Mona Horncastle: "Josephine Baker"
MoLden Verlag, Wien 2020
256 Seiten, 28 Euro
Tänzerin, Ikone und Freiheitskämpferin
13:38 Minuten
Berühmt wurde Josephine Baker als Tänzerin mit Bananenröckchen, doch sie war viel mehr. Eine neue Biografie erzählt die Geschichte einer Frau, die sich gegen Rassentrennung, Klischees und die Nazis wehrte.
Mona Horncastle hat eine Biografie über Josephine Baker geschrieben. Auch wenn Baker in den USA geboren worden sei, sei sie kein amerikanischer, sondern ein europäischer Star gewesen, sagt die Autorin. Baker wurde als "Tänzerin im Bananenröckchen" berühmt. Doch Horncastle zeigt in ihrem Buch, dass dieses Bild Baker nicht im Ansatz beschreibt.
Sexy, schwarz und amüsant
Bekannt wurde Baker in Paris, erzählt Horncastle. "Sie hat 1925 erkannt, dass sie ein Klischee bedient, nämlich sexy, schwarz und amüsant. Und dass sie damit Erfolg haben kann."
Paris war Mitte der 1920er-Jahre der Ort, wo sich die Avantgarde aus Literatur, bildender Kunst und Musik traf. Auf den Bühnen der Stadt ging es freizügiger als anderswo zu. "Die 20er-Jahre sind ein Tanz auf dem Vulkan und alles, was wild, exotisch und frei war, wurde gefeiert", erzählt Horncastle.
Waffen und Menschen versteckt
Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs war Baker mit einem jüdischen Industriellen aus Paris verheiratet. Sie erlebte nach der Besetzung durch die Nationalsozialisten die Verfolgung der Juden und beschloss, sich der französischen Résistance anzuschließen.
Baker zog sich zurück auf ihr Schloss in der Dordogne, das zu einem Ort konspirativer Treffen wurde. Sie versteckte dort Menschen und auch Waffen für die Widerstandsbewegung. Sie selbst schmuggelte Informationen der Résistance, die sie mit unsichtbarer Tinte auf ihre Notenblätter schrieb, nach Portugal. Wegen ihres Ruhms konnte Baker problemlos Grenzen passieren, berichtet Horncastle.
Staatsbegräbnis in Frankreich
Josephine Baker habe sich nicht einschränken lassen, so Horncastle. "Schon als Widerstandskämpferin in Nordafrika hat sie angefangen, durchzusetzen, dass es keine Rassentrennung im Publikum geben darf. Und das hat sie als erste schwarze Künstlerin auch in Amerika durchgesetzt." Sie sei dort auf Tour gegangen und durfte in vielen Hotels nicht übernachten, aber ihr Publikum sei immer gemischt gewesen.
Baker habe sich zunächst selbst befreit und dann ihren Ruhm genutzt, um gegen jede Form der Ausgrenzung zu kämpfen, resümiert Horncastle. Nach ihrem Tod 1975 bekam sie deshalb in Frankreich ein Staatsbegräbnis.