Bingewatch, das Serienquartett (4/2018)

Weihnachtsmänner, die auf Bildschirme starren

Zwei Schauspieler der Netflix-Serie "Dogs of Berlin" stehen an einem Schreibtisch
Enttäuschte unsere Kritiker: die Netflix-Serie "Dogs of Berlin". © © 2018 Stefan Erhard
Moderation: Susanne Burg und Patrick Wellinski |
Die Feiertage nahen und mit ihnen reichlich Zeit, um neue Serien zu schauen. Etwa der deutsche Epos "Dogs of Berlin" oder die italienische Coming-of-Age-Reihe "Baby". Lohnt es sich? Unsere Kritiker haben eingeschaltet, damit Sie es nicht müssen.
Die Weihnachtszeit lädt ein zum Seriengucken auf dem Sofa, zum Bingewatchen. Wir haben vorsortiert und besprechen in der vierten und letzten Ausgabe des Jahres vier neue europäische Serien und diskutieren, wie viel sich getan hat auf dem europäischen Serienmarkt und wie gut sich die Serien aus Deutschland, Italien, Polen und England schlagen. Da gerade Netflix verstärkt auf Produktionen aus europäischen Ländern setzt, haben wir uns für diese Ausgabe auf diese Serien konzentriert.

Alternative Geschichtsschreibung in "1983"

Es ist die erste polnische Netflix-Produktion und sie betreibt ein interessantes historisches Gedankenspiel: Was wäre, wenn der Kommunismus überlebt hätte? In der Dystopie, bei der auch die international bekannte Regisseurin Agnieszka Holland Regie geführt hat, wird Polen 1983 von Terroranschlägen erschüttert und der Kalte Krieg hat nie aufgehört. Zwanzig Jahre später sammelt das Regime Daten und zensiert Harry Potter. Ein junger Jura-Student ist den großen Verschwörungen von damals auf der Spur. Eine gelungene erste große Qualitätsserie aus Polen, befindet das Quartett.

Bewertung: Top / Top / Top / Flop

Prostitution aus Langeweile in "Baby"

"Baby" spielt unter 14- bis 15-jährigen Jugendlichen in der römischen Oberschicht. Sie gehen zu luxuriösen Partys, trinken, nehmen Drogen, haben Sex – und zwei der Jugendlichen bieten irgendwann auch Sex für Geld an. Sie prostituieren sich nicht, weil sie das Geld bräuchten, sondern ein bisschen aus einer Langeweile heraus, aus einer Sehnsucht, auszubrechen aus dem goldenen Käfig. Regisseur Andrea deSica, Enkel des großen italienischen Neo-Realisten Vittorio deSica, verarbeitet einen Skandal, der sich 1994 tatsächlich in Italien zugetragen hat. Sehr nahe dran an den Jugendlichen zeigt deSica, wie sehr die Pubertierenden auf der Stelle treten. Auf der Stelle tritt allerdings auch die Serie zu stark, urteilt die Runde.

Bewertung: Flop / Flop / Flop / Flop

Berliner Unterwelten: "Dogs of Berlin"

Berlin 2018: Die Cops sind korrupt, die arabischen Clans haben die Stadt übernommen, die Neonazis holen ihre Baseballschläger raus, und selbst auf die deutsche Nationalmannschaft ist kein Verlass mehr. Ein Fußballstar wird umgebracht und ein Polizeiduo soll ermitteln. Die Serie entwickelt und auch Regie geführt hat Christian Alvart, einer der derzeit interessanten deutschen Mainstream-Regisseure. Bekannt unter anderem durch die Til Schweiger-Tatorte. Hendrik Efert wünschte sich dann auch, dass Nick Tschiller mal bei "Dogs of Berlin" um die Ecke geschaut und aufgeräumt hätte. Hat er aber nicht getan. Und so richtet Christian Alvart hier ganz alleine ziemliches Unheil an – meint der Großteil der Runde.

Bewertung: Top / Flop / Flop / Flop

Bang Bang Gunpowder-Thriller "Bodyguard"

"Bodyguard" ist eine der erfolgreichsten BBC-Serien der Vergangenheit – mit 36 Millionen Abfragen beim iPlayer. Im Zentrum steht David Budd, Polizist einer britischen Spezialeinheit. Er ist zusammen mit seinen Kindern in einem Zug, in dem sich eine Selbstmordattentäterin in die Luft sprengen will. Nach seinem heldenhaften Einsatz wird David Budd zum Bodyguard der Innenministerin befördert. Mit Heckenschützen, Bombenattentaten und politischen Verschwörungen geht es in einem Tempo weiter, das einen atemlos, aber am Ende auch ein bisschen enttäuscht zurücklässt.

Bewertung: Top / Flop / Flop / Flop


Weitere Serientipps in der Sendung:
Hendrik Efert empfiehlt die aktuelle Staffel von "Cobra ky" (YouTube)
Anna Wollner empfiehlt "Das Institut" (Bayrischer Rundfunk)
Susanne Burg empfiehlt die amerikanische Serie "Kidding" mit Jim Carrey (Sky Atlantic)
Patrick Wellinski empfiehlt die vierteilig Doku-Serie des amerikanischen Senders Showtime "The Fourth Estate"

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