Warum sich die Grammys trotzdem ändern müssen
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Da mag die Recording Academy noch so viel von Diversität reden: Wenn die erste weibliche Präsidentin bereits nach wenigen Monaten suspendiert wird, sieht das nicht gut aus, findet Kerstin Zilm. Auch sonst sieht sie bei den Grammys Reformbedarf.
Erstens das Offensichtliche: Weil die Top-Gremien der Recording Academy zu weiß, zu alt und zu männlich besetzt sind und es nicht reicht, eine Taskforce zur Analyse der Probleme zu schaffen und eine Frau zur Vorsitzenden der Akademie zu machen.
Zweitens: Weil es nicht nur nicht gut aussieht, sondern auch von wenig Urteilsvermögen zeugt, wenn der Jungsclub diese Frau einstellt, um veraltete Strukturen aufzubrechen und sie nach wenigen Monaten mit der Begründung beurlaubt, sie kommandiere die Männer zu viel herum.
Drittens: Weil Lady Gaga sich nirgendwo sonst in einem überdimensionalem Ei von halbnackten Männern über den Roten Teppich tragen lassen kann, Jennifer Lopez nirgendwo sonst ein Kleid mit Ausschnitt weit jenseits des Bauchnabels tragen kann und Moderatorin Alicia Keys nirgendwo sonst in schweren Zeiten so viele traurige Herzen trösten kann.
Viertens: Weil es einfach zu viele Kategorien gibt. 84! Das ist exzessiv. Die Oscars haben 24. Ganz abgesehen davon, dass Musik von heute - obwohl es so viele Kategorien gibt - nicht mehr in diese Schubladen passt. Wie sonst ist es zu erklären, dass der Country-Rap Song "Old Town Road" in der Kategorie beste Pop-Performance gewonnen hat?
Fünftens: Weil die Reform-Taskforce schon geschrieben hat, wie es weiter gehen muss, und wenn ihre Vorschläge nicht schnell umgesetzt werden, die Grammys jede Grundlage dafür verlieren, als die wichtigsten Preise der Musikindustrie anerkannt zu bleiben.