentlich in der Grundschule können sollte", sagte er.
Für Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung und Geschäftsführer des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), zeigen die heute veröffentlichten PISA-Ergebnisse, dass im deutschen Bildungssystem noch immer viele Kinder und Jugendliche "durchs Raster fallen".
Im Fokus der aktuellen Tests standen die Problemlöse-Kompetenzen von 15-Jährigen. Deutschland erreichte dabei einen Platz im Mittelfeld, knapp oberhalb des Durchschnitts. Jörg Dräger sagte im Deutschlandradio Kultur, die Tests zeigten auch: Schlechte Schüler in Deutschland schnitten im internationalen Vergleich besonders schlecht ab. "Sie können im Alter von 15 nur das, was man eigentlich in der Grundschule können sollte und haben in den Jahren dazwischen eben nichts gelernt."
Diese Schüler hätten auch später keine Chance "teilzuhaben", denn wer Fertigkeiten wie Rechnen, das Lesen von längeren Texten und das Lösen von Problemen nicht beherrsche, "der kann auch in der Gesellschaft und im Arbeitsmarkt nicht richtig Fuß fassen", betonte Dräger.
Enttäuschendes Ergebnis für ein Land "der Denker und Erfinder"
Der ehemalige Hamburger Wissenschaftssenator sagte weiter, statt über das G8- und G9-Abitur zu diskutieren, sollten Bildungsverantwortliche und Bildungsexperten lieber überlegen, wie sie dieses Problem in den Griff bekämen. Denn für ein Land "der Denker und Erfinder" sei es besonders enttäuschend, beim Problemlösen nur Mittelmaß zu sein.
Statt sich darüber zu freuen, dass seine Schüler deutlich besser abgeschnitten hätten als die Schüler "in Kolumbien, Bulgarien, Uruguay, Abu Dhabi oder Brasilien", solle Deutschland sich an vergleichbaren Industrieländern wie etwa Frankreich oder Italien orientieren, die bessere Ergebnisse erzielt hätten.