Zum Nachhören: Unser erstes Serienquartett finden Sie hier.
Von Göttern und Menschen
Der Serienboom ebbt nicht ab: Was darf man auf keinen Fall verpassen? Anna Wollner, Hendrik Efert, Susanne Burg und Patrick Wellinski bilden das kritische "Vollbild"-Serienquartett – und richten über die aktuelle Staffeln von "Twin Peaks" bis "I Love Dick".
Die Serienflut geht munter weiter. Diesen Sommer sind Serien-Enthusiasten ganz außer Rand und Band, weil David Lynch uns wieder nach Twin Peaks holt und damit nicht nur sein eigenes Schaffen, sondern das serielle Erzählen allgemein einfach mal auf eine neue Ebene hebt. Auch sonst ist so einiges los; von der Götterdämmerung bei "American Gods" bis zum vulgären Ton der Politikszene in "Veep". Die zweite Folge unseres Serienquartetts hat diese Serien gesichtet und spricht Empfehlungen und Warnungen aus.
Twin Peaks - Die Rückkehr (Sky Atlantic)
1990 versetzte die Krimiserie "Twin Peaks" die globale Fernsehgemeinde in pure Aufregungen. Alle rätselten mit, wer denn die Schönheitskönigin Laura Palmer umgebracht hat. David Lynch hat gemeinsam mit Mark Frost schon damals die üblichen Erzählmodelle über Bord geworfen und philosophierte alptraumhaft vom Bösen in uns und zeigte Bilder einer Welt, die wir nicht wahrnehmen wollen. Mit der dritten Staffel schließt er da nahtlos an, katapultiert die Serie aber in ganz verwirrend-schöne Höhen.
American Gods (Amazon Prime Video)
Götterdämmerung in den Vereinigten Staaten. Die alten Götter, die mit den Einwanderern ins neue Land kamen, sind müde und träge geworden. Sie haben außerdem auch noch Konkurrenz von neuen Göttern bekommen: Massenmedien und Internet. Die Welt rüstet sich zum großen Krieg und mit dabei: ein Ex-Sträfling, der sich zwischen den Fronten wiederfindet. Das ist die Handlung von Neil Gaimans Fantasy-Bestseller "American Gods". Die darauf basierende Serie wurde von Fans heiß erwartet, doch kann das göttliche Kriegsgebaren auch unser Quartett überzeugen?
Veep – Die Vizepräsidentin (Sky Atlantic)
Selina Meyer ist im Politikbetrieb recht einzigartig. Nachdem die erste weibliche Kurzzeitpräsidentin die Wahlen verloren hat, sammelt sie in der sechsten Staffel von "Veep" die Trümmer ihrer politischen Existenz auf. Sie braucht Geld für ihre Bibliothek und sie will auch Memoiren verfassen, die ihre Arbeit ins rechte Licht rücken. Schon vor dem Start der neuen Staffel war man sich in Amerika einig, dass keine Serie das Regierungschaos der Trump-Ära besser in Bilder und Worte fasst als diese zotige Komödie. Ob das auch wirklich lustig ist, das spaltet das Serienquartett ein wenig.
I Love Dick (Amazon Prime Video)
Chris Kraus‘ Erfolgsroman "I Love Dick" über die Unwägbarkeiten des weiblichen Begehrens wurde jetzt von der "Transparent"-Erfinderin Jill Soloway in eine Fernsehserie umgewandelt. Die Geschichte einer frustrierten Künstlerin, die sich in den Macho-Künstler Dick verliebt und dabei ihre eigene Ehe neu denken muss, sorgte im Feuilleton für Furore. Ob das auch für die Serie gilt, die sich sogar ein bisschen von der Vorlage entfernt, diskutiert das Quartett und kommt zu unterschiedlichen Einschätzungen.