Als Frau immer irgendwie falsch
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Die Musikerin Billie Eilish erteilt dem Gerede über ihre äußere Erscheinung eine Absage. In dem Video "Not My Responsibility" setzt sie auch ein Zeichen gegen Body Shaming. Dafür findet sie eine gelungene Form, sagt die Journalistin Sonja Eismann.
Billie Eilish taucht aus der Finsternis auf, zieht sich aus und versinkt in schwarzem Wasser. "Kennst du mich? Kennst du mich wirklich? Du hast eine Meinung zu meinen Meinungen, zu meiner Musik, meiner Kleidung, meinem Körper."
Mit diesen Fragen konfrontiert der US-Popstar in ihrem Kurzfilm "Not My Responsibility" ihre Zuschauerinnen und Zuschauer, zeigt aber nicht mehr von ihrem Körper als ihr Gesicht, ihre Schultern und ihre Arme. Am Ende fragt sie: "Beruht mein Wert nur auf deiner Wahrnehmung oder bin ich für deine Meinung über mich nicht verantwortlich?" Ihr Kurzfilm ist eine Absage an Erwartungen und öffentliche Meinungen.
Nicht genug oder zu viel Frau sein
Sonja Eismann, Mitherausgeberin des Missy Magazine, bringt Eilish so auf den Punkt: "Ich lass mir nicht reinreden, wie ich mich inszeniere, wie ich mich für meinen Körper zu fühlen habe." Manche fänden, sie ziehe sich nicht weiblich genug an, andere beschimpfen sie als "Schlampe"; manche fänden ihre Kleidung schrecklich, andere feierten sie gerade dafür. Eilish sei ein Role Model für junge Frauen, weil sie einen Sinn für Mode habe, ohne Sexyness zu bedienen.
"Damit macht sie deutlich, was der Kern von Body Shaming ist, dass man als Frau immer unter Beobachtung steht. Man ist eben immer zu viel oder zu wenig - aber meistens immer irgendwie falsch."
Eismann findet das Video gelungen. Eilish schaffe es darin, die Fixiertheit auf Äußerlichkeiten zu überwinden und ihren Körper nicht zur Schau zu stellen.
"In diesem Film gibt sie eine differenzierte Antwort darauf, wie andere sich das Recht herausnehmen, ihren Körper zu beurteilen", so Eismann. Die Sängerin behalte die Kontrolle darüber, was sie zeige und verschwinde am Ende.
(leg)