Familienfotos von der Popikone
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Kurz vor Erscheinen ihres neuen Albums veröffentlicht Billie Eilish einen Bildband mit unzähligen Fotos aus ihrem Privatleben. Ungewöhnlich für die junge Musikerin, der Privatsphäre bisher so wichtig war, meint die Journalistin Aida Baghernejad.
Früher kam Billie Eilish in weiten Schlabberklamotten daher. Einblick in ihr Privatleben gab sie nur wenig. Nun hat sich der 19-jährige Popstar für die Modezeitschrift "Vogue" in hautengen Dessous abbilden lassen.
Wendepunkt in der Selbstinszenierung
Und bevor ihr neues Album "Happier Than Ever" im Sommer herauskommt, präsentiert sie in einem Fotoband Hunderte Bilder aus ihrem Leben: vom Säugling, der mit der Mutter im Pool planscht, bis zum Teenagerfoto mit ihrer besten Freundin. Dazu gibt es noch ein von ihr eingesprochenes Hörbuch. Die Zeiten der Zurückhaltung scheinen vorbei zu sein.
Ein Wendepunkt in der Selbstinszenierung, meint auch die Journalistin und Kritikerin Aida Baghernejad. Die jugendliche Künstlerin scheint ein Kapitel ihres Lebens abgeschlossen zu haben.
"Und jetzt ist sie 19 und als erwachsene Frau entscheidet sie sich, ob und wie sie Blicke in ihr Leben und an ihren Körper gewährt. Allerdings steht das durchaus im Widerspruch zu ihren bisherigen Aussagen zur Privatsphäre. Aber natürlich hat sie auch ein Recht auf Weiterentwicklung", sagt die Journalistin.
Immer ist eine Kamera auf sie gerichtet
Der Fotoband zeige den stetigen Aufstieg der Musikerin, quasi von der Geburt bis zum Abbruch der geplanten Welt-Tournee während des ersten Corona-Lockdowns im vergangenen Jahr.
Garniert werden die Bilder mit "lakonischen Kommentaren, die eine wenig geschönte Perspektive auf den Alltag eines jungen Popstars" einnehmen, sagt Baghernejad.
So schreibt Eilish beispielsweise: "In jedem Familienvideo von uns gibt es eine Einstellung, bei der ich in die Kamera schaue und sage: Ich will auch sehen. Ich konnte es nicht ertragen, nicht hinter der Kamera zu stehen. Ironischerweise ist es jetzt genau anders herum: Immer scheint irgendeine Kamera auf mich gerichtet zu sein."
Eine Form der Wertschätzung
Es ist nicht selten, dass Popstars oder Influencerinnen persönliche Bildbände veröffentlichen. Sei es Madonnas Skandalbuch "Sex", Rihanna mit "The Last Girl On Earth" oder Kim Kardashian mit einer Sammlung ihrer Selfies. "Es ist eine Art popkulturelle Aneignung des klassischen Hochkulturgutes Bildband", sagt Baghernejad.
Bei Billie Eilish gewinne der Bildband zusätzlich Relevanz: "Weil ihre Arbeit vor allem digital konsumiert wird, digital stattfindet", erklärt die Journalistin. Bekannt wurde Eilish über Soundcloud und Instagram.
"Und Druck auf Papier ist letztendlich eine Form der Wertschätzung, der Aufwertung – und für viele ihrer meist jungen Fans vielleicht der erste Bildband", so Aida Baghernejad.
(lkn)