Bildungsetat

Ärmere Schüler sind auf Spenden angewiesen

Ein Mädchen beim Mittagessen in der Schulmensa.
Kinder einkommensschwacher Eltern bekommen Gutscheine für das Schulessen. © picture alliance / ZB / Jens Büttner
Von Tilo Wagner |
Portugal hat in den vergangenen Jahren in Pisa-Studien überraschend gut abgeschnitten – für viele ein Beweis für eine erfolgreiche Bildungspolitik vor der Krise. Und wie sieht es heute aus? Ein Besuch in einem portugiesischen Bildungszentrum.
Maria ist vier Jahre alt und geht in einen Kindergarten in Sintra, rund 20 Kilometer westlich von Lissabon. Sie hat heute mit ihrer Gruppe ein römisches Museum ganz in der Nähe besucht. Die Busfahrt war preiswert und der Eintritt umsonst, und trotzdem mussten ihre und alle anderen Eltern für den Ausflug bezahlen. Denn der Kindergarten und die angrenzende Grundschule würden die Kosten für die Ausflüge nicht übernehmen, sagt Schulleiterin Patrícia Lourenço:
"Die Schulbehörde besteht darauf, dass wir keine teuren Ausflüge organisieren, damit alle Kinder mitfahren können. Wenn einkommensschwache Eltern aber ihren Kindern die Fahrtkosten nicht bezahlen können, müssen wir uns etwas einfallen lassen. Wir organisieren dann Veranstaltungen in der Schule, um Spenden einzusammeln. Und aus diesem Topf werden dann die Fahrtkosten für diese Kinder bezahlt."
Die Schulleiterin geht durch den Gang des modernen Flachbaus und grüßt im Vorbeigehen eine Erzieherin.
Die steht vor ein paar Kartons mit Stiften, Pappmasche und Farben und prüft die Rechnung: über 1300 Euro – das ist fast der gesamte Betrag, den der Staat für Materialien an die drei Kindergartengruppen in Sintra überweist.
"Zu Beginn des Jahres reden wir mit den Eltern und bitten sie um eine regelmäßige Spende von fünf Euro monatlich. Das ist nicht verpflichtend. Aber von diesem Geld haben wir einen großen Teil der Materialien gekauft."
Essensgutscheine für einkommensschwache Familien
Der Großteil der Eltern muss auch das Mittagessen der Kinder zahlen, einkommensschwache Familien bekommen Gutscheine.
Anrecht auf einen Kindergartenplatz gibt es in Portugal mit dem 5. Lebensjahr, viele Kinder in dem bürgerlichen Vorort sind schon früher in den Kindergarten gekommen, weil die vorherige Regierung in den Ausbau und in die Modernisierung der Schulen und Kindergärten investiert hat.
Seit dem Beginn der Staatsschuldenkrise vor über drei Jahren stehen die Zeichen jedoch auf Sparkurs. Allein im kommenden Haushalt wird der Bildungsetat noch einmal um fast neun Prozent gekürzt, und das, obwohl auch die Grundschulen in Portugal Ganztagsschulen sind. Der Schule in Sintra fehlt es deshalb schon jetzt an Lehr- und Hilfskräften.
Patrícia Lourenço sieht dem Sparkurs mit großer Sorge entgegen:
"Leider wird die Situation hier nicht besser. Im Gegenteil. Wir scheinen uns nur noch um Zahlen zu kümmern, und nicht mehr um die Menschen. Wir haben es hier mit Kindern zu tun, die gerade erst ihre eigene Persönlichkeit entwickeln. Und darauf können wir jetzt immer weniger Rücksicht nehmen."
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