Thomas Kielinger: "Winston Churchill. Der späte Held"
C.H. Beck Verlag München, September 2014
400 Seiten, 24,95 Euro, auch als ebook
Churchill, ein später Held
Winston Churchill galt als überholter Politiker und Kriegstreiber in Großbritannien. Das "Duell mit Adolf Hitler" habe ihn aber schließlich zum Helden gemacht. Der Journalist Thomas Kielinger hat eine Biografie über den ehemaligen Premierminister geschrieben.
Lange habe er mit seinem Verlag über den Untertitel der Biografie gerungen, erzählt Thomas Kielinger, langjähriger Korrespondent der Tageszeitung "Die Welt" in London. Winston Churchill sei ja bereits als junger Mann zum nationalen Helden geworden, nachdem er an drei Empire-Kriegen teilgenommen und deswegen einen Sitz im Unterhaus gewonnen hatte.
Zum späten Helden habe ihn 1940 das "Duell mit Adolf Hitler" gemacht. Als er erstmals zum Premierminister ernannt wurde, sei er wieder eins gewesen mit seinem Land, mit dessen Gegenwart und Zeitgeschichte, während er zuvor noch als überholter Politiker gegolten habe, ja als Kriegstreiber in einem Großbritannien, das aus den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges heraus auf Frieden gestimmt gewesen sei.
Eine Kapitulation kam nicht in Frage
Und auch dann noch habe er im eigenen Kabinett erst die Strategie durchsetzen müssen, dass kein Nachgeben, keinen Dialog mit Deutschland geben dürfe, um den Tyrannen Hitler zu überwinden. Als Patriot sei er auch fest überzeugt gewesen, eine deutsche Invasion der britischen Inseln abwehren zu können, habe deswegen schon vorab eine Kapitulation rundweg abgelehnt.
Churchill sei dann ein erfolgreicher Redner im parlamentarischen Unterhaus gewesen, so er sich darauf gut vorbereitet habe. Spontan und schlagfertig zu sein, sei ihm lediglich im Frage und Antwort zwischen Regierung und Abgeordneten gelungen.
Zu Recht habe er den Literaturnobelpreis erhalten, weil er ein namhafter Bestsellerautor gewesen sei, dem vor allem in den USA höchste Honorare gezahlt worden seien, mit denen er ein vermögender Mann wurde, denn er verdiente anderweitig nur wenig Geld, solange er in seiner 60-jährigen Laufbahn nur Unterhausabgeordneter war.
Churchill, der letzte Impressionist
Gern würde Kielinger ihn fragen, könnte er ihn heute interviewen, ob er nicht zuweilen versucht gewesen sei, die Politik um des Malens willen aufzugeben, denn seine Bilder würden Churchill als letzten Impressionisten ausweisen, jedenfalls im Urteil seines Biografen.
Von Boris Johnson dagegen dürfe der Leser keine Biografie erwarten. Der Bürgermeister von London nutze als begeisterter Anhänger Churchills die Höhepunkte von dessen Karriere, um seine eigenen politischen Ambitionen zu spiegeln. Und dies sei ihm, der David Cameron beerben wolle und über Churchill-hafte Eigenschaften verfüge, sprachlich gut gelungen.
Boris Johnson: "The Churchill Factor. How one man made history"
Verlag Hodder&Stoughton, London Oktober 2014
416 Seiten, 25,00 Pfund