US-Firma erobert Kenias Schulen
Wer will es den Eltern verübeln? Die staatlichen Schulen in Kenia sind überfüllt und marode, also schicken viele ihre Kinder zu "Bridge". Ein US-Unternehmen, das in Afrika expandiert und Schulbildung mittels Tablet verkauft. Gewerkschaften toben.
Am Rande der kenianischen Hauptstadt Nairobi: Im Kawangare-Slum gehen die Kinder zur Riruta-Heiliggeist-Grundschule. Eine öffentliche Einrichtung mit 1500 Schülern, die unterrichtet werden von 21 Lehrern, erklärt Schulleiterin Pauline Muna. Sie führt in einen Klassenraum, dessen Zementboden mit Schlaglöchern übersät ist. Fast 100 Kinder in schmuddeligen blau-rot-grünen Uniformen drängeln sich um uralte Bänke.
"Dies ist unsere Klasse eins – 96 Kinder, unterrichtet von einer Lehrerin. Um die Klasse zu teilen, fehlt es uns an Klassenräumen und Lehrern. Die Regierung sagt, sie habe nicht mehr Lehrer für uns. Dabei sollten nach den Vorschriften in einer Klasse höchstens 50 Kinder sitzen. Bei uns aber hocken sieben oder acht Kinder in einer Bank. Und wir können nichts dagegen machen im Moment."
Der schlechte Zustand dieser öffentlichen Grundschule in Kenia ist keine Ausnahme, eher die Regel. Deshalb boomen seit einigen Jahren private Bildungsangebote, zu sehen wenige Kilometer weiter.
Mit Smartphone und Tablet hunderte Schulen managen
Kingston – ein Viertel des Mukuru-Slums am Nairobi-Fluss: Hier stehen Hütten, Werkstätten aus Wellblech, Kioske und Müllkippen. Die Böden in diesem wild besiedelten Industriegebiet sind vergiftet; nichts wächst; der Wind weht beißenden Geruch heran. Und dann das: Auf einem peinlich sauberen Grundstück von vielleicht 60 mal 60 Metern stehen neue Pavillons – frisch gestrichen – in grün. Gebaut aus Beton und Wellblech. Sie gehören zur privaten Grundschule "Bridge International Academy".
In einem Klassenraum sitzen rund 40 Schüler der sechsten Klasse. An den Wänden hängen bunte Schautafeln. Die Schüler lösen gerade Übungsaufgaben, die Lehrerin geht durch die Bankreihen. Schul-Manager Shadrack Juma deutet auf den Tablet-Computer in ihrer Hand.
"Wir benutzen hier zwei Geräte, um das Unterrichtsgeschehen zu koordinieren: Ich als Schulmanager habe ein Smartphone – da ist die App 'Academy Manager' installiert, um Kontakt zur Zentrale zu halten. Und die Lehrer haben jeweils ein Tablet, um die Lehrinhalte weiterzugeben. Praktisch geht das dann so: Jeden Morgen erhalte ich über die App auf meinem Smartphone ein Update aus der Zentrale, danach eröffne ich einen Hotspot, damit sich die Lehrer über mich einloggen können. Auf ihren Tablets aktualisieren sie dann die Stundenpläne und Lehrinhalte. Dann schauen sie alles durch und sind bereit für den Unterricht."
Schulpflicht, aber keine Investitionen in staatliche Schulen
Was hier so einfach klingt, ist eine Revolution im kenianischen Bildungssystem. Entstanden als Reaktion auf das miserable staatliche System. Als Kenia 2003 die allgemeine Schulpflicht einführte und dazu die kostenlose achtjährige Grundschule, investierte die Regierung nicht ausreichend in neue Gebäude, Lehrer und Unterrichtsmethoden. Die Folgen: Völlig überfüllte Klassen, drei bis fünf Kinder müssen sich ein oft zerfleddertes Buch teilen, dazu fehlen 80.000 Lehrer – und die vorhandenen kommen 30 bis 50 Prozent der Zeit nicht, weil ihre Gewerkschaft durchgesetzt hat, dass sie sich, wenn nötig, um ihre Familie kümmern dürfen. Kein Wunder, dass hunderttausende arme Eltern nach Alternativen suchen.
60 Prozent der Slumbewohner Nairobis schicken ihre Kinder inzwischen auf Privatschulen, eröffnet in den letzten Jahren von Kirchen, Nichtregierungsorganisationen und Geschäftsleuten – mit sehr unterschiedlicher Qualität. Die besten dieser Schulen betreibt die katholische Kirche: solide Gebäude, die den offiziellen Standards der Regierung entsprechen; ordentliches Essen; ordentlich qualifizierte und bezahlte Lehrer; aber sehr begrenzte Kapazitäten. Marktführer für die Armen ist deshalb ein anderer Bildungsanbieter.
Marktführer setzt auf Technik und Zentralisierung
Das kommerzielle US-Unternehmen "Bridge International Academy" betreibt inzwischen rund 400 Schulen in Kenia. Eine davon steht auch in Ichuga – außerhalb der Stadt Nanyuki im mittleren Norden des Landes. Ebenfalls grüne Pavillons wie in Nairobi, aber mehr Platz und blühende Sträucher entlang der Wege.
Schulmanager Job Karue, der früher an einer staatlichen Schule arbeitete, ist stolz, jetzt eine "Bridge"-Schule zu leiten. Das pädagogische Konzept habe ihn überzeugt. Zentrale Rolle spielt darin der Tablet-Computer – der den Lernern hilft, die vom staatlichen Curriculum vorgegebenen Lehrinhalte klar strukturiert und didaktisch sinnvoll in einer genau festgelegten Zeit zu vermitteln, erklärt der Schulmanager. Eine Woche im Voraus überspiele die Bridge-Zentrale in Nairobi das Lehrpensum auf die Tablets der Lehrer. Tagtäglich gibt es dann noch Aktualisierungen. Wobei die Lehrer auch didaktische Anleitungen erhalten, um das selbständiges Denken zu fördern.
"Kinder lernen nicht hauptsächlich dadurch, dass der Lehrer an der Tafel steht und ihnen etwas vorträgt. Nein, er muss, wie ein Fußballtrainer, den Kindern auch praktische Aufgaben geben. Bei 'Bridge' erläutert deshalb der Lehrer zunächst den Inhalt einer Lektion; dann gibt er den Schülern Übungsaufgaben, die sie, zum Teil im Team, lösen – unterstützt vom Lehrer, der durch die Bankreihen geht und, je nach individuellem Bedarf, den Kindern hilft. Das ist ganz anders als an öffentlichen Schulen, wo der Lehrer den Stoff einfach abspult – in der Annahme, dass ihn alle Kinder gleich schnell verstehen. Tatsächlich braucht jedes Kind individuelle Zuwendung."
All das in einem strikt standardisierten Rahmen und landesweit synchronisiert: Der gleiche Unterricht läuft an diesem Dienstagmorgen um elf an allen sechsten Klassen der 400 Bridge-Schulen Kenias.
Virginia Wanguri, eine kaum 20-jährige Lehrerin, zeigt sich begeistert von ihren virtuellen Helfer. Routiniert scrollt sie durch die Mathematik-Lektion, liest mit den Kindern im offiziellen und im "Bridge"-Lehrbuch, illustriert Addieren und Subtrahieren mit Mango-Früchten, die sie von daheim mitgebracht hat. Sie fühle sich nicht eingeschränkt in ihrer Kreativität, in ihrem Eingehen auf einzelne Kinder, sagt Virginia.
"Das Unterrichten mit dem Tablet erlebe ich nicht als stressig, sondern als komfortabel. Ich muss meine Lektionen nicht mehr handschriftlich konzipieren, sondern übermittle nur noch Dinge, die mir – positiv oder negativ – aufgefallen sind, an die Zentrale. Am Abend erhalte ich dann ein Feedback. Und war mein Unterricht nicht optimal, versuche ich, es am nächsten Tag besser zu machen. Hinzu kommt: Das Tablet vermeidet unnötige Diskussionen mit dem Schulmanager. Wenn der sagt, ich sei statt um sieben, erst um acht gekommen, zeige ich ihm, dass ich mich um sieben eingeloggt habe. Deshalb haben wir Lehrer fast nie Streit mit dem Schulmanager. Auch das macht die Arbeit sehr angenehm."
Private "Bridge"-Schulen sind erfolgreicher als staatliche
Gegründet wurden die "Bridge International Academy" von der US-Amerikanerin Shannon May und ihrem Mann Jay Kimmelman. 2007 gründeten May und Kimmelman in Kenia ihre erste Privatschule für Arme – finanziert anfangs aus eigenen Ersparnissen. Ihre Schulen, sagt Shannon May, sollen gute Unterrichtsqualität zu einem erschwinglichen Preis bieten.
Das heißt erstens: Abkehr vom traditionellen Frontalunterricht; stattdessen aktiver Austausch zwischen Lehrpersonal und Schülern nach neuesten pädagogischen Erkenntnissen – bei zugleich optimaler Nutzung der Unterrichtszeit. Es heißt zweitens: strikte Standardisierung der Lehrmethoden und engmaschige Kontrolle: Schüler, Lehrer, Schulmanager, Eltern und die "Bridge"-Zentrale sollen einander rechenschaftspflichtig sein; möglichst geringe Kosten sollen die Gebühren niedrig halten, erklärt Gründerin May.
"Wir haben nach den besten Unterrichtsmethoden gesucht, indem wir die Wissenschaft befragt haben. An Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen wollten wir wissen: Wie helfen wir Kindern am wirksamsten beim Lernen und wie helfen wir Lehrern, gut in Ihrem Beruf zu werden? Jetzt, da wir selbst hunderte Schulen betreiben, forschen wir auch intern und produzieren so zusätzliches Wissen, wie Kinder am besten lernen und wie wir unsere Methodik am besten fortentwickeln."
Seine Lehrer bildet die "Bridge International Academy" in eigenen Seminaren aus. In mehrwöchigen, realitätsnah gestalteten Crashkursen erwerben Sie notwendige pädagogische und technische Fertigkeiten. Die methodischen Konzepte entstehen teils in den USA, teils in Nairobi. Das Resultat lässt sich sehen. Im Jahr 2016 bestanden 74 Prozent der "Bridge"-Schüler die staatliche Abschlussprüfung an Grundschulen. Im nationalen Durchschnitt waren es mit 49 Prozent viel weniger.
Egal ob in staatlichen oder privaten Schulen – die Nationalhymne steht bei allen Schülern Kenias mal auf dem Plan. Genauso wie kritisches Denken und praktische Fähigkeiten. So sieht es das neue Curriculum seit diesem Jahr vor. Auswendig lernen war gestern, nun gibt es das neue Fach "Life Skills", was man mit "Lebenspraxis" übersetzen könnte. Dort lernen die Schüler, im Alltag zurechtzukommen und ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Ein Fach, das an katholischen Schulen Kenias schon seit längerem gelehrt wird – intensiv gefördert vom deutschen katholischen Hilfswerk Misereor.
Aber auch Bridge sieht sich als Vorreiter in der Lehre lebenspraktischer Fertigkeiten in Kenia. Die Erziehung der Schüler zu starken Persönlichkeiten sei integraler Bestandteil der "Bridge"-Pädagogik, sagt in Ichuga Schulleiter Job Karue.
"Die meisten Kinder in Afrika sind einen rauen Umgang gewöhnt – daheim und in der Schule. Kommen diese Kinder dann zu ‚Bridge‘, ändert sich viel für sie: Unsere Lehrer sind nämlich ausgebildet, freundlich und offen gegenüber den Schülern aufzutreten. Unsere Kinder sind auch den größten Teil des Tages beschäftigt; da kommen Sie erst gar nicht auf die Idee, viel Unsinn zu machen. Nach dem Lernen kanalisieren sie ihre Energie stattdessen in sinnvolle Aktivitäten, die ihnen Freude machen – in Fußball, Musik oder Theaterspiel. Außerdem haben wir Zeiten, zu denen ältere Kinder sich um Jüngere kümmern und ihnen helfen, Lernprobleme zu bewältigen. So fördern wir bei allen unseren Kindern Selbstbewusstsein und Eigenantrieb."
"Bridge" ist den zahlenden Eltern verpflichtet
Um dies zu erreichen, bindet "Bridge" nicht zuletzt auch die Eltern der Schüler ein. Jeder Lehrer hat die Telefonnummer der Eltern, die er sofort anruft, wenn ein Schüler fehlt; es gibt einen Elternbeirat, der auch mal hilft, eine Schule einzuzäunen; Elternanfragen und Beschwerden werden von der Zentrale unverzüglich bearbeitet und beantwortet.
"Bridge" sei zuallererst den Eltern verantwortlich, erklärt Gründerin Shannon May. Deshalb habe sie "Bridge" nicht als NGO, sondern als Sozialunternehmen gegründet – als ein sozialen Zwecken verpflichtetes Unternehmen also, das Gewinne komplett reinvestiere und vor allem seinen Kunden, also den Eltern, Rechenschaft schulde.
"Eine spendenfinanzierte Nichtregierungsorganisation mag sich noch so sehr bemühen, den Bedürfnissen der Eltern gerecht zu werden, letztlich ist sie rechenschaftspflichtig gegenüber dem Geldgeber. Wenn der die Finanzierung einstellt, ist das Projekt am Ende. Außerdem kann eine NGO in der Regel kein Geld mobilisieren für Forschung und Entwicklung; für neue Systeme, Software und Konzepte. Eine NGO wird in der Regel für die Implementierung eines Projekts finanziert. Sie tut Dasselbe immer und immer wieder. Sie hat kein Geld, grundsätzlich über ihre Arbeit nachzudenken, zu forschen und innovativ zu arbeiten."
Bill Gates und Mark Zuckerberg haben investiert
Um im großen Stil neue Grundschulen zu gründen, suchte sich "Bridge" so genannte Impact-Investoren: philanthropisch motivierte Investoren, die keinen finanziellen Gewinn für sich, sondern maximale soziale Wirkung erzielen wollen.
"Eine wichtige Voraussetzung dafür, Impact-Investoren für ein Projekt zu gewinnen, ist es, ihnen Lösungen aufzuzeigen, die im großen Maßstab funktionieren. Und genau das tut unser Konzept: Wir arbeiten an hunderten Schulen mit tausenden Lehrern und hunderttausend Schülern; und wir haben gezeigt: Selbst mit einem sehr geringen Budget; mit einem Budget, das sich jede afrikanische Regierung leisten könnte, kann man sehr leistungsfähige Schulen betreiben. Das vor allem hat uns geholfen, Impact-Investoren weltweit für uns zu gewinnen."
Einer der ersten Investoren bei "Bridge" war Ebay-Gründer Pierre Omidyar; später folgten Bill Gates, Mark Zuckerberg, die Weltbank sowie die Regierungen der USA und Großbritanniens. Langfristig will "Bridge" auch Gewinn erzielen, der dann in den Aufbau neuer Schulen fließt. Bisher wollen die Gründer zumindest nachhaltig arbeiten, also die laufenden Kosten selbst erwirtschaften – durch Schulgebühren, die die Eltern zahlen. Umgerechnet sind das pro Jahr für jedes Kind 60 bis 80 Euro.
Wer nicht zahlt, muss die "Bridge" verlassen
Das ist viel Geld für Millionen Menschen in Kenia. Zu ihnen gehört auch Janet Ngoge. Die Schulgebühren machen für ihre drei Kinder etwa ein Viertel ihres gesamten Einkommens aus. Die müde wirkende Frau verkauft an einem Imbiss-Stand Chapati, Fladenbrot, das auf offenem Feuer gebacken wird. Die Schulgebühren überweist Ngoge, wie alle Eltern, bargeldlos per Telefon. Das schmerze oft; aber sie habe keine Wahl, sagt sie. Ihre Kinder sollten einmal die Chance haben, Pilot oder Ingenieur zu werden. Und:
"Eigentlich war die öffentliche Schule teurer, weil meine Kinder dort nichts gelernt haben. Immer wieder wollten sie gar nicht zur Schule gehen, weil sie dort schlecht behandelt wurden. Seit meine Kinder bei 'Bridge' sind, gehen sie gern zur Schule; und ich zahle gern die Gebühren, weil ich weiß: Meine Kinder bekommen eine gute Bildung."
Die meisten Eltern von "Bridge"-Schülern sind Kleinstunternehmer oder Gelegenheitsarbeiter – ohne voraussehbares Einkommen. Ein krankes Kind, eine Preiserhöhung für Mais oder ein Unwetter können ihre Familie in eine wirtschaftliche Krise stürzen. Deshalb räumt "Bridge" Ratenzahlungen ein; und die amerikanische NGO "United we Reach" zahlt etwa 1000 Schülern landesweit die Gebühren und das tägliche Mittagessen. Wer nicht zahlt, muss die private Schule verlassen. Kenias Regierung hilft nicht – auch wenn die privaten Grundschulen besser sind und nachweisbar das überlaufene staatliche System entlasten.
Gewerkschaft: Bildung nicht privaten Investoren überlassen!
Denn gegen die privaten Schulen gibt es Widerstand - vor allem von der nationalen Lehrergesellschaft KNUT, in der ausschließlich Lehrer öffentlicher Schulen organisiert sind. Der stellvertretende KNUT-Generalsekretär Hesbon Otieto sieht das blanke Verderben über Afrika hereinbrechen, wenn Privatschulen für Arme sich durchsetzen.
"Was in Afrika geschehen wird, ist Folgendes: Anstatt das globale Ziel zu erreichen, dass 2030 jeder lesen und schreiben kann, werden wir erleben, dass es sich viele Menschen gar nicht mehr leisten können, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Und zwar deshalb, weil wir unser Bildungswesen privaten Investoren überlassen haben. Wir Afrikaner werden deshalb noch ärmer werden; die Zahl der Analphabeten wird wieder steigen. Und wenn wir unser Bildungswesen, verzeihen Sie den Ausdruck, den Hunden überlassen; dem so genannten ‚Edu-Business‘ – dann werden sie uns sogar diktieren, was wir zu lernen haben in unseren Ländern."
Ähnlich denken auch andere afrikanische Lehrergewerkschaften. Und dazu kommen mehr als 100 NGOs die im vergangenen Jahr gefordert haben, dass die Investoren ihre Finanzierung der "Bridge International Academy" einstellen. Auch wegen des Drucks dieser Akteure führen "Bridge" und andere Träger von Privatschulen für Arme einen zähen Kampf.
Sie werden vom Staat nicht anerkannt, weil sie Vorschriften zur Grundstücksgröße, Qualität der Schulgebäude und Arbeitsbedingungen für Lehrer nur teilweise erfüllen. Es geht zum Beispiel um das Gehalt: Lehrer bei "Bridge" verdienen deutlich weniger als Lehrer im öffentlichen Dienst. Und sie arbeiten mehr: über 50 Stunden pro Woche. Das kann auch zu Erschöpfung führen. Trotzdem unterstützt Janet Muthoni von der Bildungsorganisation "Elimu Yetu" private Grundschulen wie "Bridge" in Kenia.
"Bildung sollte ein öffentliches Gut sein. Und jeder, der wirklich gute Bildung anstrebt, sollte Afrikas Regierungen dabei unterstützen, ihr Bildungswesen sinnvoll auszubauen. In diesem Zusammenhang aber stellt sich die grundsätzliche Frage: Sind unsere Regierungen überhaupt bereit, diese Herausforderung anzunehmen? Sind Sie bereit, sich für bessere Bildung zu engagieren? Und manchmal heißt die Antwort leider: nein. Was tun wir also? Lassen wir zu, dass unsere Kinder, auf unabsehbare Zeit, keine ordentlichen Schulen besuchen? Nein, ich bin der festen Überzeugung, dass wir als verantwortungsbewusste Bürger die Pflicht haben, auch unseren Kindern von heute einen bestmöglichen Zugang zu Bildung zu eröffnen."
"Bridge" expandiert auch in Nigeria, Uganda und Liberia
Und so ist es nicht verwunderliche, dass "Bridge", allen Widerständen zum Trotz, weiter auf dem afrikanischen Kontinent expandiert: Zu den 400 Schulen in Kenia betreibt das US-Sozialunternehmen noch 63 Schulen in Uganda, 23 in Nigeria und im westafrikanischen Liberia hat die "Bridge International Academy" nun 70 staatliche Schulen übernommen. Die Gebühren zahlt hier sogar Liberias Regierung.
Die Regierung in Kenia tut das nicht – sie hofft wohl weiterhin auf ihre staatlichen schulen – wie die Riruta-Heiliggeist-Schule in Nairobis Kawangare-Slum. Dort klagt derweil die Schulleiterin Pauline Muna, ihre Gebäude seien völlig marode. Sie deutet auf einen Pavillon, in dem meterlange Risse klaffen.
"Dieses Verwaltungsgebäude haben die Behörden 2008 für unbenutzbar erklärt. Wir dürfen uns nicht darin aufhalten, weil es bei starkem Regen zusammenbrechen könnte. Da wir jedoch keine Alternative haben, arbeiten wir trotzdem in dem Gebäude – trotz der sehr, sehr großen Risse im Gemäuer."