"Billie Eilish: The World's A Little Blurry" auf AppleTV+

Vielschichtiges Porträt einer rätselhaften Künstlerin

07:51 Minuten
Die Singer-Songwriterin Billie Eilish steht am Mikrofon und singt mit geschlossenen Augen. Im Hintergrund ist gelblicher Rauch zu sehen sowie ein Musiker, der mit gesenktem Kopf Gitarre spielt.
Abbild einer Generation: Billie Eilish repräsentiere Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren, sagt Musikjournalistin Jenni Zylka. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Uncredited
Jenni Zylka im Gespräch mit Sigrid Brinkmann |
Audio herunterladen
Billie Eilish war 18 Jahre alt, als sie 2020 in allen vier Hauptkategorien die Grammys für ihr Album gewann. Ein Filmteam hat die Künstlerin in den Jahren 2019/2020 begleitet. Entstanden ist dabei ein Film nicht nur für Fans.
Billie Eilish schreibt mit ihrem Bruder zusammen den Song "Bad Guy" und albert herum. Sie wird von ihrer Mutter geweckt und erzählt, dass sie im Bett ihrer Eltern schläft, weil sie Angst vor Monstern in ihrem Zimmer habe. Sie macht ihren Führerschein und bekommt ihr Traumauto geschenkt.

Mischung aus Tournee-Doku und Homestory

Die fast zweieinhalb Stunden lange Dokumentation "Billie Eilish: The World's A Little Blurry" mischt Filmaufnahmen aus den Jahren 2019 und 2020 von Konzerten und zu Hause mit älterem Home-Videomaterial der Familie.
"Wir sehen das Leben einer Musikerin, die auch kaum etwas anderes macht als Musik. Denn sie ist ja sogar zu Hause unterrichtet worden. Der Film zeigt also sehr viel von ihr und ihrer privaten Umgebung", sagt die Musikjournalistin Jenni Zylka.
Man bekomme außerdem eine Ahnung von Billie Eilishs Talent als Sängerin. Es sei beeindruckend, wie Billie Eilish auf der Bühne einfach so anfange zu singen, ohne sich den Ton vorgeben zu lassen. Das lasse auf ein "absolutes Gehör" schließen. Genauso beeindruckend sei auch, wie professionell und kreativ ihr älterer Bruder Finneas arbeite.

Ambivalente Rolle der Eltern

Gleichzeitig mache man sich auch Sorgen beim Schauen des Films, so Zylka. Man frage sich, ob Billie depressiv sei oder ob es sich bei ihrer deprimierten Art und der Traurigkeit in den Texten nur um eine Phase der Pubertät handle.
Ambivalent erscheine die Rolle der Eltern: Einerseits beschützten sie ihre Tochter sehr und unterrichteten sie im Homeschooling. Auf der anderen Seite schickten sie Billie auch mit einem verstauchten Knöchel noch auf die Bühne: "Das ist ein sehr, sehr zusammengewachsenes und fast schon ungesund enges Verhältnis, würde ich mal von außen sagen", so Zylka.
Abgesehen von einigen Längen bei den Konzertszenen schaffe es der Film, auf mehreren Ebenen zu erzählen, was für eine Frau Billie Eilish sei: "Als Phänomenologie, dann als Coming-of-Age-Story, auch als Porträt einer bestimmten Generation, und vielleicht auch ein bisschen als Gender-Porträt." Die Handkamera-Aufnahmen des Filmteams passten sehr gut zu dem älteren Material aus der Familie.
Am Ende sei die Dokumentation "viel mehr als ein Fan-Stück", meint Zylka: "Es ist intimer, tatsächlich fast so wie ein Film von Billie Eilish selbst, bei dem man sich dann eben überlegen muss, wie man sie findet, ob einem das alles ein bisschen zu 'emo' ist oder inwiefern man sie als Enigma wahrnimmt und gut finden möchte."
(kpa)

Die Dokumentation "Billie Eilish: The World’s A Little Blurry" des Regisseurs R.J. Culter gibt es bei Apple TV.

Mehr zum Thema