Bildungssystem

    "PISA-Schock" hat offenbar gewirkt

    Die schlechten Ergebnisse nach der ersten PISA-Studie im Jahr 2000 lösten in Deutschland eine Reformdebatte aus. Nun liegt Deutschland im Ländervergleich im Fach Mathematik erstmals über dem Durchschnitt.
    Bei der neuen PISA-Studie der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) standen dieses Mal mathematische Fähigkeiten von Schülern im Mittelpunkt. Am besten hat die Region Shanghai in China abgeschnitten. Mit 613 Punkten liegen die Leistungen der Schüler in der Mathematik mit 119 Punkten etwa drei Schuljahre über dem OECD-Durchschnitt.
    Deutschland liegt bei den Mathematischen Leistungen zwar nicht unter den Top Ten der Studie, hat sich aber im Vergleich zum vergangenen Jahr verbessert und 514 Punkte erreicht. Insgesamt liegen die Leistungen damit über dem OECD Durchschnitt.
    Schon in der vergangenen Studie im Jahr 2009 hatten sich bei den deutschen Schülern Verbesserungen in den Bereichen Mathematik und Naturwissenschaften gezeigt. Der Abstand zum PISA-"Sieger" in den Fächern, Shanghai, entsprach jedoch mit 87 Punkten einem Unterschied von etwa zwei Schuljahren.

    Auch beim Lesen und bei den Naturwissenschaften schnitten Deutschlands Schüler bei der aktuellen Erhebung besser ab. Im Bereich Lesekompetenz wurden 508 Punkte erzielt (OECD-Durchschnitt: 496 Punkte). Der Durchschnittswert bei den Naturwissenschaften lag bei 524 Punkten (OECD: 501 Punkte). Damit liegen Deutschlands Schüler mit ihren Leistungen erstmals in allen Bereichen im internationalen Vergleich über dem OECD-Durchschnitt.
    Nach wie vor große Bildungsungerechtigkeit
    Die neue PISA-Studie zeige zwar große Fortschritte des deutschen Schulsystems, sagt Jörg Dräger von der Bertelsmann-Stiftung. Doch noch immer würden zu viele Kinder "ganz unten durchs Raster rutschen", betonte der Bildungsexperte im Interview der "Ortszeit".
    In eine ähnliche Richtung geht auch die Kritik der Leiterin der Montessori-Schule Potsdam, Ulrike Kegler. "Wir sortieren einfach viel zu früh", betonte Kegler im "Radiofeuilleton". Dabei würden viele Kinder gerade in den letzten zwei Schuljahren "eine enorme Entwicklung" machen, "und wir können nicht so früh die Kinder in verschiedene Systeme einsortieren".
    Ergebnissse in Deutschland stark beachtet
    Bei den PISA-Tests wird das Schulleistungsniveau international verglichen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wiederholt sie alle drei Jahre, aber mit wechselnden Schwerpunkten. In diesem Jahr wurden mehr als eine halbe Million Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 bis 16 Jahren in 65 Ländern weltweit getestet. Die Stichprobe repräsentiert weltweit rund 28 Millionen Schüler in der Altersgruppe. Der Test dauert etwa zwei Stunden.
    Die Ergebnisse werden in Deutschland stark beachtet. Das lediglich mittelmäßige Abschneiden deutscher Schüler bei der ersten Studie im Jahr 2000 sorgte für den sogenannten "PISA-Schock" und löste eine Reformdebatte aus. In Deutschland wurden für die aktuelle Studie 6.000 Schüler an mehr als 1.400 Schulen per Zufallsprinzip ausgewählt. Die Studie soll helfen, drei Kernfragen zu beantworten: Wie gut sind deutsche Schüler im internationalen Vergleich? Wie haben sich die Leistungen im Vergleich zur vergangenen Studie verändert? Und: Wodurch werden die Leistungen beeinflusst?
    Die guten Ergebnisse in Shanghai begründen Experten mit einer anderen Kulturtradition in China, die weniger auf Individualismus setzt als in westlichen Ländern. Man konzentriere sich auf die Einheitlichkeit und Vermittlung von Bildungsstandards. Vertreter der Shanghaier Schulbehörde sagen, den Erfolg bei PISA bezahlten die Schüler mit ihrer Freizeit. Zudem seien die Ergebnisse in Shanghai nicht repräsentativ für das Bildungsniveau Chinas – Shanghai sei als die am weitesten entwickelte Stadt im Osten des Landes etwa nicht mit ländlichen Regionen vergleichbar. Dennoch: Unter den Top Ten der Studie sind neben Shanghai auch Hong Kong, Taipeh und Macao vertreten.

    bre mit dpa. epd
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