"Ich behaupte, man kann Coronatests für unter zehn Euro anbieten"
06:53 Minuten
Goldene Zeiten für die Hersteller von Atemschutzmasken, Desinfektionsmitteln oder Coronatests: Olfert Landts Firma hat seit Jahresanfang bereits Millionen von Coronatests verkauft. Man kann diese Tests relativ günstig anbieten, betont er.
Eigentlich sei es ganz einfach, Coronatests herzustellen, sagt der Biochemiker Olfert Landt. Er muss es wissen: Seine Berliner Firma TIB Molbiol produziert Testkits, mit denen Viren nachgewiesen werden können – etwa die Erreger von Sars, Geflügelpest, Schweinegrippe und jetzt auch das Virus, das die Lungenkrankheit Covid-19 hervorruft. Millionen Testkits hat Landts Firma seit Anfang des Jahres bereits hergestellt und weltweit verschickt.
"Seit März sind wir an der Grenze der Kapazitäten und wir haben jetzt so viele Aufträge, dass wir es nicht mehr schaffen können", sagt Landt. Er sucht dringend neues Personal und kann inzwischen Testkits nicht mehr am Tag des Auftrags liefern. "Und wenn wir große Aufträge bekommen wie von der WHO, müssen wir dem sowieso eine Woche Zeit geben. Es sind tausende von Kits, die in einer Bestellung stecken."
Fünf Euro Materialkosten
Olfert zufolge ist es auch nicht teuer, Coronatests zu produzieren. Wenn man sie in großen Mengen herstellt, lägen die Materialkosten bei gut fünf Euro. "Ich behaupte, man kann diesen Test, wenn man es im großen Maßstab macht, für unter zehn Euro anbieten."
Generell werde in Deutschland derzeit genug auf Corona getestet, meint Olfert. Auch dank des "Warnschusses" durch die frühen Infektionen beim bayerischen Autozulieferer Webasto im Januar sieht er das Land gut aufgestellt: "Alle deutschen Labors haben frühzeitig bestellt, das heißt, die konnten alle testen. Und vielleicht ist das mit eine Begründung, warum wir relativ wenig Todesfälle haben, dass wir dort, wo es ausgebrochen ist, sehr schnell Maßnahmen ergreifen konnten."
Drive-Through-Tests eine "coole Lösung"
Um die derzeitige Last der Laborbetriebe zu verringern und die Bevölkerung zu beruhigen, seien sogenannte "Drive-Through-Tests" eine "coole Lösung", findet Olfert. "Es gibt auch Vollautomaten, die man da reinstellen könnte, und dann hat man wirklich Tupfer durchs Fenster gereicht, gleich in eine Lösung, die desinfiziert, dass also das Personal dort nicht gefährdet ist. Und dann liefern die Maschinen nach 80 Minuten das erste Ergebnis, Ergebnis gibt es per SMS oder E-Mail."
Technisch ließe sich das Olfert zufolge offenbar auch sofort umsetzen. Administrativ allerdings nicht: "Da müssten Behörden zustimmen, und das geht alles sehr langsam."
(uko)