Plattform für bilinguale Kinderbücher
850 verschiedene Sprachkombinationen sind bereits über das Kinderbuchprojekt "1001 Sprache" abrufbar. © Getty Images /iStock / frimages
"1001 Sprache" zum Download
06:32 Minuten
Bücher erschließen Kindern eine neue Welt. Damit mögliche Sprachbarrieren speziell den Jüngsten nicht den Weg zum Buch versperren, wurde eine Plattform für bilinguale Bilderbücher ins Leben gerufen. Davon profitieren jetzt auch viele kleine Ukrainer.
Die besten Ideen kommen oft beim Mittagessen. So erging es auch Christina Sturm von dem Lübecker Verein Bücherpiraten, als sie an einem internationalen Kongress für Leseförderung teilnahm. Am Tisch saßen Kolleginnen und Kollegen, die alle das gleiche Ziel verfolgen: Kinder so früh wie möglich an Bücher und ans Lesen heranzuführen.
Eine Kollegin aus Ghana klagte, in ihrem Land, in dem so viele verschiedene regionale Sprachen gesprochen würden, sei es sehr schwierig, die Kinder zu erreichen, erinnert sich Sturm. Inspiriert durch die Kollegengespräche, kam Sturm wenig später die Idee zu dem Projekt „1001 Sprache“ auf der Kinderbuch-Plattform bilingual-picturebooks.org. Heute koordiniert sie das Projekt.
Von Arabisch bis Zapotekisch
Auf der Website sind zweisprachige Kinderbilderbücher, die aus dem Deutschen in bereits Hunderte von Sprachen übersetzt wurden, zum kostenlosen Download hinterlegt. Von Arabisch über Dari und Ukrainisch bis hin zu Zapotekisch.
Gerade jetzt, da Tausende ukrainischer Kinder mit ihren Familien nach Deutschland kommen und viele der kleineren gerade das Lesen lernen, hat ein solches Projekt eine Brückenfunktion und kann zudem dabei helfen, die neue, noch fremde Sprache zu lernen.
Viele Abrufe von Ukrainern
Christina Sturm bestätigt: „Im Augenblick sind sechs Bücher auf Ukrainisch online. Und wir sehen auch an den Downloadzahlen, dass die in der letzten Zeit besonders viel heruntergeladen wurden: Jedes zweite Buch war auf Deutsch und Ukrainisch oder Polnisch oder in einer anderen europäischen Sprache.“
Eine Besonderheit ist, dass alle Bücher von Kindern und Jugendlichen konzipiert und umgesetzt werden. Sturm führt über den Verein Bücherpiraten dazu auch spezielle Bilderbuchwerkstätten, etwa in Kitas, durch. Die Erwachsenen geben beim Entstehungsprozess lediglich fachlichen Rat und Begleitung.
Peu à peu wird so eine Datenbank mit Bilderbuchgeschichten von Kindern für Kinder aufgebaut. Leseförderinnen und -förderer, Eltern und Kinder können dort Texte mit Bildern hochladen oder auch Geschichten herunterladen.
Ehrenamtliche übersetzen die Bücher
Ein Netzwerk von Ehrenamtlichen übersetzt die Geschichten, jede Übersetzung wird von einem zweiten Muttersprachler bestätigt, bevor sie veröffentlicht wird. Möglichst viele Versionen werden zusätzlich als Hörbuch eingesprochen.
50.000 Downloads wurden bislang registriert, in 850 verschiedenen Sprachenkombinationen – „was mich besonders freut, weil es zeigt, dass auch Kinder mit ganz besonderen und seltenen Sprachkombinationen ihren Weg zum Buch finden“, sagt Christina Sturm.
Spendengelder von verschiedenen Stiftungen und privaten Spendern finanzieren die Infrastrukturen des Angebots. Zu den Förderern gehören auch prominente Autorinnen wie Kirsten Boie oder Julia Donaldson.
(mkn)